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Die Arbeitswelten verändern sich

Die technische Entwicklung, die Anforderungen der Mitarbeiter und neue Formen der Arbeitsprozesse beginnen die Büroflächen zu verändern. Die nächsten zehn Jahre werden hier einige interessante Neuerungen bringen. Im Interview spricht Sandra Böhme, geschäftsführende Gesellschafterin der deutschen Firma aconsea, über unterschiedliche Entwicklungen und warum vielleicht in dem einen oder anderen Bürohaus eine Tomatenpflanze besser aufgehoben wäre als ein Mitarbeiter.

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Kurz zu Ihrem Unternehmen.

Böhme: aconsea hat seine Wurzeln im Fraunhofer-Institut und wir haben uns wissenschaftlich mit dem Thema Arbeit und Arbeitswelten befasst– wohin sich die Arbeitsorganisationen entwickeln und wie Lernwelten in Zukunft aussehen können. Wir sind für Mieter, Vermieter und Investoren tätig. Die Spanne der Projektgröße reicht von 20 bis 6.500 Mitarbeiter.

Wieso Lernwelten?

Böhme: Es ist doch wichtig zu wissen, wie ein Mensch lernt und wie man dieses Wissen in die Unternehmen transportieren kann, um damit die Lernprozesse und die Weiterentwicklung eines Unternehmens zu unterstützen. Wie soll das Unternehmen zukünftig aufgestellt sein, wie sind die Arbeitsabläufe, wie arbeiten die Mitarbeiter jetzt? Und aus diesen Prozessen leiten wir die zukünftigen Anforderungen an die Fläche ab. Über die Bürostrukturen definieren wir die Anforderungen an die Büroflächen.

Wichtig ist der zukünftige Weg einer Organisation.

Böhme: Ja. Wie möchte sich das Unternehmen zukünftig aufstellen, wohin entwickeln sich Geschäftsprozesse, was bedeutet das für die Arbeitsabläufe und was bedeutet das für die Anforderungen an das Bürokonzept? Wie wird jetzt gearbeitet und wie soll in Zukunft gearbeitet werden?

Wird eigentlich bei Bürohäusern, die neu gebaut werden, darauf Rücksicht genommen?

Böhme: Leider noch viel zu wenig. Viele Gebäude werden noch nach der alten Zellenbürostruktur errichtet. Die großen Konzerne gehen aber zunehmend in Richtung eines Mix aus verschiedenen Büroformen und tendenziell offeneren Strukturen. Aufgrund wirtschaftlicher Aspekte und aus Gründen der Kommunikation der Mitarbeiter untereinander. Auch die Themen „desk sharing“ und „Homeworker“ werden in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Es sind ja heute schon die Arbeitsplätze teilweise nicht „ausgelastet“.

Böhme: Ja. Laut internationalen Studien sind in Unternehmen die Arbeitsplätze zwischen 43 und 60% der Zeit belegt. Die übrige Zeit sind sie leer. Wobei man diesen Prozentsatz natürlich nicht über alle Unternehmen legen kann, aber er zeigt zumindest, dass es hier einen Bedarf gibt, umzudenken.

Was ist bei offenen Strukturen das Hauptproblem?

Böhme: Das Zentralthema ist der Lärm im Büro. Man muss ja aufpassen, dass sich die Menschen nicht gegenseitig auf die Nerven gehen. Je dichter die Mitarbeiter sitzen, desto mehr Qualität muss daher die Fläche haben.

Die Arbeitszeiten verschieben sich ja auch immer mehr.

Böhme: Natürlich. Alleine durch die Zeitverschiebung muss bei internationalen Konzernen auch am Wochenende gearbeitet werden oder auch bis in die späten Abendstunden. Viele Unternehmen arbeiten an Projekten und hier gibt es auch keine festgelegten Bürozeiten. Aus diesen Gründen wird sich das Thema Büro in den nächsten zehn Jahren noch einmal dramatisch verändern.

Können Sie ein Beispiel geben?

Böhme: Ein Kunde von uns, ein US-amerikanisches Unternehmen, hat nur noch eine kleine Zentrale, die anderen Standorte wurden abgemietet und die Mitarbeiter arbeiten von ihren Home-Office aus. An den Standorten, die in zentraler, leicht erreichbarer Lage sind, gibt es keine klassischen Büroflächen mehr. Stattdessen sind die Flächen aufgeteilt in einen öffentlichen Bereich mit einem Café und in einen nicht-öffentlichen Bereich mit Besprechungsräumen für Kunden und Mitarbeiter. Das ist auch eine Variante.

Was zählt, ist, dass das Unternehmen funktioniert.

Böhme: Richtig. Es gibt in jedem Unternehmen andere Arbeits- und Organisationskonzepte und alles konzentriert sich auf ergebnisorientiertes Arbeiten. Man kann das nicht über einen Kamm scheren, aber wir haben viel mit Unternehmen zu tun, die über neue Bürokonzepte nachdenken. Der Kostenfaktor ist ja bei einem Bürohaus nicht die Errichtung, sondern der Betrieb. Der Fokus der Kostenbetrachtung muss deshalb auf den Betrieb und die Produktivität der Mitarbeiter gelegt werden. Die Arbeitsqualität ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für mehr Wertschöpfung.

Inwiefern?

Böhme: Junge Mitarbeiter, die in ein Unternehmen gehen, denken heute schon ganz anders. Es wird immer wichtiger, dass den Mitarbeitern mehr Service geboten wird, damit ich als Unternehmen vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung die guten Leute halte und bekomme. Servicekonzepte, die den Mitarbeiter von seiner täglichen Organisationslast befreien– darüber machen sich die Verantwortlichen in den Unternehmen auch Gedanken.

Was macht man mit den alten ineffizienten Bürogebäuden, die einen hohen Leerstand aufweisen?

Böhme: Wir werden uns mit neuen Nutzungskonzepten und neuen Ideen beschäftigen müssen. Vielleicht macht man aus dem Büro eine Vertical Farm, also Landwirtschaft innerhalb eines Gebäudes. Darüber wird auch diskutiert und es gibt auch Pilotprojekte dazu. Ich will mit diesem Beispiel aufzeigen, dass man in Zukunft kreativer sein muss.

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Walter Senk

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  • Erschienen am:
    12.09.2011
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