Immofinanz Country Managerin Katrin Gögele-Celeda im Live Talk
Der Talk brachte gleich zwei Premieren: Es war der erste Executive Talk des jungen Jahres 2021, und zum ersten Mal war eine Frau zu Gast. Gibt es zu wenige Frauen in gehobenen Positionen in der Immo-Branche, war das Thema für den Einstieg aufbereitet. Gögele-Celeda erinnerte an ihr Team, das zum überwiegenden Teil weiblich besetzt sei. „In Führungspositionen sind wir noch nicht so weit, aber das wird sich in den kommenden Jahren ändern.“ Es gehe letztlich nicht ums Geschlecht; jeder Mensch habe seine Stärken und Schwächen – als Führungskraft müsse man diese Stärken gezielt fördern. „Frauen sollen sich ruhig mehr zutrauen und mutiger werden“, meint Gögele-Celeda.
Gögele-Celeda erklärt den Reiz ihres Berufs: „Mit Immobilien kann jeder etwas anfangen. Wir wohnen in Immobilien, wir arbeiten in Immobilien, wenn wir einkaufen, gehen wir in eine Immobilie.“ Dazu komme der direkte Kundenkontakt, „die Kundennähe schreiben wir irrsinnig groß“, das mache „mehr Spaß“ als der Handel mit Wertpapieren.
Angesprochen auf den Unterschied „zwischen Banken und Immobilien“ meint Gögele-Celeda: In der Immofinanz beschränke man sich gezielt auf das Investment in die Asset-Klasse Immobilien, während sie in ihrer vorherigen Tätigkeit – im Handel mit Aktienpapieren – inhaltlich breiter aufgestellt war. Jetzt erzähle sie „eine Investment Story“, um „sorgsam mit dem Geld von Anlegern umzugehen und das Vermögen zu vermehren“.
Corona und die Veränderungen des Jahres 2020
Was hat Gögele-Celeda persönlich aus dem „Corona-Jahr“ 2020 mitgenommen? Ein Mensch könne „nur in schwierigen Situationen wachsen und lernen“, so gesehen brachte das Jahr 2020 „jeden Tag eine neue Herausforerung“. Das Jahr war insgesamt schwer planbar – was Budgets, Vorgaben und Kennzahlen durchkreuzte. Die „Ausnahmesituation“ – auch für den Kunden – habe Gögele-Celede mit ihrem Team durch „engen Kundenkontakt“ abfangen können, „der enge Kontakt war unser großes Asset“. Es galt, passende und individuelle Lösungen für die Mieter zu finden – „das war eine Challenge, aber ich mag Herausforderungen“.
Was bevorzugt Gögele-Celeda, das Home Office oder das Büro – was wird bleiben? „Jede Firma geht da in sehr individuelle Richtungen, das sehen wir bei unseren Mietern“, meint Gögele-Celeda, die von verschiedenen Denkweisen der Unternehmen erzählt. „Ich selbst bin gerne laufend im Büro“, erzählt Gögele-Celeda, „wir haben diesen persönlichen Austausch, die kurzen Wege der Kommunikation so gelernt“. Die Immofinanz sei vor nicht langer Zeit in ein neues Office in die Wienerbergstraße im 10. Bezirk in Wien übersiedelt. Erhebungen bei den Mitarbeitern hätten gezeigt: Vom Wunsch nach Einzelzimmer bis „open space“ gebe es vielfältige Wünsche. „Jeder Mitarbeiter muss die Möglichkeit haben, den Ort im Büro zu finden, wo man konzentriert arbeiten kann – das lässt sich nicht über den Kamm scheren“, ist sich Gögele-Celeda sicher: „Viele schätzen die Arbeits-Atmosphäre im Büro und kommen trotz Home-Office gerne ins Büro.“
„Sind Abstands- und Hygieneregeln nicht der Tod für Großraumbüros“, stellt die ImmoLive-Community eine Frage im Chat. Gögele-Celeda antwortet: „Die klassischen Großraumbüros sind sicherlich nicht die Zukunft.“ Der Trend gehe Richtung „großzügiger open spaces“, wo sich auch der Abstand sicher einhalten lässt.
Fragen aus dem ImmoLive Chat: zum Einstieg in die Branche und die Zukunft des Büros
Wie einen künftigen Arbeitgeber überzeugen, wenn man in die Immo-Branche wechseln will, fragt ein User im Chat die „Berufs-Umsteigerin“ Gögele-Celeda. „Ich habe natürlich Erfahrung aus anderen Branchen mitgebracht“, aber vor dem Wechsel habe sie wohl eine entsprechende Ausbildung absolviert – nämlich die Ausbildung zur Immobilientreuhänderin. „Auch wenn das nur theoretisches Handwerk war“, war das eine Ergänzung zu ihren „Skills wie Motivationsfähigkeit, Selbstvertrauen, Kundenorientierung und Zahlen-Affinität“. „Man muss aber vorab bereit sein, ein paar Kilometer zu gehen“, fasst Gögele-Celeda ihren Berufs-Umstieg zusammen.
Wie sieht es mit den Büroräumen der Zukunft aus – kleiner, individueller? Oder doch eher Großraumbüro? Die ImmoLive-Community im Chat fragt nach der Expertise von Gögele-Celeda. „Das klassische Großraumbüro gibt’s heute nur mehr selten“, sagt sie, „das ist aus dem Wunsch nach Flächenoptimierung historisch gewachsen – aber heute nicht mehr nachgefragt“. Der veränderte Anspruch an Büros habe sich über die vergangenen Jahre bereits gezeigt, sei aber von Corona beschleunigt worden. „Mehr Flexibilität, Flächen verringern oder aufstocken, kürzere Laufzeiten“ – diese Wünsche von Mietern, auch vor einem gewissen Kostendruck, sei zuletzt gewachsen. Das klassische Verständnis vom Büro als „Raum mit Sesseln, Tischen und einer Teeküche“ gehe hin zu einem „Ort des Vernetzens, einem Ort mit Gemeinschaftsgefühl“, sagt Gögele-Celeda, was auch für das jeweilige Unternehmen „ganz wichtig für die Identifikation mit dem Arbeitgeber“ sei. Wenn Mitarbeiter sagen, „wir arbeiten in einem tollen Büro mit tollen Services“, bringe das Bonuspunkte fürs Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber – was à la longue auch dem Arbeitgeber beim Gewinnen der besten Kräfte helfe.
Welchen Einfluss haben Lockdown und Home Office auf die Kommunikation im Team?
Gögele-Celeda spricht zum veränderten Kommunikationsverhalten im Team seit Corona und den Lockdowns. „Wir waren seit jeher ein eingeschweißtes Team, und haben auch viel Zeit nach Büroschluss miteinander verbracht“, erinnert sich Gögele-Celeda an die Zeit vor der Pandemie. „Es war spannend zu sehen, wie sich die Kommunikation zwischen den Leuten verändert, und was das mit den Teammitgliedern macht.“ Mit Videokonferenzen wollte sie entgegensteuern, wo es inhaltlich auch „um persönliche Dinge“ ging. Das habe „aber nur eine zeitlang funktioniert, durch den Lockdown gibt es viel Informationsverlust“. Gögele-Celede berichtet von ihrem Team: „Wir freuen uns schon, die Kolleginnen und Kollegen wieder zu sehen“ – das sei für sie als Führungskraft eine positive Botschaft, „stimmt mich aber auch traurig, weil ich nicht weiß, wann dieser Tag sein wird“.
Wie umgehen mit Miet-Stundungen für Retailer in Zeiten der Lockdowns?
Eine Frage aus dem ImmoLive-Chat: Wie geht die Immofinanz mit Forderungen nach Mietzins-Erlässen und -Stundungen in Zeiten der Lockdowns um? Aktuell verwalte die Immofinanz 15 „Stop-Shops“, also Fachmarktzentren, die zu „so gut wie 100 Prozent“ vermietet seien. „40 Prozent davon“ hätten auch während der Lockdowns – aufgrund ihres Angebots – geöffnet halten können, berichtet Gögele-Celeda. Bereits im ersten Lockdown im vergangenen März habe die Immofinanz „individuelle Lösungen mit den Mietern“ gesucht und sei ins Gespräch gekommen – „da haben wir auch gestundet und sind entgegen gekommen“.
Wohin geht die Zukunft der Immo-Branche, was bringt 2021?
„Ich bin immer ein Optimist“, bekennt Gögele-Celeda, „auch wenn das Jahr 2021 nicht einfach wird“. Die Zeit der „nachhaltigen Erholung“ sei noch nicht gekommen, aber man habe – im Zusammenspiel zwischen Vermieter und Mieter – viel dazugelernt, und innovative Lösungen gefunden. Mit angepasstem Portfolio „wird das insgesamt ein gutes Jahr werden“, ist Gögele-Celeda überzeugt.
„Was wir bei unseren Produkten hervorheben, ist die Flexibilität“, meint Gögele-Celeda, und spricht vom „Mitnehmen positiver Erlebnisse“ – gleichzeitig „ärgern wir uns bitte nicht über Dinge, die wir nicht ändern können“.
Was die Immofinanz als Unternehmen für die Zukunft mitnehme, als Learning aus der Pandemie? „Mit dem Feedback der Mieter arbeiten – nicht die Immobilien sind das Asset, sondern die Mieter sind das Asset“, sagt Gögele-Celeda. „Das weiter zu führen – nämlich das Umsetzen der Wünsche der Mieter“, sei Konzept und Vision zugleich: „Flexibilität in der Infrastruktur, Services in der Umgebung schaffen – und dem Mieter bereits gedanklich einen Schritt voraus sein“, schließt Gögele-Celeda.
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04.02.2021
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