Bei 1.244 Euro pro Quadratmeter lag der Durchschnittspreis für Zinshäuser im Jahr 2008. Laut dem „Wiener Zinshaus-Marktbericht“ von Otto Immobilien haben sich die Preise für Zinshäuser in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Mittlerweile sind wir bei einem Preis von 2.890 Euro pro Quadratmeter angelangt. Dies entspricht einer jährlichen Preissteigerung von rund acht Prozent. „Von 2008 bis 2014 verlief die Steigerung der Preise noch moderat, aber 2015 stiegen die Einstiegs- und die Maximalpreise deutlich an“, erklärt Richard Buxbaum, Leiter der Abteilung für Wohnimmobilien und Zinshäuser bei Otto Immobilien. Ganz so massiv wird es heuer nicht weitergehen, aber der Weg der Preise nach oben ist vorgezeichnet. Die Börsen stehen derzeit auf Sturm, die hohe Volatilität bringt vielen Anlegern Verunsicherung und Verluste. „Das Wiener Gründerzeit-Zinshaus wird daher auch 2019 als sicheres Investment sehr begehrt sein“, ist Thomas Gruber, Teamleiter Zinshäuser bei Otto Immobilien, überzeugt.
Preise für Zinshäuser werden noch leicht steigen
Auch Clemens Riha, Geschäftsführer von GR Real, glaubt, dass 2019 ein spannendes Jahr wird, was Zinshäuser betrifft: „Ich gehe davon aus, dass der Wert von Zinshäusern in Wien noch leicht ansteigen könnte, denn es sind jedes Jahr immer weniger Zinshäuser am Markt verfügbar, und die Nachfrage ist nach wie vor vorhanden.“ Und das, obwohl die Rendite schon sehr gering ist. Durchschnittlich sind es 2,6 Prozent, wobei die Mindestrendite mittlerweile bei 1,1 Prozent angekommen ist. „Für Hauseigentümer gibt’s fast nix, aber das ist fix“, kommentiert Thomas Rohr, Immorohr Immobilien, etwas sarkastisch. Aber 2019 zählt vor allem die Sicherheit und nicht die Rendite.
Langfristiges Investment
„Beim Zinshauskauf geht es darum, Geld in Steine anzulegen, die seit 100 Jahren Bestand haben und erfahrungsgemäß eine sichere Wertsteigerung erzielen werden“, so Markus Arnold, Geschäftsführer von Arnold Immobilien. Der Zinshauskauf wird aber nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit betrachtet, sondern interessanterweise auch von „emotionalen Komponenten beeinflusst“, stellt Arnold fest: „Die besondere Ästhetik oder das Prestige der Lage, ein spezieller Blick aus dem Fenster oder Ähnliches spielen eine wichtigere Rolle als häufig gedacht.“
Individualität und Infrastruktur
Was also ein gutes Zinshaus ist, das wird 2019 mehr denn je sehr individuell beurteilt. Waren es vor einigen Jahren nur die Bezirke, auf die bei der Suche nach Zinshäusern geachtet wurde, so wird jetzt verstärkt auch auf die Mikrolage Wert gelegt. Markus Arnold: „Was eine gute Lage ist, definiert die Infrastruktur.“ Dazu zählt neben den Einkaufsmöglichkeiten natürlich die Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Besonders gefragt sind „Lagen an Grün- oder Wasserflächen“, stellt Thomas Gruber fest.
Bezirke mit Steigerungspotential
Die Lage ist letztendlich auch für die Wertsteigerung des Hauses entscheidend. Gemessen an der Steigerung der Nachfrage sind der 16. und 17. im Aufwind, die von der ab 2025 verkehrenden U5 profitieren. Auch der 20. und 21. Bezirk stehen bei den Investoren hoch im Kurs, „da sie teilweise sehr gute Lebensqualität bieten“, meint Gerhard Hudej, Geschäftsführer von Hudej Zinshäuser: „Hier wird man in den nächsten Jahren ähnliche Entwicklungen beobachten können wie vor einigen Jahren in der Leopoldstadt.“
Rechtliche Unsicherheiten erschweren Erhalt
Das Interesse am Zinshaus scheinen selbst die rechtlichen Unsicherheiten nicht zu mindern. Und das sind nicht wenige, wie Anton Holzapfel, Geschäftsführer des ÖVI, aufzählt: „nicht nachvollziehbare OGH-Erkenntnisse zum Lagezuschlag beim Richtwert, eine darauf aufbauende, politisch instrumentalisierte neue Lagezuschlagskarte der Stadt Wien, fehlende Kriterien für die Frage der Erhaltungswürdigkeit und Abrissverbot von Gebäuden vor 1945 in Wien“.
Für die privaten Zinshausbesitzer allerdings werden durch die ständigen rechtlichen Eingriffe der Betrieb und die Instandhaltung eines alten Hauses immer aufwendiger und weniger planbar. Daher werden auch heuer genügend Häuser auf den Markt kommen. Den derzeitigen Preispeak nutzen vermehrt private Eigentümer, denn „wenn beispielsweise ein Haus an mehrere Eigentümer vererbt wird, größere Investitionen anstehen oder ein exklusiver Wunsch erfüllt werden möchte, dann wird aufgrund der attraktiven Preissituation etwas häufiger als früher an einen Verkauf gedacht“, so Markus Arnold.