Man kann es schon nicht mehr lesen. Es wird geraten, empfohlen und gemeint. Viel heiße Luft, und es wird wenig getan. Die letzte Zinserhöhung der EZB hat gezeigt, wohin es geht und vor allem wie. Zögerlich und unergründlich. „Es wäre doch viel besser gewesen, wenn die EZB mit einem Schlag die Zinsen etwas höher angepasst hätte und dann gemeint hätte, jetzt ist Schluss“, findet Franz Scheibenecker, Geschäftsführer von Scheibenecker Real Estate Consulting. Tatsächlich waren es aber nur 0,25 Prozent mehr, und weitere Schritte hat man sich offengehalten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Schritte, die jetzt gesetzt werden, erst in zwölf bis 18 Monaten richtig zu greifen beginnen.
„Zinsen und Baukosten beschäftigen die Branche derzeit am stärksten“, sagt Christoph Lukaschek, Leiter Investment bei OTTO Immobilien. Diese beiden Parameter scheinen sich auch am wenigsten zu stabilisieren. Bei den Zinsen hat die EZB leider gezeigt, wie unausgegoren ihre Entscheidungen sind, und bei den Baukosten weiß man auch noch nicht sicher, in welche Richtung sie sich bewegen werden.
Es muss sich stabilisieren
Franz Scheibenecker: „Der Markt wird erst dann wieder mehr Transaktionen zeigen, wenn sich ein Parameter stabilisiert hat.“ Leider spielen derzeit auch noch andere Faktoren eine Rolle, und die enorme Unsicherheit bereitet den Protagonisten echt Sorge. Diejenigen, die schon lange auf dem Immobilienmarkt tätig sind, haben entsprechende Erfahrung und bestätigen, dass sie eine Situation wie diese noch nie erlebt haben. Die Frage ist, wie sich die Schwierigkeiten lösen lassen. Auf jeden Fall nicht in der Geschwindigkeit, wie sie sich entwickelt haben. So schnell wird es nicht gehen.
Angst vor Fehlern
Bezüglich der Transaktionen will natürlich niemand einen Fehler machen. „Es gibt genug Investoren, die kaufen wollen, aber sie haben Angst, zu viel zu zahlen, wenn die Preise noch einmal sinken“, meint Christoph Lukaschek. Es weiß nämlich niemand, „in welcher Phase des Marktes wird derzeit stehen“, so Franz Scheibenecker. Flexiblere kleine Investoren nutzen jetzt einmal die Gunst der Stunde und schauen sich bereits am Markt um. Wer kauft, der tut dies mit einer langen Haltestrategie, und da sind Immobilien immer eine gute Wahl –auch wenn die Alternativen wieder interessanter werden. Doch hier stellt sich die Frage der Kosten-Nutzen-Rechnung. Den erwarteten Renditen bei Staatsanleihen und ähnlichen Papieren ist immer die Inflationsrate gegenüberzustellen.
Immobilien, die überzeugen
Interessanterweise zeigt sich, dass bei Immobilien, die überzeugen, die Unsicherheit weniger groß ist. Groß ist sie schon, aber sie wird in einer anderen Dimension berechnet. Wer überzeugt ist, ein langfristiges, nachhaltiges Investment zu tätigen, der kauft. Und mit Nachhaltigkeit ist nicht unbedingt die ESG-Konformität gemeint, auch wenn diese in den Entscheidungen eine große Rolle spielt. Es kann sich durchaus um ein unsaniertes Objekt handeln. Es muss nur das richtige Objekt sein.