--}}
 

Wohnungsknappheit, eine Zeitenwende in der Debatte ?

Es sind provokante Thesen in Bezug auf den (sozialen) Wohnungsbau, die Regierungsberater in Deutschland vorgestellt haben, siehe Artikel in „Die Zeit“ vom August 2018.

Erstens, so die Experten, sei die Mietpreisbremse zahnlos geblieben und solle wieder abgeschafft werden.

Zweitens verlören Sozialwohnungen bei steigendem Wohlstand der Benutzer ihre Treffergenauigkeit.

Das Thema der Einkommensüberprüfung im sozialen Wohnbau ist eine Idee, die auch die derzeitige Bundesregierung in Österreich aufgegriffen hat.

Schon vor mehr als 15 Jahren, als ich als junger Abgeordneter im Gemeinderatsausschuss für Wohnen und Stadterneuerung saß (Stadtrat damals: Werner Faymann), hatte ich bereits Ähnliches gefordert. Mein Ansatz dazu war, die ersten fünf bis zehn Jahre Bewohner von Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen ohne Überprüfung wohnen zu lassen. Nach dieser Frist sollte in Zweijahresschritten begonnen werden, in fünf Anhebungen, also insgesamt in zehn Jahren, den Mietzins an die marktübliche Miete heranzuführen. Keiner soll aus seiner Wohnung „vertrieben“ werden, wer weiter wohnen will, kann bleiben, aber da es sich ja letztlich um Steuergeld handelt, mit dem das Gebäude errichtet und gefördert wurde, auch etwas an die Gemeinschaft zurückgeben, wenn man es sich leisten kann.

Apropos leisten

Um dem Gegenargument des bürokratischen Aufwands für die Überprüfung entgegenzuwirken, hatte ich vorgeschlagen, diese Anhebung automatisch nach der bedungenen Frist durchzuführen. Und dem Mieter zwei Monate Zeit zu geben, sich gegebenenfalls bei der Gemeinde zu melden und nachzuweisen, dass er noch immer unter die Einkommensgrenze fällt. Dann würde die Anhebung storniert und sich die Frist wiederum um vier oder fünf Jahre verlängern. Danach ginge das Procedere wieder von vorn los. Und wer mehr verdient, der meldet sich eben nicht und zahlt fortan die angehobene Miete. Das Geld, das mit diesen Anpassungen zusätzlich lukriert wird, sollte zweckgebunden wieder in den Bau neuer Wohnungen fließen.

Ghettoisierung & Mieteradel

Das Argument der politischen Linken, dass die soziale Durchmischung im geförderten Wohnbau gewährleistet bleiben müsse, ist nicht unberechtigt und muss seriöserweise in die Überlegungen einbezogen werden, Ghettoisierung will keiner. Was wir aber auch nicht wollen, ist ein privilegierter „Mieteradel“ auf der einen Seite, sowohl im geförderten Wohnbau als auch im privaten Bereich, Stichwort Altmietzinse, und auf der anderen Seite junge Menschen, die sich das Wohnen kaum mehr leisten können.

Die zweite These, die von den wissenschaftlichen Beratern der deutschen Regierung aufgestellt wird, ist ebenfalls sehr interessant. Dass die Einführung der Mietpreisbremse in den deutschen Großstädten nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt hat, ist allgemein bekannt, die Bundesregierung plant daher eine Verschärfung. Besonders spannend ist aber die auf den ersten Blick provokant anmutende Sichtweise, dass eine Verschärfung die Situation sogar verschlimmern würde.

Hintergrund: Es gibt keine bundesweite Verknappung an Wohnraum, sondern nur an gewissen Standorten, hauptsächlich in Großstädten. Besonders betroffen sind die „Big 7“, also Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf.

Hotspots sind teuer

In Magdeburg oder Chemnitz hingegen, um gar nicht von kleineren Städten oder ländlichen Gegenden zu sprechen, gibt es kein Problem, vernünftigen Wohnraum um fünf bis sechs Euro pro Quadratmeter und Monat anzumieten. Selbst in Berlin bekommen Sie in Stadtteilen wie Köpenick oder Spandau locker unter zehn Euro pro Quadratmeter und Monat eine tadellose Wohnung, nur an den Hotspots, wo alle (Jungen) hinwollen, wie Friedrichshain, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Mitte, Charlottenburg etc., gibt es einen deutlichen Nachfrageüberhang und somit eine Preisspirale, die sich unweigerlich nach oben dreht. Ziehen Sie nun auch an diesen überhitzten Standorten eine Mietzinsobergrenze ein, dann verbessert sich die Situation nicht, sondern das Gegenteil passiert. Der Markt wird durch vermehrte Nachfrage weiter aufgeheizt und den Wohnungssuchenden die Illusion vorgegaukelt, dass sie zu marktunadäquaten Preisen selbst an den Brennpunkten Wohnraum bekämen. Da der Wohnraum aber innerstädtisch nicht beliebig vermehrbar ist, bleibt dies eine ewige Illusion.

Möglicher Lösungsansatz

Ein Lösungsansatz, so diese These weitergedacht, wäre also die Kanalisierung der Nachfrage. Studieren in Magdeburg oder Chemnitz statt in Berlin oder München. Anreize schaffen, dass Menschen auch in andere Städte und Orte ziehen, nicht nur in die Metropolen.

Natürlich werden die Bedenkenträger jetzt gleich wieder dutzende Argumente dagegen finden.

Ich finde die Argumentationskette aber so logisch und bestechend einfach, dass es wert wäre, über diese „Kanalisierung“ und die Anreize, die man dafür schaffen könnte, weiter nachzudenken.

Ein bisschen mehr „neu denken“, statt alte Stereotypen ewig wiederzukäuen, kann uns allen nicht schaden.

21.11.2024

"Wir brauchen keine Politik der Eintagsfliegen, sondern eine gemeinsame Strategie."

Trotz multipler Krisen muss der Wohnbau in Österreich absolute Priorität haben. "Sozialer Friede ist eine Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft", meint Klaus Baringer, Vorstandsvorsitzender der GESIBA und Obmann des GBV im Interview mit der Immobilien-Redaktion.

21.11.2024

Bau Invest Lounge: Experten diskutieren BIM und überregionale Chancen im Immobilienmarkt

Die kürzlich stattgefundene “Bau Invest Lounge”, organisiert von Digital Findet Stadt, bot eine Plattform für führende Persönlichkeiten der österreichischen Immobilienbranche. In einer aufschlussreichen Podiumsdiskussion tauschten Lars Oberwinter, Gerhard Rodler, Markus Galuska und Georg Stadlhofer ihre Erkenntnisse und Perspektiven aus. Die Veranstaltung beleuchtete aktuelle Trends, Herausforderungen und Innovationen in der Immobilienbranche, mit besonderem Fokus auf überregionale Zusammenarbeit und den Einsatz moderner Technologien wie Building Information Modeling (BIM).

20.11.2024

Wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen: Die Bedeutung von Sanierung für Gesellschaft und Umwelt

Die kürzlich von apti und ÖGNI veranstaltete Konferenz zum Thema "Wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen: Die Bedeutung von Sanierung für Gesellschaft und Umwelt" bot tiefe Einblicke in die Zukunft der Gebäudesanierung. Drei bemerkenswerte Vorträge beleuchteten verschiedene Aspekte dieses wichtigen Themas.

Geschrieben von:
Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    16.10.2018
  • um:
    08:30
  • Lesezeit:
    4 min
  • Aufrufe: (letzte 90 Tage)
              
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Inland

Artikel:802

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 46/2024

Wir Gratulieren Korte Immobilien Fröndenberg zu erreichten 22 Punkten!

Korte Immobilien Fröndenberg

Winschotener Straße 12, 58730 Fröndenberg/Ruhr

Immobilienmakler Fröndenberg. Mehr als nur ein Makler. Erfolgreich seit 1975! Familienunternehmen in zweiter Generation. Verkauf von Häusern, Wohnungen und Baugrundstücken. Persönliche Beratung. Individueller Service. Tätig in Fröndenberg, Menden, Unna und Umgebung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3