--}}
 

Wohnst du schon oder planst du noch?

Beim Thema altersgerechtes Wohnen scheiden sich die Geister. Während die einen durchaus Bedarf sehen, zweifeln andere an der tatsächlichen Nachfrage nach barrierefreiem Wohnraum, wie eine aktuelle Diskussionsrunde zum Thema zeigt.
Wohnräume ohne Schwellen oder Stufen, breite Wege und Türen, genügend Platz im Badezimmer, um sich etwa auch mit einem Rollstuhl darin bewegen zu können, eine Dusche mit ebenem Einstieg, ein Lift für barrierefreien Zugang – es braucht eigentlich nicht viel, um Wohnraum so zu gestalten, dass er bis ins hohe Alter oder auch bei einem (vorübergehenden) gesundheitlichen Handicap jederzeit nutzbar ist. Soweit die Theorie. In der Praxis sind Türen so breit, wie die Norm es vorgibt, es gibt Stufen – etwa zur Terrasse –, das Badezimmer ist winzig und hat natürlich die obligatorische Duschtasse, und die Wohnungsrundrisse sind vor allem eines: unflexibel. Und damit fangen die Probleme an. Denn irgendwann stellt sich die Frage, ob die Wohnung auch dann noch genutzt werden kann, wenn die Bewohner beispielsweise auf einen Rollstuhl oder Krücken angewiesen sind oder in den eigenen vier Wänden gepflegt werden müssen.

„Das Thema hat einen hohen Stellenwert. Es ist aber schwierig, eine solche Wohnung zu finden, denn viele erfüllen diese Anforderungen nicht. Der Markt bietet das nicht in dem Ausmaß, wie man es brauchen würde“, sagt Sandra Bauernfeind, Wohnexpertin bei EHL Immobilien Management GmbH. Gemeinsam mit Experten hat sie beim Blaue Lagune Dialog zum Thema „Wohnst du schon oder planst du noch? Wohnbau für alle Generationen“ diskutiert.

Ignorante Bauträger

Alois Aigner, verantwortlich für das Development bei der ARE Austrian Real Estate Development GmbH, überrascht die Schieflage am Markt nicht. Seine Antwort ist knapp – und ehrlich: Altersgerechtes Wohnen hat in Wahrheit in einem Nachfragemarkt wie derzeit nur bedingt Priorität. Hinzu kommt: Weit oben auf der Wunschliste vieler Wohnungsuchenden steht noch immer das Gründerzeithaus. „Und das bietet das alles in der Regel nicht, und trotzdem ist die Nachfrage groß“, sagt Aigner. Und es gibt noch einen triftigen Grund, das Thema auf die lange Bank zu schieben. Und das bietet das alles in der Regel nicht, und trotzdem ist die Nachfrage groß“. Zudem wolle der Mensch nicht darüber nachdenken, wie er die letzten zwei, drei Jahre seines Lebens wohnt.

Von 66 Wohneinheiten – zwölf rollstuhlgerecht

Wer dennoch mit dem Gedanken liebäugelt, in eine von vornherein barrierefrei gestaltete Wohnung zu ziehen, wird beispielsweise bei der WBV-GPA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte fündig. „Das Bauen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen hat bei uns einen hohen Stellenwert“,sagt Geschäftsführer Michael Gehbauer. Beim aktuellen Wohnbauprojekt in der Marchfeldstraße 27/Adalbert-Stifter-Straße 84 im 20. Wiener Gemeindebezirk etwa werden von 66 Wohneinheiten zwölf rollstuhlgerecht ausgestattet. „Wenn man sich auf dieses Thema einlässt, wird man mit Bedürfnissen konfrontiert, die man vorher nicht bedacht hat. Trotzdem sind wir verpflichtet, alle Eventualitäten mitzudenken“, sagt Gehbauer. Auch bei der Wien Holding GmbH versucht man speziellen Anforderungen gerecht zu werden – etwa beim Wohnpark Stadlau mit 400 Wohneinheiten. „Wir wollen hier das Wohnen für alle Generationen ermöglichen – etwa mit unterschiedlichen Grundrissen, wo auch innerhalb der Wohnung gepflegt werden kann oder es die Möglichkeit gibt, Wohnungen zusammenzulegen“, nennt Wien Holding-Chefin Sigrid Oblak ein Beispiel.

Einig ist sich die Expertenrunde, dass es wenig bringt, ganze Wohnblöcke entsprechend zu adaptieren. Sich auf einzelne Einheiten zu konzentrieren, macht hingegen Sinn. Oblak: „Die Leute sind bereit umzuziehen, wenn sich ihre Bedürfnisse ändern.“

Andere Marktvorgaben

Bleibt die Frage, ob auch höhere Baukosten damit verbunden sind, wenn der Neubau barrierefrei errichtet wird. Alois Aigner hat auch dafür eine knappe Antwort: „Nein.“ Nachsatz: „Das alles kann man längst tun.“ Aignerverweist aber auch auf die Tatsache, dass Grundrisse im Neubau zwar flexibler geworden sind, die Wohnungsgrößen aber gleichzeitig schrumpfen. „Dass wir bei 39 Quadratmetern noch eine komfortable Fläche hinbekommen, halte ich für schwierig.“ Dem widerspricht Erich Benischek,Chef der Blauen Lagune: „Wir brauchen keine größeren Flächen. Wir müssen die Produkte, die bereits am Markt sind, besser einsetzen“, ist er überzeugt.

Kostenintensiv wird es freilich, wenn der Wohnraum im Nachhinein entsprechend umgestaltet werden muss. Da belasten Adaptierungen durchaus mit 10.000 bis 15.000 Euro die Haushaltskasse. Die Bereitschaft, dieses Geld in die Hand zu nehmen, hält sich dementsprechend in Grenzen. „Wir haben im Jahr ein bis zwei Fälle, wo bezüglich einer Nachrüstung nachgefragt wird“, sagt Gehbauer.

Kein Idealmodell

Wer über altersgerechtes Wohnen diskutiert, landet auch schnell beim Thema Wohnen für alle Generationen unter einem Dach. Das heißt: Es gibt Wohnraum für alte Menschen, junge Familien und Studenten gleichermaßen. Idealerweise in Kombination mit einem Kindergarten und einer Pflegestation, aber auch Gemeinschaftsküchen und Gemeinschaftsräumen für den Austausch unter den Generationen. Das klingt auf den ersten Blick plausibel, ist aber in der Praxis oft schwer darstellbar. „Das Idealmodell haben wir sukzessive verloren“, sagt Aigner. „Alte Menschen wechseln selbst im hohen Alter ungern ihren Wohnsitz – und wenn, dann wollen sie im Grätzel bleiben.“ Laut Aigner geht es vor allem darum, dass die Bewohner zufrieden sind. „Nur das Haus ist ein gutes Haus, das in der Lage ist, alle Generationen aufzunehmen. Dafür müssen wir die Bedingungen schaffen, etwa mit infrastrukturellen Maßnahmen.“

Ob die Gemeinschaftsküche eine Antwort ist, wird bezweifelt. „Diese Küche muss auch jemand putzen. Sonst kocht da niemand mehr, außer Maden“, sagt Aigner. Und auch Wohnbauexpertin Sandra Bauernfeind weiß aus der Praxis, dass die Gemeinschaftsküchen nicht angenommen werden. Gefragt sind vielmehr ganz praktische Goodies wie Einlagerungsmöglichkeiten für den eigenen Hausrat – idealerweise gleich am Stockwerk.

21.11.2024

"Wir brauchen keine Politik der Eintagsfliegen, sondern eine gemeinsame Strategie."

Trotz multipler Krisen muss der Wohnbau in Österreich absolute Priorität haben. "Sozialer Friede ist eine Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft", meint Klaus Baringer, Vorstandsvorsitzender der GESIBA und Obmann des GBV im Interview mit der Immobilien-Redaktion.

21.11.2024

Bau Invest Lounge: Experten diskutieren BIM und überregionale Chancen im Immobilienmarkt

Die kürzlich stattgefundene “Bau Invest Lounge”, organisiert von Digital Findet Stadt, bot eine Plattform für führende Persönlichkeiten der österreichischen Immobilienbranche. In einer aufschlussreichen Podiumsdiskussion tauschten Lars Oberwinter, Gerhard Rodler, Markus Galuska und Georg Stadlhofer ihre Erkenntnisse und Perspektiven aus. Die Veranstaltung beleuchtete aktuelle Trends, Herausforderungen und Innovationen in der Immobilienbranche, mit besonderem Fokus auf überregionale Zusammenarbeit und den Einsatz moderner Technologien wie Building Information Modeling (BIM).

20.11.2024

Wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen: Die Bedeutung von Sanierung für Gesellschaft und Umwelt

Die kürzlich von apti und ÖGNI veranstaltete Konferenz zum Thema "Wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen: Die Bedeutung von Sanierung für Gesellschaft und Umwelt" bot tiefe Einblicke in die Zukunft der Gebäudesanierung. Drei bemerkenswerte Vorträge beleuchteten verschiedene Aspekte dieses wichtigen Themas.

Geschrieben von:

Kathrin Gulnerits

Kathrin Gulnerits ist freie Journalistin. Viele Jahre war sie beim Wirtschaftsblatt als leitende Redakteurin mit dem Schwerpunkt Immobilien tätig.

Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    20.02.2017
  • um:
    17:12
  • Lesezeit:
    5 min
  • Aufrufe: (letzte 90 Tage)
              
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Inland

Artikel:802

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 46/2024

Wir Gratulieren Korte Immobilien Fröndenberg zu erreichten 22 Punkten!

Korte Immobilien Fröndenberg

Winschotener Straße 12, 58730 Fröndenberg/Ruhr

Immobilienmakler Fröndenberg. Mehr als nur ein Makler. Erfolgreich seit 1975! Familienunternehmen in zweiter Generation. Verkauf von Häusern, Wohnungen und Baugrundstücken. Persönliche Beratung. Individueller Service. Tätig in Fröndenberg, Menden, Unna und Umgebung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3