Jüngst wurde von der Statistik Austria für Österreich ein Haushaltsbestand von 3,95 Millionen ermittelt. Die langjährige Zeitreihe verrät hier ein ordentliches Wachstum. In den letzten 25 Jahren ist nicht weniger als eine Million Haushalte dazugekommen. Bemerkenswert dabei ist, dass die Zahlen bei den traditionellen Familien seit ein bis zwei Generationen praktisch unverändert sind. Anders ausgedrückt sind es nur die Single-Haushalte und kinderlosen Paare, die sich hier statistisch niederschlagen.
Wohnen für Singles
Die gesellschaftlichen Veränderungen von gestern prägen heutige Lebensweisen. „In etwa drei Viertel aller Haushalte haben eine Größe von ein bis zwei Personen“, sagt Sandra Bauernfeind, geschäftsführende Gesellschafterin der EHL Wohnen GmbH, die daraus eine spezifische Nachfrage beim Wohnraum ableitet: „Gut funktionierende Zwei-Zimmer-Wohnungen sind entsprechend gefragt.“
Zielgruppe Altensingle
Entgegen der landläufigen Meinung gibt es auch viele Altensingles. Bei der Raiffeisen Immobilien Vermittlung hat man diese Zielgruppe für sich entdeckt. Weil für ältere Menschen einfachere Lebensumstände ein Gewinn an Lebensqualität sind, lädt man auf „immo50plus.at“ zum Online-Selbsttest. Über den Verkauf der Bestandsimmobilie wird ein Wohnungswechsel angeregt. Bei einer Wohnumfrage des Mitbewerbers s REAL zeigte sich, dass hier ein Stimulus nicht verkehrt ist. Nur drei Prozent gehen demnach mit dem Wunsch nach Downsizing auf die Suche.
Größere Wohnung
Die Verlegenheit von zu wenig Wohnraum andererseits ist bei Familien nach wie vor evident. Die Wiener Immobilienmesse (WIM) hat bei einer Umfrage in ihrer Zielgruppe einen Schwerpunkt mit Mehrpersonenhaushalten festgestellt. Bei 14 Prozent der potenziell Suchenden leben demnach vier oder mehr Personen. Der Wunsch nach Größe manifestiert sich derweil auch bei den Immobilienplattformen beziehungsweise am Gebrauchtwohnungsmarkt. Willhaben veröffentlichte zuletzt eine Studie, wonach 65 Prozent von jenen, die in Österreich nach Eigentum suchen, Größeres im Sinn haben. Zwischen 60 und 100 Quadratmeter peile die Masse der Suchenden hier an.
Eigentum ist Trumpf
Laut s REAL würden fast zwei Drittel der Suchenden derzeit gerne Eigentum erwerben. „Investitionen in Sachwerte und Werterhalt geben persönliche Sicherheit“, sagt s-REAL-Geschäftsführer Michael Pisecky. Außerdem würden sich viele am liebsten von Mietbelastungen befreien. Ob es die Wohnung oder doch das Eigenheim sein soll, ist dann wieder eine offene Frage. Wer lieber mietet, tut das vermehrt mit dem Motiv, flexibel bleiben zu wollen.
Mit fremdem Kapital
Was die Einkommenslage betrifft, ist es für Österreicher vergleichsweise schwer, Wohnungseigentum aufzubauen. Das Verhältnis der Preise zu den Einkommen ist laut Raiffeisen Research in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den roten Bereich gekippt. Mittlerweile schneidet man darin hierzulande auch schlechter als die gesamte Eurozone ab. Trotzdem oder gerade deswegen berichtet das gleiche Institut von jährlichem Wachstum bei Immobilienkrediten. Die Steigerungsraten bewegen sich im mittleren einstelligen Bereich, auch mit Corona.
Freiheitswünsche
Was den Ort fürs Wohnen betrifft, melden Marktbeobachter Wünsche nach mehr Freiraum zurück. Demnach sind bis zu drei Viertel der Bevölkerung der Meinung, dass es sich aktuell besser auf dem Land lebt. Negativ betroffen sind tendenziell Stadtbewohner aus unteren Einkommensschichten. Das haben Forscher des „Austria Corona Panel Project“ der Uni Wien herausgefunden. Gar keine Freiräume in der Umgebung hätten zum Glück aber nur 4,6 Prozent der Befragten. An nützlicher Infrastruktur stehe dann doch häufig eine Wiese, ein Park oder ein Wald zur Verfügung. Mitunter gebe es Zugang zu einem Spielplatz mit irgendeinem Grün, zu einem Innenhof, einem Sportplatz oder auch einem Gemeinschaftsgarten.