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Wohin die Wege führen

Auch wenn es uns schon schwerfällt, den Ausdruck zu hören oder auszusprechen, werden wir uns an ihn gewöhnen müssen, denn bei Nachhaltigkeit handelt es sich nicht um einen Trend oder eine Zeiterscheinung.

Nachhaltigkeit wird gelebt und umgesetzt, doch letztendlich führt kein Weg daran vorbei, und vielleicht, so ein Branchenteilnehmer, „werden wir uns wundern, warum diese ganze Entwicklung so lange gedauert hat, obwohl alle gewusst und gesehen haben, in welche Richtung es geht“. Wolfgang Vasko, Geschäftsführer von Vasko + Partner, meint, „dass in Wahrheit die Berücksichtigung der Lebenszykluskosten bei jedem Bauvorhaben notwendig ist und gar keine Diskussionthema mehr sein sollte“. Ökologie wird sich durchsetzen und die Immobilienbranche letztendlich weitgehend verändern. Immobilien haben allerdings den Nachteil, dass sie nicht bewegt werden können, und daher ist es umso wichtiger, schon jetzt die richtigen Schritte zu setzen, denn sind die Gebäude einmal errichtet, wird sich nur mit großem finanziellem Aufwand viel verändern lassen. Robert Lechner, Geschäftsführer des Österreichischen Ökologie Instituts: „Nachhaltigkeit wird kein Thema mehr sein, wenn die Logik des Bauens auf einer hohen Stufe stattfindet. Ich werde niemandem etwas verkaufen können, was zu viel Energie braucht oder nicht wiederverwertbar ist.“

Grün, wenn es sich rechnet

Derzeit regiert in vielen Fällen noch der Rechenstift, und Anton Bondi, Geschäftsführer von Bondi Consult, meint: „Das Problem ist, dass allfällige Vorteile am Anfang mit Kosten verbunden sind, die wenige tragen wollen. Es herrscht eben immer noch die Meinung vor: Wenn ich es nicht brauche und damit die Spanne erhöhen kann, dann ist das gut.“ Michael Möstl, Geschäftsführer der SEESTE, sieht es ähnlich: „Der Käufer sagt: Schön, dass es das gibt, aber zahlen tu ich nichts dafür.“ Das ist die eine Seite, auf der anderen „lässt sich Nachhaltigkeit auch schwer quantifizieren“, wie Michael Reinberg, Geschäftsführer Reinberg+Partner, sagt: „Es lässt sich derzeit noch nicht in Euro umrechnen.“ Trotzdem ist Boris Schran von Peakside Capital Advisors aus der Schweiz überzeugt: „Bei Neuentwicklungen lassen sich Produkte, die nicht die entsprechenden Standards aufweisen, unabhängig von den Anforderungen der Bauaufsicht kaum mehr an Investoren platzieren. Bei den Mietern, so scheint mir, ist mit Ausnahme der großen multinationalen Unternehmen der Anspruch noch nicht so weit entwickelt.“ Schran stellt fest, dass die Mieter bisher nicht bereit sind, höhere Mieten für eine besonders hohe Umweltfreundlichkeit eines Objekts zu akzeptieren. Das tun allerdings die Banken, denn für Georg Jewgrafow, Geschäftsführer der BayernLB, „rückt die Nachhaltigkeit als Entscheidungskriterium bei Finanzierungsanfragen zunehmend in den Vordergrund, Öko-Assets werden von den Banken bevorzugt finanziert.“

Bauordnung erschwert Nachhaltigkeit

In Österreich macht es auch die Bauordnung schwierig, nachhaltig zu bauen, denn die Auflagen sind extrem hoch. „Ich kenne niemanden, der in Europa so bauen muss wie wir“, spricht Möstl aus Erfahrung: „Wir bauen in Deutschland billiger als in Österreich.“ Vor allem bemängelt er die hohen Auflagen: „Es ist in Deutschland insofern einfacher, als bei einem Wohnprojekt zum Beispiel nicht alle Wohneinheiten behindertengerecht auszuführen sind. Wenn man einen bestimmten Prozentsatz an barrierefreien Wohnungen pro Projekt nimmt, ist das in Ordnung, aber jede einzelne Wohnung ist absurd.“ Dazu Johannes Endl, Vorstand der ÖRAG: „Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht. Man bedenkt oft nicht die Konsequenzen.“

Sonderfall Hotel und Resort

Im Gegensatz zu Wohnbau und Gewerbeprojekten stellt sich die Situation zum Beispiel bei Hotelimmobilien etwas anders dar. Martina Maly, Geschäftsführerin von Michaeler Partner: „In der Hotellerie ist man energiegetrieben, da es einen sehr viel höheren Energiebedarf gibt. Daher ist bei den Hotels das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig.“ Bei Ferienimmobilien beläuft sich der Anteil der Energie teilweise auf 12% der monatlichen Kosten. Deshalb findet die Bewertung auf Grundlage des „Discount Cash Flow“-Verfahrens statt, bei dem die Betriebskosten einen entsprechenden Bestandteil darstellen. „Speziell bei Hotelimmobilien und Resorts lässt sich mit wenigen Maßnahmen und in kurzer Zeit viel Geld einsparen“, so Maly, und die Planungsphase ist noch wichtiger als bei Gewerbeimmobilien: „Wenn ich einen Außenpool habe, dann muss man sehr genau überlegen, wie viel Wasserfläche man tatsächlich braucht, denn Pools sind Energiefresser, und da sollte man schon im Vorfeld vernünftig planen.“ Neben den Investoren „sind auch die Gäste schon sensibilisiert“, erklärt die Geschäftsführerin von Michaeler Partner: „Dieser Trend kommt sehr stark aus den USA, wo große Konzerne ihre Mitarbeiter nur noch in nachhaltigen Hotels unterbringen wollen.“ Das Für und Wider hält sich derzeit eher noch die Waage, aber auf Dauer wird es nur einen Sieger geben: Nachhaltigkeit. Egal, in welcher Form sie in Gebäuden oder auch Stadtteilen und Städten praktiziert und umgesetzt wird.

Vom Gebäude zur Stadt

Die Gestaltung und das Design unserer Städte, unserer Arbeitsplätze und Lebensräume richtete sich bis zum postindustriellen Zeitalter häufig nach übergeordneten Prinzipien von Effizienz und der Demonstration technologischen und technischen Fortschritts. So finden wir vielerorts Skylines moderner Großstädte, die uns mit ihren Beton-, Stahl- und Glaskonstruktionen zwar „imponieren“, Nachhaltigkeit im Ganzen ist aber noch ein Fremdwort. Längst bleibt diese daher nicht mehr bei einzelnen Gebäuden oder Gebäudekomplexen stehen, sondern geht weit darüber hinaus. „Die kleinste in sich abgeschlossene Einheit ist das smarte Gebäude“, so Wolfgang Schneider, Leiter der Siemens-Niederlassung in Salzburg: „Der nächste Schritt wäre die Smart City, also eine ganze Stadt. Da gehören aber dann auch der Verkehr und die gesamte Infrastruktur dazu.“ Die Stadt Salzburg hat vor einigen Jahren begonnen, sich mit diesem umfassenden Gebiet zu beschäftigen– nach dem Motto: „Wie könnte Salzburg 2050 aussehen?“

Die Herausforderungen, vor denen die Städte stehen, sind enorm und nehmen in einem stärkeren Ausmaß zu, je größer die Stadt ist und je schneller sie gewachsen ist. Die US-amerikanische Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin Saskia Sassen meint: „Die Stadt ist ein strategischer Schauplatz für die Erkundung der dringendsten Themen, mit denen die Gesellschaft zu kämpfen hat.“ Eines von ihnen ist zweifellos die Nachhaltigkeit.

Aus No-go-Area wird Vorzeigeprojekt

Lange Zeit galt der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg– nach Manhattan die größte bewohnte Flussinsel der Welt– als No-go-Area. Heute hat sich das geändert, und Wilhelmsburg kann als attraktiver, moderner Lebensraum erfahren werden. Nach rund sechs Jahren Projektvorbereitung und -arbeit werden bei der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg in Wilhelmsburg bis zum 3. November 2013 rund 60 Projekte der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle Projekte sind innovative und nachhaltige Beiträge zu aktuellen Fragen der Metropolenentwicklung. Mit den baulichen, sozialen und kulturellen Projekten und Programmen zeigt die IBA, wie eine Metropole im 21. Jahrhundert ökologisch und sozial ausbalanciert wachsen kann– in dem 35 Quadratkilometer großen IBA-Projektgebiet leben 55.000 Menschen aus über 100 Nationen.

Ideen und Inspiration

Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität sind die treibenden Kräfte einer langfristig angelegten Standortentwicklungspolitik, die Freiburg im Breisgau auf den Kurs qualitativen Wachstums gebracht haben.

Für die „Green City“ ist Nachhaltigkeit nicht nur Gegenstand ambitionierter Umwelt- und Klimaschutzkonzepte, sondern auch Triebfeder für die positive Entwicklung von Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft. Westlich des Stadtteils St. Georgen entsteht bis 2018 auf einem gut 20 Fußballfelder großen Areal eines der fortschrittlichsten Gewerbegebiete Deutschlands– mit garantiert null Emission!

Der „Park(ing) Day“ nahm 2005 in San Francisco seinen Anfang. Mittlerweile findet er in 170 Städten statt: An einem Tag werden aus Parkplätzen temporäre „Parks“. 1.000 waren es bereits 2012.

Wer sich durch neue Ideen inspirieren lassen will, dem sei www.cityworld.com empfohlen. Cityworld hat in seiner internationalen Projektdatenbank bereits mehr als 1.500 Projekte zum Thema Nachhaltigkeit gesammelt. Das Researchteam erweitert den Datenbestand täglich mit dem Ziel, der internationalen Immobilienwirtschaft in absehbarer Zeit eine umfangreiche globale Projektdatenbank zur Verfügung zu stellen. Das Portal verfolgt das ehrgeizige Ziel, einen einzigartigen Überblick zu geben– über die vielen Aktivitäten, Initiativen, Strategien und Regelwerke, die das jeweilige städtische Konzept für Nachhaltigkeit beschreiben, tragen und umsetzen. Denn wer heute nicht in die Zukunft blickt, hat dort auch nichts verloren.

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Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
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  • Erschienen am:
    06.06.2013
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    10:36
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Kategorie: Trends

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