Der Schaden für die Käufer von Anleihen der vor der Insolvenz stehenden Wienwert-Gruppe dürfte bis zu 40 Millionen Euro betragen, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl im Ö1-„Mittagsjournal“-Interview. Der Schaden könnte aber noch etwas höher sein. Da kann sich jeder ausrechnen, was für den einzelnen Gläubiger übrig bleibt.
Dass jetzt Privatpersonen, die bei Wienwert investiert haben, zu Schaden kommen, ist schlimm genug. Doch muss man ihnen eines vorhalten: Sie haben sich den Partner selbst ausgesucht, und sie haben die Investment–Entscheidung selbst getroffen.
Wer dies allerdings nicht hat und jetzt genauso durch die Finger schaut, sind alle Einzahler in die staatliche Bundespensionskasse, die Zusatzpensionsgelder von Bundesbediensteten, Landeslehrern und Mitarbeitern bundesnaher Unternehmen in Höhe von rund 790 Millionen Euro verwaltet. Diese hat sich nämlich über einen in Luxemburg aufgelegten Fonds an Immobilienprojekten der Wienwert beteiligt. Wobei man sagen muss, dass diese Konstruktion meist aus steuerlichen Gründen nicht unüblich ist – viel mehr das Einbeziehen des Pensionsfonds.
Ein bekannter Marktteilnehmer kommentiert die Aktion wie folgt: „Einem Anleihenehmer unterstelle ich, dass er durchschnittlich intelligent gehandelt hat. Aber Pensionsgelder in einen Prozess und ein Unternehmen einzubringen, vor dem die FMA schon warnt und dem dümmsten Indianer in Tirol auffallen müsste, dass man diese Renditen nicht verdienen kann, das ist schon sehr dumm und dreist. Ein modernes Pilotenspiel mit Staatsgeldern.“
Da die Pensionskasse allerdings satte 790 Millionen Euro verwaltet, wird das Ganze nicht auffallen – man wird eher darauf achten, den eigenen Namen aus dem ganzen Insolvenzverfahren herauszuhalten oder, wie derstandard.at berichtet, „von der Pleite der Muttergesellschaft nicht betroffen sei“.
Trotzdem sollte man diejenigen, die den Pensionskassen-Deal zu verantworten haben, auch noch genauer befragen. Vor allem, da doch schon lange vor dieser seltsamen Kooperation Vorwürfe gegenüber Wienwert laut wurden. Besonders pikant ist auch noch, dass einige Aufsichtsräte in der Pensionskasse gleichzeitig Beiräte bei Wienwert waren. Die Namen finden Sie in den Medien. ( siehe Link am Artikelende)
Wenn die Verantwortlichen einer PENSIONSKASSE schon mit Steuergeldern in einem Unternehmen spekulieren, dann sollten sie sich zumindest informieren, mit welchen Personen sie es zu tun haben. Ein Marktteilnehmer kommentiert das so: „Wenn ich in der Gewerkschaft sitze und mich in den Beirat einer Immobiliengesellschaft wählen lasse, dann muss ich doch schauen, was das für Typen sind und was die in der Vergangenheit gemacht haben.“ Und das gilt nicht nur für Stefan Gruze. Der übernahm nämlich erst im April 2016 die Unternehmensführung von den beiden Wienwert-Gründern Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakir, welche die Gesellschaft im Jahr 2010 gegründet hatten.
Da hätte man die Augen öffnen müssen: Denn vor rund 20 Jahren wurde genau das gleiche System nach dem gleichen Muster von den gleichen Protagonisten der Wienwert schon einmal entwickelt. Nur lief das Firmenkonstrukt damals unter „ÖBAG“ (und hier stellt sich die Frage, ob man sich nicht bewusst an den Namen eines eingesessenen Unternehmens angelehnt hat, so wie es die Wienwert jetzt mit ihrem Namen tat, um eine Nähe zur Stadt Wien zu suggerieren) und die Firmenadresse war die Rechte Wienzeile 29. Das Unternehmen kaufte Zinshäuser, baute die Dachböden aus und … bis halt nichts mehr ging. Außer einem Konkurs.
Dem wäre ja nichts mehr hinzuzufügen, oder?
Doch.
Was nämlich noch viel schlimmer ist, ist der Schaden, den die gesamte heimische Immobilienwirtschaft durch diesen Fall hat.
Nämlich einen massiven IMAGESCHADEN!
Der Standart online von RENATE GRABER19. Jänner 2018, 18:08