Immer wieder tauchte die „Wienwert“ in den vergangenen Monaten und auch Jahren mit Schlagzeilen in den Medien auf. Allein im Sommer waren es zwei sehr eigenartige …
So schrieb die Kronen Zeitung am 16. August 2017: „Die staatliche Bundespensionskasse, die Zusatzpensionsgelder von Bundesbediensteten, Landeslehrern und Mitarbeitern bundesnaher Unternehmen in Höhe von rund 790 Millionen Euro verwaltet, hat kürzlich einen Fonds in Luxemburg aufgelegt. Dieser wiederum investiert in Immobilienprojekte der geldbedürftigen Aktiengesellschaft Wienwert, die derzeit ein laufendes Verfahren aufgrund von beschönigender Werbung in ihren Anleihenprospekten mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) hat. Warum ein kompliziertes internationales Fonds-Konstrukt über drei Ecken nur für den Ankauf von Immobilien notwendig ist, ist schwer erklärlich.“
Staatliche Sicherheit sozusagen vor dem Hintergrund, dass der Jahresabschluss 2016 der WW Holding, der Mutter der neu gegründeten Wienwert AG, einen Bilanzverlust von 29,427 Millionen Euro und ein negatives Eigenkapital von 28,685 Millionen Euro ausweist. Der Jahresverlust beläuft sich auf 18,838 Millionen Euro. Dies berichtet am 4.9. der immoflash.at, und weiter: Der Abschlussprüfer SOT Wirtschaftsprüfung hat diese erstmals nur mit einem eingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Nicht bestätigen wollte der Prüfer die von externen Experten von PwC plausibilisierte positive Fortbestehungsprognose des Vorstandes. Diese stehe unter „mit wesentlichen Unsicherheiten behafteten Annahmen“, heißt es im Bestätigungsvermerk.
Wenn also schon einmal der eigene Wirtschaftsprüfer Bedenken hat, dann stellt sich die Frage, warum man sich von Seiten der Bundespensionskasse mit so einem Kooperationspartner einlässt. Oder spielt das für die staatliche Bundespensionskasse keine Rolle?
Anderes Beispiel: Die Compliance-Regeln hat man sich bei SIEMENS groß auf die Fahnen geheftet. Dennoch steht Wienwert in Verhandlung mit dem Technologiekonzern um ein Grundstück in der Siemenstraße 87–89, das vom Konzern verkauft werden soll. Wienwert ist mittlerweile einer der beiden letzten Anbieter. Eigentlich hätte der Deal schon vor dem Sommer über die Bühne gehen sollen, hat sich jedoch verzögert. Wienwert ist weiterhin im Rennen, und das, obwohl es Branchengerüchte gibt, dass das Unternehmen die Absicht habe, nach einem Erwerb des Grundstücks zumindest die Hälfte mit Aufschlag gleich weiterzuverkaufen. Gebaut soll nur auf dem verbleibenden Teil werden.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, wie lange ein Unternehmen eigentlich in der heimischen Immobilienwirtschaft mitmachen kann? Gibt es im Hintergrund politische Verbindungen, die es ermöglichen, trotz einiger Ungereimtheiten in der Bilanz weiterhin im Markt zu bleiben?
Ein Branchenteilnehmer bringt es auf den Punkt: „Wenn die schon knapp an die Wand fahren und durch eine staatliche Pensionskasse gerettet werden, dann mache ich auch einen Bauträger.“