Covid wird gehen, die Veränderungen werden bleiben. Die Corona-Krise hat auch für die Immobilienbranche viele neue Entwicklungen und Rahmenbedingungen mit sich gebracht. In zahlreichen Projekten zeigt sich, wie die letzten 14 Monate die Konzeption beeinflusst haben. „Die aktuellen Entwicklungen wirken wie eine Art Katalysator auf die Immobilienbranche, was dazu führt, dass gewisse Zukunftsthemen nun schneller zum Standard bei der Projektentwicklung werden“, so Walter Hammertinger, geschäftsführender Gesellschafter von Value One Development: „Wichtig ist, dass die Branche die aktuellen Entwicklungen als positiven Schub für innovative und nachhaltige Projekte betrachtet.“ Value One setzt seine Ideen beim neuen Firmensitz um, der im Juni 2021 bezogen wird. Er befindet sich in den denkmalgeschützten und seit 1964 nicht mehr genutzten Tribünen 2 und 3 im Viertel Zwei.
Der neue Firmensitz der Value One
Mit dem Modell „Activity Based Working“ will man sich von den fixen Arbeitsplätzen lösen und immer mehr in die flexible Arbeitsweise übergehen. Walter Hammertinger: „Es entsteht eine neue Arbeitslandschaft, die für unterschiedliche Aktivitäten das ideale Umfeld bieten wird, egal ob kreatives Miteinander oder fokussiertes konzentriertes Arbeiten.“ Grundsätzlich ist der Geschäftsführer von Value One überzeugt, dass vor allem Nachhaltigkeit und Digitalisierung bei aktuellen und neuen Projekten eine wesentliche Rolle spielen werden.
Das Projekt TwentyOne in Floridsdorf
Auch beim Unternehmen Bondi Consult, das derzeit das Projekt TwentyOne in Floridsdorf umsetzt, „hat Corona zu einem teilweisen Umdenken in der Konzeption der Büros wie auch bei den anderen Nutzungen geführt“, erklärt Geschäftsführer Anton Bondi. Auf insgesamt sechs Bauplätzen entsteht ein Gewerbepark, der neben großzügigen Büroflächen auch ein Hotel, ein Studentenwohnheim sowie Infrastruktur für die Nahversorgung, mehrere Restaurants und kleinere Geschäfte beinhalten wird. Insgesamt wurden nun großzügigere Allgemeinflächen – auch im Hotel- und Studentenwohnheimbereich – vorgesehen und die Größen der Büroeinheiten den neuen Anforderungen angepasst. Anton Bondi: „Es sind keine Großraumbüros mehr geplant, sondern variable Bürostrukturen mit flexiblen Trennwänden. Auch den wechselnden Anforderungen der Nutzer wird Rechnung getragen.“ Und: „Es wird eine getrennte Büro-/Coworkingfläche geben, die für kurzfristige Nutzungen, wie zum Beispiel für Projektgruppen, voll ausgestattet zur Verfügung gestellt werden kann.“ Ergänzt wird das Angebot durch servicierte Besprechungs- und Veranstaltungsflächen.
Firmensitz des Unternehmens CODICO in Perchtoldsdorf
Genau während der Umbauarbeiten und der Erweiterung hat es den Firmensitz des Unternehmens CODICO in Perchtoldsdorf „erwischt“. Geplant war eine markante Vergrößerung der Lager- und Logistikflächen und eine Verdoppelung der Büroflächen. Dann kam Corona. Die Lagerkapazitäten wurden zwar mit einer neuen Halle entsprechend erweitert, aber beim Bürohaus hat sich einiges geändert. „Durch Covid hat das Homeoffice-Konzept ganz stark Einzug gehalten, und man hat festgestellt, dass die Erweiterung des Bürogebäudes nicht erforderlich war“, erklärt der Architekt Andreas Hawlik, Geschäftsführer von Huss Hawlik Architekten, der für den Umbau verantwortlich war: „Man hat sich stärker auf die Reorganisation der bestehenden Flächen konzentriert.“ Für die Architekten und das Team von CODICO eine Herausforderung bei den Umbauarbeiten, denn es gab eine Baubewilligung und einen fertigen Ausführungsplan für die Erweiterung. „Die Umsetzung des Konzepts ist Ende April, Anfang Mai 2020 gestoppt worden, und wir haben uns Bedenkzeit genommen“, so Hawlik. Im August wurde dann entschieden, eine innere Reorganisation der Bürostrukturen vorzunehmen statt einer Erweiterung der Flächen. Etwas kompaktere Arbeitsplätze mit mehr Möglichkeiten für Besprechungen und Community-Spaces wurden geplant, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein differenziertes Arbeiten zu ermöglichen. Karin Krumpel, Geschäftsführerin von CODICO: „Wir sind bei dem Konzept geblieben, dass jeder Mitarbeiter seinen eigenen Arbeitsplatz hat. Der Gedanke dahinter war, dass das Büro auch eine Art zweites Zuhause sein soll.“ Daher gibt es neben einer zentralen Lounge auch einen riesigen Garten mit Trainingsmöglichkeiten und Schwimmteich, die auch am Wochenende von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Familien genützt werden können.
Das Graumann-Viertel in Traun
Der Immobilienentwickler und Soziologe Hannes Horvath, Hand Immobilien, sieht sich beim Graumann-Viertel in Traun bestätigt: „Nutzungsoffene Gebäude, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegenkommen, so wie wir das geplant haben, das gab es schon vor Corona. Jetzt ist diese Entwicklung aber noch verstärkt worden.“ Im Fall der Graumann-Lofts, eines 2.000 Quadratmeter großen, vielfältig nutzbaren Gewerbegebäudes, geht man aber noch einen Schritt weiter. Nach dem Spatenstich Anfang März startet bereits der Aufbau der Graumann-Community. Kreative, Selbstständige und Gewerbetreibende sollen ihr Arbeitsumfeld selbst gestalten, und alle Beteiligten sollen auch von den Synergien untereinander profitieren. „Wir wollen Selbstständige zusammenbringen“, so Hannes Horvath. Diese können sich ihren Arbeitsplatz und ihr Umfeld selbst gestalten und ihren Bedürfnissen anpassen. Hannes Horvath: „Wir fragen, was die Menschen wollen, und mutmaßen nicht, was sie brauchen.“