„Danach habe ich gewusst, das will ich machen, absolvierte nach der Handelsakademie das MODUL Kolleg und wollte dann unbedingt in die USA.“ Mit der Stellensuche war es jedoch Ende der 80er Jahre nicht so einfach, aber nachdem sie unzählige Bewerbungen verschickt hatte, bekam sie die Zusage für ihre erste Anstellung. Das war auch das erste und einzige Mal, dass sie sich um einen Job bewerben musste, „denn die anderen haben sich in weiterer Folge immer von selbst ergeben“.
Die Jahre in den USA
In einem der renommiertesten Hotels in New York, im „Four Seasons“, blieb sie eineinhalb Jahre. Das Hotel zählt immer noch zu ihren Lieblingshotels, ebenso wie das Kashba Tamadot von Richard Branson und das Falkensteiner Hotel Spa Iadera in Kroatien. Zwischen dem Hotel in New York und dem in Kroatien– das sie in ihrer Consultingtätigkeit bei Michaeler Partner betreut– lagen aber noch eine ereignisreiche Zeit und ein paar Karrieresprünge.
Der nächste „ergab“ sich, und sie wechselte in das „St. Regis“ Ecke Fifth Avenue und 55te Straße in Midtown Manhattan– bekannt als eines der exklusivsten Hotels der Welt. „Ich habe als Butler begonnen, so wie man sich das klassisch vorstellt. 24 Stunden Butler-Service.“ Innerhalb von eineinhalb Jahren absolvierte sie ihre nächsten Karriereschritte und war letztendlich für das gesamte Housekeeping-Personal mit immerhin 200 Mitarbeitern verantwortlich.
Sie habe nicht nur viel gelernt, wie sie rückblickend meint, sondern auch viele Menschen kennengelernt: „Als Butler bist du rund um die Uhr für die Menschen verantwortlich, und das war damals schon sehr spannend, mit 21 Jahren all die Film- und Musikstars kennenzulernen, die im Hotel wohnten. Du bist in der Hotellerie sehr mit den Menschen und mit der Immobilie verbunden.“ Dieses Verständnis für den Zusammenhang stellte sich für Martina Maly-Gärtner in weiterer Folge als sehr nützlich heraus.
Von New York in den Oman
Nach fünf Jahren verließ die umtriebige Wienerin New York in Richtung Oman, wo sie weitere drei Jahre blieb. Nach einem kurzen Intermezzo in der Heimatstadt zog es sie nach Berlin, und hier begann ihre Karriere in der Immobilienwirtschaft, wo sie als Consulterin Unternehmen in der Hotelkonzeption beriet. „Mit dem Weg in die Immobilienwirtschaft hat sich der Kreis geschlossen“, meint Maly-Gärnter, „denn gut beraten kann man nur, wenn man das Geschäft kennt. Und die Hotellerie musst du von der Pike auf lernen.“ Heute nutzt sie alle ihre Erfahrungen aus der Zeit im Tourismus, sagt aber über ihre Lehrjahre: „Der Tourismus ist ein harter Job, der meiner Meinung nach wahnsinnig unterbewertet ist.“
Der Gast ist König
Bei Hotelimmobilien geht es nicht um den Sachwert, sondern um die Produktivität des Hauses. Es zählt der Cash Flow, und der wird im operativen Bereich generiert– „und der muss inklusive aller Instandhaltungsarbeiten funktionieren.“ Damit es funktioniert, sind Hotelimmobilien sehr stark von Personal und Geschäftsführung abhängig. Daher ist für sie wichtig, dass die Mitarbeiter des Hotels „die Vision des Hauses mittragen und rüberbringen“. Bei Hotelimmobilien mag das Design zwar wichtig sein, aber das Motto ist: „Der Gast ist König, und wir wollen begeistern. Entscheidend ist, dass du die Erwartungshaltung des Gastes auch erfüllst.“
Zurück nach Wien
Nach 12 Jahren fast durchgehend im Ausland „habe ich überlegt, was ich wirklich will“. Schließlich kehrte sie in ihre Heimat zurück– zunächst zur Metzger Realitäten Gruppe und dann zum Tourismusberater Michaeler Partner. Heute meint sie: „Alfons Metzger verdanke ich, dass ich in Wien wieder so schnell Fuß fassen und die österreichische Immobilienwirtschaft kennenlernen konnte!“ Trotz ihrer mittlerweile langjährigen Consultingtätigkeit ist sie auch weiterhin im operativen Bereich aktiv. Vor kurzem war sie für die Eröffnung eines Hotels am Gardasee verantwortlich: „Man muss am Puls sein, und das eigene Leistungsspektrum muss breit bleiben.“ Das erweitert sie nicht nur im Beruf, sondern auch durch zahlreiche Kurse und Weiterbildung.
Kämpfen ja, aber nicht allein
Die Arbeit macht ihr noch immer Spaß: „Was mir besonders gefällt ist, dass ich in so viele Projekte involviert bin, es ergibt sich ja nie eine Pattsituation, und das macht die Arbeit spannend.“ Auch wenn sie eine Kämpferin ist, wie sie betont, so ist sie doch keine Einzelkämpferin: „Ich glaube, dass es wichtig ist, ein gutes Team zu haben, dem es genauso Spaß macht wie mir, und mit dem man etwas bewerkstelligen kann.“
„Egal was ich mache, es muss mit Leidenschaft verbunden sein“, meint Martina Maly-Gärtner, und die spürt man bei ihr auch, wenn sie über Hotels spricht: „Hotels sind etwas Besonderes. Jedes Hotel hat seine eigene Geschichte, jeder Ort hat seine Besonderheiten und jeder Standort seine Herausforderungen.“
Das Kapital der Hotellerie– die Mitarbeiter
Reisen wird sich ihrer Meinung nach verändern, da die Menschen generell eher mehr als weniger Urlaub machen werden, aber sie werden ihn anders gestalten. Auch die Hotelimmobilie hat sich in den letzten Jahren als Assetklasse verändert. Banken und Investoren beschäftigen sich viel mehr mit den Details und dem Innenleben. Die Geschäftsführerin bei Michaeler Partner sieht, dass nicht mehr mit oder in Quadratmetern gerechnet, sondern mit der Hotelimmobilie viel gewissenhafter umgegangen wird.
Eines hat sich aber nicht verändert: Hotel ist zwar Design und Standort, aber „das Hotel ist weiterhin mit den Mitarbeitern ganz intensiv verbunden. Sie sind das Kapital der Hotellerie.“
Martina Maly-Gärtner weiß, wovon sie spricht, denn immerhin hat sie das Immobilien-Business von „der Pike auf gelernt“: an der Rezeption.