Die nächste Veränderung für FM ist bereits im Laufen. „Digitalisierung als Überbegriff ist das zentrale Thema“, bringt es Brigitte Fiedler, Geschäftsführerin von WISAG Facility Management, auf den Punkt. Der zehnten IFM-Kongress an der TU Wien im Herbst zeigte eine klare Splittung: Die FMler, die sich klassisch rein um die Technik kümmern, bleiben in der Kostensenkungsspirale. Diejenigen, die sich mit den neuen Trends (Veränderungen der Arbeitswelt, Digitalisierung im Betrieb) beschäftigen, werden für das Topmanagement immer wichtiger. Als 2007 der erste IFM-Kongress stattfand, lag das Hauptaugenmerk im FM auf Kosteneinsparungen. Im Jahr 2017 wurde schon beim ersten Block New Ways of Working und Neue Arbeitswelten deutlich, dass sich der Schwerpunkt gewandelt hat. Die Mitarbeiterzufriedenheit und ihre optimale Unterstützung durch FM und damit die Bindung an das Unternehmen stehen im Mittelpunkt.
Neuartige Prozesse durch Digitalisierung
Digitalisierung bedeutet nicht nur Effizienzsteigerung, sondern auch neuartige Prozesse. „Von Industrie 4.0 bis zur künstlichen Intelligenz (AI) entstehen täglich neue Tools, die den Facility-Managern helfen, ihre Verantwortlichkeiten effektiver und effizienter zu bewältigen“, meint etwa Viktor Wagner, Geschäftsführer von REIWAG. Durch mobile Apps und die Zunahme von Cloud-vernetzten Geräten können Facility-Manager rund um die Uhr und von jedem Ort aus genau erkennen, was in den verschiedenen Systemen im Gebäude passiert, und, wenn notwendig, auch per Fernwartung eingreifen oder sogar eine Diagnose erstellen – dies ist allerdings nur möglich, wenn alle Komponenten miteinander verbunden sind. Einen weiteren Bezug zum FM sieht Wagner auch bei Virtual-Reality-Anwendungen: „Einige Unternehmen setzen virtuelle Führungen ein, um 3D-Visualisierungen von Anlagen, Maschinen oder sogar ganzen Gebäuden anzuzeigen.“ Mit verschiedenen Software wie zum Beispiel Docu-Tools sind Daten über das Gebäude nicht nur ab dem Projektstart verfügbar, sondern es können auch sämtliche anderen Benutzer mit projektspezifischen Rollen in ein Projekt eingeladen werden, d. h. auch Facility-Manager.
Vom Plan weg mit dabei
Facility-Manager sollten daher von Beginn an in Neu- und Umbauprojekte eingebunden werden. Denn hier werden bereits die entscheidenden Weichen für einen Großteil der Gesamtkosten während der späteren Nutzung von Gebäuden gestellt. Moshammer: „Diese allerdings in der Praxis noch nicht ausreichend fortgeschrittene Lebenszyklusbetrachtung sehe ich getrennt von den diversen Gebäudezertifizierungen, obgleich beispielsweise Green Buildings auf den ersten Blick günstigere Betriebskosten suggerieren.“ Fakt ist jedoch, dass sich die Zertifikate voneinander stark unterscheiden und selbst ein Neubau anders zertifiziert wird als ein bestehendes Gebäude. Somit können selbst bei gleicher Auszeichnung keine validen Rückschlüsse auf Energieeffizienz oder Kosteneinsparung abgeleitet werden. „FM wird somit nur dann einen nachhaltigen Einfluss auf die Qualität einer Immobilie haben können, wenn ihm in der Planungs- und Errichtungsphase eine überwachende und beratende Funktion zukommt“, so Michael Moshammer, Geschäftsführer der IFM Immobilien Facility Management und Development GmbH.
Ausschreibungen werden öffentlicher
Um diese Funktion aber wahrnehmen zu können und Unternehmen entsprechend zu unterstützen, müssen die Anbieter erst einmal in das Unternehmen kommen, und Brigitte Fiedler bemerkt hier ein Umdenken in der Branche, da sich zeigt, dass Ausschreibungen zunehmend öffentlich erfolgen. Das garantiert der ausschreibenden Seite und dem Dienstleister mehr Sicherheit und Transparenz und beugt möglichen Anfechtungen vor. „Aus unserer Sicht wird es für beide Seiten zunehmend wichtiger, sich bei Ausschreibungen auch an Normen zu orientieren“, so Fiedler.
Lebenszykluskosten als wesentliche Aufgabe
Was sich definitiv nicht geändert hat, ist die Aufgabe des FM, für die Nachhaltigkeit der Immobilie zu sorgen. „Eine der Kernaufgaben im Facility-Management ist es, die Lebenszykluskosten im Griff zu haben, denn nur so wird man dem ganzheitlichen Ansatz und Anspruch gerecht“, meint Moshammer. Um wirklich nachhaltig zu sein, sind aber die Dienstleister und Nutzer gefordert, die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal und gewinnbringend umzusetzen. Gleichzeitig kann das nur als ganzheitlicher Prozess erfolgen, um auch langfristig Ressourcen und Kosten zu sparen sowie die Lebensdauer der Immobilie zu verlängern. Es gibt derzeit leider nur wenige Objekte, die diese Voraussetzungen bieten, meint Brigitte Fiedler: „Der Bedarf an nachhaltigen Immobilien ist höher als das Angebot – sei es das Objekt selbst oder die Bewirtschaftung.“