Was waren wir nicht beeindruckt, wenn früher in den Filmen aus den USA die Menschen Wohnhäuser betraten, in denen sich ein smarter hauseigener Portier befand. So etwas kannte man eigentlich nur von Hotels. Sonst war uns in Österreich nur der Hausmeister bekannt, und der war doch aus anderem Holz geschnitzt. Etwas grantig und weniger für die Bewohner zuständig als vielmehr der verlängerte Arm des Eigentümers. Und genau so agierte er auch.
American Way of Life
Mittlerweile hat aber auch bei uns der „American Way of Life“ Einzug gehalten, und einen Concierge im Foyer anzutreffen ist nicht mehr so ungewöhnlich. Überhaupt haben sich die Wünsche der Wohnungssuchenden in den letzten Jahren verändert, und die Bauträger haben ihre Projekte im gehobenen Segment diesen auch angepasst. „Die Menschen möchten möglichst viel Zeit sparen, das heißt, alle Annehmlichkeiten und Einrichtungen, die den Alltag erleichtern und effizienter machen, sind unschlagbare Assets“, meint Sascha Haimovici, Geschäftsführer von ivv Immobilien, einem Tochterunternehmen der Soravia Group. Der Concierge soll nicht nur für Sicherheit im Haus sorgen, sondern den Bewohnern auch kleine Arbeiten des Alltags abnehmen.
Haustechnik, Ausstattung, Materialien
Der Fokus der Suchenden hat sich mittlerweile über die eigenen vier Wände hinausbewegt. Gewisse Assets, die eine Wohnung bieten muss, werden bereits als Standard betrachtet: Dazu zählen moderne Ausstattung, erstklassige Haustechnik, hochwertige Materialien oder eine energiesparende und zum Teil auch ökologische Bauweise. „Auch Balkone, Terrassen und weitere Freiflächen sind in der hochwertigen Wohnbauprojektentwicklung nicht mehr wegzudenken“, so Erwin Größ, Geschäftsführer von STRABAG Real Estate Österreich.
Das Äußere zählt
Da diese „Grundbedürfnisse“ abgedeckt sind, wird nicht mehr eine einzelne Wohnung in einem Haus erworben, sondern Wohnung und Wohnprojekt bilden ein Gesamtkonzept. „Im Exterieur wird mehr und mehr auf hochwertige Materialien gesetzt, etwa auf Keramik- bzw. Porzellanfassaden, sowie innovative Architektur, die überrascht“, meint Größ. „Gute Architektur wird von den Kunden sehr angenommen – oft ist der Name des Architekten ein preisbestimmender Faktor“, fasst Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer von SIGNA, den Wert des Erscheinungsbildes zusammen. Das Produkt Wohnen muss im Ganzen stimmen: Ob TrIIIple, „Über den Linden“, ARGENTO, Hamerling oder Danube Flats – die Projekte, die derzeit gebaut werden, müssen in ihrer Gesamtheit die Kunden ansprechen. Gewohnt wird zudem nicht nur in der Wohnung selbst, sondern im ganzen Haus, und daher sollte es wie aus einem Guss wirken.
Wellness- und Fitness-Bereiche, Rooftop- bzw. Terrassenpools
Da das Haus als Aufenthaltsort mitgezählt wird, „werden Zusatzleistungen im Gebäude selbst, wie etwa Wellness- und Fitness-Bereiche, Rooftop- bzw. Terrassenpools oder Restaurants immer gefragter“, so Sascha Haimovici. Immer mehr Kunden wünschen sich Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung direkt im Gebäude, ohne erst weite Wege auf sich nehmen zu müssen. Attraktiv gestaltete Gemeinschaftsflächen sollen dem Bewohner das Leben erleichtern. Darüber hinaus werden direkt in den Projekten umfangreiche Infrastruktureinrichtungen geschätzt, wie zum Beispiel Restaurants, Supermärkte oder Kindergärten. „Solche Services werden in Zukunft nicht nur im Hochpreissegment vorhanden sein, sondern zunehmend auch für breitere Schichten gefragt“, so Haimovici.
Teilen im Sinner der Gemeinschaft
„Was in Zukunft enorm wichtig ist, sind die Sharing-Themen“, so Martin Müller, Geschäftsführer von JP Immobilien. Die Technik und neue Apps machen dies möglich. Teilen, was man nicht immer braucht, das aber in einem äußerst gehobenen Stil. Erwin Größ: „Zunehmend werden Aspekte des (Luxus)lebens aus den eigenen vier Wänden ausgelagert: Feierräume, Weinkeller, Kino und Bar werden gemeinschaftlich genutzt.“ Tatsächlich werden dabei bewährte Dinge neu interpretiert, meint Martin Müller. Die Sozialräume sind nicht mehr verstaubt und platzmäßig als Notlösung eingefügt, wo gerade ein paar Quadratmeter Fläche nicht besser genutzt werden können, sondern werden zu richtigen Community-Räumen „mit Fernseher und ordentlicher Küche. Diese Räume haben ein anderes Niveau und bieten viel Platz.“ Hier lässt sich nicht nur ein Fußballspiel in Gesellschaft genießen, sondern auch eine Dinnerparty feiern oder ein Abend kochend mit Freunden verbringen – in einem qualitativen Küchenumfeld, das man sich sonst so nicht leisten könnte und würde, inklusive Cateringbereich und Show-Kitchen. Der Abend im eigenen Haus, aber nicht in der eigenen Wohnung – eben ein Gesamtkonzept.
Dass die Räume, die nur ein paar Mal im Jahr genutzt werden, aus der Wohnung ausgegliedert sind, ist auch gut für die Geldbörse. Bei den aktuellen Wohnpreisen ist jeder gesparte Quadratmeter ein Gewinn. Trotzdem muss eine kompakte Fläche genügend Raum und Wohnkomfort bieten: Sie sollte „optisch ansprechend und praktikabel, also im Grundriss durchdacht sein, eine optimale Nutzung des Wohnraums ermöglichen, Dachschrägen im Dachgeschoß möglichst vermeiden und genügend Stauraum bieten“, fasst Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der ARE, zusammen.
Learning by doing
Die Bauträger probieren neue Konzepte aus, und es ist nicht immer sicher, ob sie sich bewähren werden oder nicht. So stellt sich im „Shared-Bereich“ auch die Frage, ob nicht nur Räume, sondern auch Transportmittel innerhalb der Community geteilt werden können. „Bei den Transportmitteln sind wir am Austesten“, so Martin Müller: „Wir wissen noch nicht genau, ob wir das mit Pkws machen werden und ob das funktionieren wird, aber Fahrräder und Scooter sind sicherlich eine gute Alternative.“
Ausstattung, Architektur und Features sind zwar wichtige Faktoren, eines ändert sich aber nie: „In erster Linie gilt die ewige Immobilienregel Lage, Lage, Lage – insbesondere im gehobenen Segment“, so Christoph Stadlhuber: „Dieser wertbestimmende Faktor kann durch nichts ersetzt werden.“ Er bestimmt die Werthaltigkeit und den Wiederverkaufswert. Die „Lage“ birgt noch einen zusätzlichen Aspekt in sich – nicht nur, wo man sich befindet, sondern auch, was man sieht, ist wichtig. Ein Blick über Wien, auf die Donau oder ein „Landmark-Building“ wie den Stephansdom oder die Hofburg geben zu guter Letzt noch den besonderen Kick.