In Südtirol geboren, wuchs Otmar Michaeler im elterlichen Gastbetrieb auf, und schon von Kindesbeinen an bekam er die wesentlichen Aspekte der Hotellerie und des Gastgewerbes mit. Dazu kam noch, dass „ich erlebte, wie der Betrieb zu einer Pension und folglich zu einem Hotel weiterentwickelt wurde. Außerdem durfte ich sehr früh in das Unternehmen eintreten – also mitarbeiten.“ Eine wesentliche Lehre, die ihm sein Vater damals mitgab: „Man muss Verantwortung übernehmen, sie aber auch abgeben können; wenn man nicht loslässt, muss man alles selber machen.“ Ein Leitspruch, der ihm in seinem späteren Berufsleben sehr zugutekam.
Die Möglichkeiten neben der Hotellerie
Während seines BWL-Studiums in Innsbruck wurde ihm klar, was man über die Hotellerie hinaus noch alles machen kann. „Das Spannungsfeld Tourismus umfasst so viele Möglichkeiten, die wir im Bereich Hotellerie auf die für uns nötigen Elemente erweitern wollten. Wir definieren uns als 360°-Tourismusentwickler, der von der Planung und dem Bau von Hotels, Residenzen, servicierten Apartments oder Mixed-use-Immobilien bis hin zum operativen Management und Vertrieb derselben agiert.“ Bereits während der Studienzeit bekam er über einen Studienkollegen Kontakt zu den Südtiroler Hoteliersbrüdern Andreas und Erich Falkensteiner. Man kannte zwar die Namen der Hotelbesitzer aus Südtirol, aber direkten Kontakt hatte es zwischen Michaeler und den Falkensteiners bis dahin nicht gegeben. Ab diesem Zeitpunkt war den dreien aber klar, „dass wir einmal zusammen etwas machen werden“. Nach dem Studium arbeitete Michaeler bei Dr. Jakob Edinger, den er bei einem Seminar kennengelernt hatte. In dessen Tourismusberatung GmbH lernte er nicht nur die Ferienhotellerie genauer kennen, sondern erkannte auch, welche Alternativen es zu Hotels noch gab.
Gründung des eigenen Unternehmens
Nach zwei Jahren im Beratungsunternehmen gründete er schließlich mit Andreas und Erich Falkensteiner am 1. Mai 1995 das erste gemeinsame Unternehmen, Michaeler Partner. „Die Anfänge waren sehr spannend“, so Michaeler fast 20 Jahre später: „Auch der Zeitpunkt war ideal gewählt. Es war eine gute Zeit im Beratungsgeschäft.“ Von dieser Basis aus entwickelten sich in weiterer Folge die heutigen Unternehmensbereiche Projektentwicklung und Hotelmanagement. „Wir betreiben Hotels, wir entwickeln und bauen, und wir beraten. Diese drei Kernkompetenzen sind nach wie vor fest verankert“, meint Michaeler, und es erfüllt ihn mit Stolz, „dass es uns gelungen ist, ein Beratungsunternehmen aufzubauen, das heute noch Bestand hat. Ich führe es nicht mehr, sondern die Mitarbeiter, und das ist ein Zeichen, dass das Unternehmen nicht personenbezogen ist, sondern selbstständig existieren kann.“ Und er weiß, wovon er spricht, denn er hat in seinem Berufsleben viele Mitbewerber kommen und gehen sehen.
Der Schritt nach Wien
Der nächste große Schritt folgte zwei Jahre nach der Gründung. Michaeler und seine Partner erkannten, dass die Präsenz in Wien ein wesentlicher Faktor war, um das Geschäftsfeld zu erweitern bzw. das Unternehmen zu vergrößern. Das Alba Palace in der Margaretenstraße wurde am 15. Dezember 1997 übernommen, als Falkensteiner Hotel Palace geführt und in weiterer Folge auch gekauft. Der Erwerb war allerdings ein steiniger Weg, wie Michaeler bescheinigt, denn ein Südtiroler Unternehmen, das sich anschickt, in der Bundeshauptstadt zu investieren, erweckte doch einigen Argwohn. Wir mussten große Überzeugungsarbeit leisten, dass wir tatsächlich die entsprechende Erfahrung hatten“, so Michaeler, aber schließlich fand man in der Hypo Tirol einen verlässlichen Partner. Das Hotel wurde nach dem Kauf im Laufe der Jahre renoviert und dann vor vier Jahren wieder verkauft.
Der Einstieg in die Ferienhotellerie
Der Einstieg in die Ferienhotellerie erfolgte schließlich mit dem Robinson Club am Katschberg in Kärnten. „Es war ein Konkursfall, und man schenkte uns Vertrauen, dass wir den Club managen könnten.“ Zwei Jahre später wurde der Club Funimation Katschberg dann gekauft und zählt heute zu den erfolgreichsten Familienclubs in den Alpen.
2001 erfolgte die Expansion in den osteuropäischen Raum. Zunächst nach Kroatien, dann nach Tschechien und in die Slowakei. 2012 eröffnete das Unternehmen sein erstes Hotel in Serbien.
Tradition und Familie
Mit der Weiterentwicklung des Unternehmens kam es zur Schaffung einer neuen Konzernstruktur in Form einer Holding, die alle Geschäftsbereiche unter einem Dach vereint. Die FMTG – Falkensteiner Michaeler Tourism Group wurde gegründet und die Zentrale nach Wien verlegt. Nach Österreich zu expandieren, ist von Südtirol aus schon ein großer Schritt ins Ausland, aber „wir haben es nie bereut, dass wir vor sieben Jahren unsere Zentrale nach Wien verlegt haben“ – wobei Otmar Michaeler als einziger der Stammcrew weiterhin in Wien tätig ist. Auch der Firmenchef selbst verbringt die Wochenenden – soweit dies beruflich möglich ist – bei seiner Familie in der Nähe von Bruneck. „Für uns ist Tradition die Familie. Wir wollen so leben, wie wir erzogen und aufgewachsen sind. Wir leben nach wie vor sehr geerdet.“ Diese Tradition, kombiniert mit Innovation, macht für ihn die Essenz des Unternehmens aus: „Tradition und Innovation sind Leitlinien unseres Handelns. Wer rastet, der rostet. Es muss ständig eine Revolution herrschen, und die Tradition als Leitlinie bringt das alles wieder auf Kurs.“
Die Zukunft
Als Developer und Bauträger sind die Prioritäten ganz klar gesetzt, so Michaeler: „Wir verkaufen natürlich unsere Immobilien, allerdings erst nach einer gewissen Reifephase.“ Drei bis fünf Jahre sind notwendig, bis ein nachhaltiger Track-Record erzielt ist. Dieser ist für ihn umso wichtiger, als die verkauften Hotels im Rahmen eines Pacht- oder Managementvertrags weitergeführt werden. Mit den Synergien, die sich aus den Unternehmen und den jahrzehntelangen Netzwerken ergeben, will Michaeler in den kommenden Jahren als lokaler Player in den bestehenden Märkten stärker werden, doch sieht er für seine Gruppe auch in anderen europäischen Märkten genügend Spielraum: „Beim Aufbau unseres Brands Falkensteiner Hotels Residences haben wir die Chance, etwas Neues zu entwickeln. Die Zeichen stehen auch in Zukunft auf geplantes Wachstum.“