300 Millionen Euro Umsatzverlust allein in Wien hat die KMU-Forschung Austria hochgerechnet. Gleichzeitig wurde von ihr eine Blitzumfrage unter Konsumenten gemacht, die bestätigt, was zu vermuten war: Die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke werden heuer geringer ausfallen als sonst. Der Onlinehandel wird davon aber wenig merken, denn mehr als 50 Prozent der Befragten wollen demnach auch oder gar nur mehr online shoppen.
Regionalisierung
Mit der Verlagerung von Kauftätigkeit ins Internet geht aber auch ein Trend zur Regionalität einher. Ein Viertel der Befragten gab an, trotzdem regional einkaufen zu wollen, und für 15 Prozent sollen es auch lokale Produkte sein. Für Handelsvertreterinnen und -vertreter stellt das eine Chance dar, um nicht am Ende die Kundenströme an ausländische Betriebe zu verlieren. „Es braucht mehr denn je eine Gegenbewegung zur Online-Globalisierung hin zu einer Online-Regionalisierung“, meint Wiens Handelsspartenobfrau Margarete Gumprecht in den Wirtschaftsnachrichten der WKO.
Online-Schaufenster
Mit einem Schwung Patriotismus von der Politik lanciert, konnte die Meta-Plattform Kaufhaus-Österreich.at das Momentum vorerst nicht nutzen. Zu wenig Serviceorientierung ohne Mehrwert reklamierten Konsumenten, und Medien stimmten in die Kritik ein. Online-Handelsregister gibt es tatsächlich schon länger, und mit Online-Marktplätzen ist das Internet sowieso voll. Mit dem „Kaufhaus Österreich“ und der nebenbei durch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck unterzeichneten E-Commerce-Charta soll vor allem ein dringend notwendiger Digitalisierungsschub beim Handel erfolgen. „Nicht erst die Corona-Krise zeigt, wie wichtig ein Online-Auftritt sein kann, um in Pandemie-Zeiten weiterhin Geschäfte machen zu können und sogar zusätzliche Kunden zu erreichen“, versucht der WKO-Spartenobmann Rainer Trefelik Mitglieder zu motivieren.
Hybride Einkaufswelt
Laut einer Studie der Digitalberatung GmbH vertreibt hierzulande knapp mehr als die Hälfte der Betriebe ihre Produkte und Dienstleistungen noch nicht übers Internet. Initiativen für regionalen Online-Handel sind aber nicht ganz neu. Als E-Commerce-Initiative der Post gestartet, bietet Shöpping.at etwas, was vielen im Internet schon auch wichtig ist, nämlich eine Bestellfunktion sowie Breite und Tiefe im Angebot. Als lokaler Marktplatz etabliert hat sich auch schon Myproduct.at. Den Lebensmittelhandel aufmischen wollen der Biolieferdienst Markta.at sowie ohne reinen Bioanspruch Gurkerl.at. Bei REWE setzt man übrigens auf Selfscanning per Handy-App. In Deutschland kann man das bereits in 50 Filialen nutzen, womit sich der Supermarkt gerade zu einem Abholshop weiterentwickelt.
Lokaler Einzugsbereich
Intensiv im Aufbau befindet sich derzeit auch eine branchenübergreifende Initiative der SES Spar European Shopping Centers. Unter dem Namen Yip.at wird die regionale Suche auch mit einer leichtgängigen Kartenfunktion unterstützt, was dem Auffinden regionaler Anbieter dienen soll. Christoph Andexlinger trägt als COO bei SES die Innovation zu Händlern und Gastronomen: „Damit bieten wir den vielen stationären österreichischen Unternehmen eine Bühne, durch die sie für ihre Kunden im Einzugsgebiet sichtbar werden.“ Im Gegensatz zu weltweiten Points-of-Interest-Plattformen ließe sich finden, was gleich um die Ecke ist.
Richtige Verortung
Wie gut Geschäfte wie Lokale und anderes mehr vom Wohnort erreichbar sind, lässt sich seit Kurzem auf Lageguru.at auch einfach per Knopfdruck ermitteln. Das Innovative des Online-Tools ist die objektive Bewertung der Versorgung im Wohnumfeld per Scoring. Wie sehr sich da regional einkaufen lässt oder ob alles zu Fuß erreichbar ist, kann man damit vor einem anstehenden Wohnungswechsel verlässlich abschätzen und mit dem Status quo vergleichen.