Die überstürzte Schließung des Lorenz-Böhler-Spitals sorgt derzeit für heftige Kritik. Es soll erhebliche Mängel beim Brandschutz geben. Das heißt, einige Teile des Hauses stehen im Falle eines Brandes eine halbe Stunde lang, ehe sie einzustürzen beginnen. Vorgeschrieben ist aber ein Widerstand von 90 Minuten.
Für mich als Beobachter des politischen Baugeschehens stellen sich in diesem Zusammenhang einige Fragen:
Warum ist das Problem damals, als der Bettentrakt errichtet wurde, niemand aufgefallen? Welche Baufirma war es, die das Gebäude errichtet hat, und wer war der Ziviltechniker, der das fertige Gebäude abgenommen hat? Auch wenn sich die Vorschriften verändert haben – ich bin kein Experte für das Thema Brandschutz –, kann es nicht eine so massive gesetzliche Änderung gegeben haben, dass eine überstürzte Flucht aus einem Gebäude notwendig ist. Wenn dem so wäre, dann hätte man das Problem gleich erkennen müssen, als eine neue Brandschutz-Verordnung erschien. Aber neue Brandschutz-Verordnungen ändern halt nichts am Gebäude, und daher bleibt weiterhin offen, welche Baufirma hier tätig war und wer das Gebäude als ZT für die AUVA abgenommen hat? Es müsste doch schon damals klar gewesen sein, dass der Brandschutz nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise gegeben war.
Wer hat das Risiko in Kauf genommen?
Und noch übler: Wenn es hier Fehler gegeben haben sollte, hat dann jemand in Kauf genommen, dass bei einem Brand nur 30 Minuten Zeit bleiben? Wer hat das zu verantworten? Bewusst oder unbewusst. Man kann ja froh sein, dass in den vergangenen Jahrzehnten nichts passiert ist.
Die nächste Frage, die sich aufdrängt: Wieso ist das Problem des mangelhaften Brandschutzes früher niemand aufgefallen? Etwa vor 20 Jahren. Dann hätte man das ja ganz anders lösen können als mit einer Blitzabsiedelung. Sollte es aber jemand gewusst haben – hat man da in Kauf genommen, dass Menschen bei einem Brand zu Schaden kommen könnten?
Fragen über Fragen, und so kann man nur hoffen, dass wie in den letzten Jahrzehnten nichts mehr passiert und die Absiedelung erfolgt – da es ja so dringend ist. Für die fragile Gesundheitsstruktur in Österreich ist das ein ganz schlechter Zeitpunkt, weil es auch heute nur wenige Krankenhäuser in Wien gibt, welche die – oft lebensrettende – Erstversorgung im Unfallspital in der Wiener Brigittenau ersetzen können.
Aber das Lorenz-Böhler-Krankenhaus ist schon auch ein Klassiker: Gehandelt wird erst dann, wenn gar nichts mehr geht. Von vorausschauender Politik kann in diesem Fall nicht gesprochen werden. Und das ist noch das Mindeste, was man hier vorwerfen kann.