Vor kurzem hab’ ich wieder ein Erlebnis gehabt, das die Souveränität der Ureinwohner doch infrage stellt.
Unsere im Speckgürtel von Wien liegende Gemeinde bietet schon einige skurrile Situationen. Auch in unserer Gemeinde wird massiv verdichtet und jedwede Baumöglichkeit genutzt. Neue Gebäude sprießen wie die sprichwörtlichen Schwammerln aus dem Boden. Das Geld wird schnellstens verbaut, so sehr scheinen sich die Leute Sorgen zu machen wegen der kommenden Zeiten.
Eine sehr kunstblonde Dame hat sich heute in der Früh vor meinem Haus „eingeparkt“. Nicht so, wie das in der Straßenverkehrsordnung vorgesehen ist, NEIN … keineswegs. Sie war wohl sehr in Eile und daher musste es schnell gehen – das trifft es schon eher. Auf alle Fälle scheint es ihr egal gewesen zu sein, ob sie die Nebenstraße absperrt oder nicht. Die fünf Meter, die laut Straßenverkehrsordnung freigehalten werden müssen, dürften in Wien nicht gelten, zumindest nicht für sie – oder sie konnte sich aufgrund der „langen“ Fahrt in unsere Gemeinde nicht mehr daran erinnern.
O.k., ich geb’ zu, mich hat es genervt, ausparken zu müssen, wo ich so schön komfortabel hätte wegfahren können. Also hab’ ich sie auf die Verfehlung hingewiesen. Na Prost, was ich da an Vorschlägen erhalten hab’, wie ich ihr das Parken erleichtern könnte. Dabei sind wir im Umland von Wien gelegen, gar keine Fremdenverkehrsgemeinde. Auf die Idee, dass sie sich als Gast in fremden Gefilden aufhält, ist sie nicht gekommen. Ganz grundsätzliche Dinge, die wir einst gelernt haben, sind vergessen.
Was haben wir gelernt? Wenn man im „Ausland“ ist beziehungsweise sich in anderen Regionen aufhält, versucht man erstens ein paar (einheimische) Wörter zu sprechen und zweitens nicht zu vergessen – und das ist weitaus wichtiger –, dass man die Einheimischen nicht mit seinem Weltbild belastet. Noch belehrt man sie, wie sie sich verhalten sollen. Vielmehr wäre etwas – ich möchte nicht sagen: Demut –, aber doch Achtsamkeit angebracht. Denn es könnte ja sein, dass man in dieser Gemeinde einmal sesshaft wird, und dann wäre ein Einstand in dieser Form sicherlich nicht der beste, um ein langjähriges Miteinander zu schaffen.
Es obliegt ja nicht den Projektentwicklern, ihre zukünftigen Wohnungseigentümer/Mieter auf „ländliche Sitten und Gebräuche“ aufmerksam zu machen. Das wäre ein frommer Wunsch, ebenso wie den Zuzug in eine Gemeinde nur mit dem Nachweis eines Benimm-Kurses zu ermöglichen.