Ein bezauberndes Lächeln
1985 zauberte dafür ein anderes Gebäude den Österreicherinnen und Österreichern ein Lächeln ins Gesicht – wenn man es gedruckt sah. Die Österreichische Postsparkasse ist eines der bekanntesten Jugendstilgebäude Wiens, geplant und gebaut von Otto Wagner. Es wurde zwar bereits 1904 bis 1912 als k. k. Postsparcassen-Amt errichtet, aber 1985 zierte es die Rückseite der damaligen 500-Schilling-Banknote.
Eine Bankfiliale als Gesamtkunstwerk
Otto Wagners Postsparkassengebäude gilt als Schlüsselwerk der europäischen Moderne und der Wiener Jahrhundertwende. Mit dem Gebäude schuf Wagner seinen modernsten und bedeutendsten Bau. Der Architekt setzte die Ideen der Moderne am Äußeren des Hauses und auch im Inneren fort. Wagners Bau ist ein Gesamtkunstwerk, das nichts von seiner Gültigkeit verloren hat. „In jedem baulichen Detail, jedem Ausstattungsmerkmal, jedem entworfenen Möbel führen Zweckmäßigkeit und Gebrauchsfähigkeit zu intelligenten, schlüssigen, hochästhetischen Lösungen“, heißt es in einer Beschreibung dieses faszinierenden Bauwerks.
Die Zeit vor der Postsparkasse
Bevor Wagner das k. k. Postsparcassen-Amt plante, hatte er Wien schon an einigen Stellen seine architektonischen Stempel aufgedrückt. In den Jahren 1898 bis 1899 wurde unter anderem ein Ensemble dreier Wohnhäuser am Naschmarkt errichtet. Der Architekt hatte die Vision, die Wienzeile zwischen dem Karlsplatz und Schönbrunn zu einem Prachtboulevard umzugestalten – parallel zur Mariahilfer Straße, durch die sich der Kaisertross bewegte, wenn es Richtung Schönbrunn ging.
Faszination trotzt der Umgebung
Der Prachtboulevard am Naschmarkt wurde allerdings nie umgesetzt. Ganz im Gegenteil. 60 Jahre später galt der Naschmarkt nicht als die beste Adresse. Heute hat sich die Situation schon wieder komplett gewandelt. Wagners Häuser haben auch die schlechten Zeiten überstanden. Sie thronen weit sichtbar über dem Nachmarkt und haben nichts von ihrer Faszination verloren. Die sogenannten Wienzeilenhäuser – entlang der Linken Wienzeile – stellen bis heute ein beeindruckendes Ensemble dar. Die Häuser gelten in Wagners Werk als entscheidender Bruch mit dem Historismus, der sich in seinen Häusern am Rennweg schon angekündigt hatte.
Abwaschbares Haus
Statt der historistischen Ornamente ist alles betont flächig gehalten. Die Häuser sind beispielhaft für die Wiener Jugendstilarchitektur um die Jahrhundertwende. Das wohl auffälligste ist das sogenannte Majolikahaus. Den Namen hat es von den mit floralen Motiven geschmückten Majolikafliesen. Diese Fliesen sind witterungsbeständig, pflegeleicht und abwaschbar – zur damaligen Zeit das Nonplusultra, denn Hygiene war ein wichtiger Bestandteil der Modernität. In diesem Fall auch nach außen sichtbar.
Neue Grundstücke mitten in Wien
Was den eigentlichen Prachtboulevard betraf, besaß Wien zur damaligen Zeit bereits einen. Ausschlaggebend dafür war der 20. Dezember 1857 gewesen. An diesem Tag hatte Kaiser Franz Joseph I. eine Entscheidung getroffen, die Wien nachhaltig veränderte. Er ordnete die Schleifung der alten Stadtmauern an. An deren Stelle sollte ein Repräsentationsboulevard entstehen, so wie er sich für die Hauptstadt eines riesigen Reiches gehörte. Um das ganze Stadtentwicklungsprojekt nicht selbst finanzieren zu müssen, wurden freigewordene Grundstücke an private Investoren verkauft. Ein genialer Schachzug, denn auch schon zur damaligen Zeit waren Grundstücke mitten in Wien kostbar.
Traum jedes Bauträgers
Adelige und andere wohlhabende Privatleute beeilten sich, auf ihrem neuen Grund und Boden repräsentative Palais im monumentalen historistischen Stil bauen zu lassen. Diese Ringstraßenpalais waren im Unterschied zu älteren Wiener Stadtpalais im historischen Stadtkern meist höher und größer. Sie besaßen die damals modernsten Einrichtungen wie Aufzüge, fließendes kaltes und warmes Wasser, Sanitäranlagen, elektrischen Strom und Zentralheizungen. Die Ringstraßenpalais sind ein Sinnbild der damaligen Gründerzeit. Letztendlich setzte sich das Monumentale dieser kleinen Paläste in den zahlreichen Wiener Gründerzeithäusern im einfachen Stil fort.
Glorreichste und dunkelste Zeit
Eines der ersten Häuser am Ring war das Palais Erzherzog Wilhelm. Errichtet wurde es nach Plänen des dänisch-österreichischen Architekten Theophil von Hansen. Von ihm stammt aber nicht nur das Deutschmeister-Palais, wie es der Volksmund nannte. Der Architekt entwarf auch andere Gebäude entlang der Ringstraße. Dazu zählen unter anderem das Parlamentsgebäude und die Wiener Börse.
Knapp zehn Jahre nach der Verkündung des Kaisers, die Stadtmauern zu schleifen, konnte Erzherzog Wilhelm sein Stadtpalais 1868 bereits beziehen. Es zählt heute nicht nur zu den bedeutendsten, sondern auch zu den am besten erhaltenen Ringstraßenpalais. Es repräsentiert die glorreichste Zeit Österreichs, hat aber auch Bezug zu seiner schwärzesten: 1938 bis 1945 war es Sitz der Wiener SS-Zentrale.
Das Hotel Imperial
Dem Kaffeehausbesucher ist vielleicht auch das Palais Lieben-Auspitz bekannt. Weniger das eigentliche Palais als das ehrwürdige Café Landtmann, das sich darin befindet. Auch das heutige Hotel Imperial war seinerzeit eines dieser glamourösen Stadtpalais. Gebaut wurde es in den Jahren 1862 bis 1865 im Stil der italienischen Neorenaissance. Der Eigentümer Herzog Philipp von Württemberg behielt es nicht lange. Bereits 1873 wurde es zum Hotel umgestaltet und zur Wiener Weltausstellung 1873 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und der Kaiserin Elisabeth feierlich eröffnet. Die ehemalige Privatresidenz etablierte sich rasch zum Treffpunkt von Feinschmeckern, Connaisseurs und Musikliebhabern.
Gast kauft Hotel
Seitdem zog das Imperial die Aufmerksamkeit auf sich. Zahlreiche illustre Gäste aus aller Welt stiegen im Hotel ab – oder verbrachten hier ihre Hochzeitsnacht. Einem Gast gefiel das Hotel so gut, dass er es gleich kaufte. Khalaf Ahmad Al Habtoor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ließ sich den „Zwilling des Opernhauses“, wie er es nannte, im Februar 2016 rund 70 Millionen Euro kosten. Der Investor, der in der „Forbes“-Liste der 500 reichsten Menschen der Welt aufscheint, wurde damit neuer Eigentümer des Imperial.
Zwilling des Opernhauses
In einem persönlichen Interview, das Khalaf Ahmad Al Habtoor dem Verfasser dieses Artikels im Mai 2016 gab, meinte er: „Ich habe das Hotel Imperial nicht gekauft, um Geld damit zu verdienen. Im Gegensatz zu meinen anderen Hotels. Das Imperial ist eher wie eine Trophäe. Andere Menschen kaufen sich Gemälde, bei mir war es eben ein einzigartiges Hotel. Ich bin sehr stolz darauf, diesen Zwilling der Oper erworben zu haben. Das Hotel Imperial gibt mir noch mehr Gründe, diese wunderschöne Stadt zu besuchen.“