--}}
 

Interview mit Johannes Baar-Baarenfels – der Spirit der Architektur

Das Miami Center for Architecture and Design würdigt die neueste Arbeit des Wiener Architekten Johannes Baar-Baarenfels – ein Hochhaus in der westafrikanischen Millionenstadt Dakar. Zu Recht, denn das Gebäude besticht durch eine unkonventionelle Idee für diese Region.

Wie sehen Sie grundsätzlich Ihre Arbeit als Architekt?

Johannes Baar-Baarenfels: Architektur hat für mich mehrere Komponenten – zum Beispiel die reine Funktionalität, aber auch einen geistigen Aspekt. Das breite Spektrum reicht von so scheinbar banalen Dingen wie den Sanitärräumen bis hin zum Metaphysischen von Sakralbauten. Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich die Vielfalt und Unermesslichkeit dieses Berufs.

Was verstehen Sie unter der Unermesslichkeit des Berufs?

Johannes Baar-Baarenfels: Der Beruf bildet für mich die Lebensbedingungen des Menschen ab. Was gebaut wird, ist das Abbild unserer Gesellschaft – ihre Geisteshaltung. Man ist heute stark dem Pekuniären zugewandt und weniger einer höheren Bedeutung. Es gibt allerdings schöne Paraphrasen wie Nachhaltigkeit, und wichtig ist hier für mich die Qualität der Gebäude, sodass sie auch von späteren Generationen geschätzt werden und nicht nach kurzer Nutzung zwingend abgerissen werden müssen.

Wichtig ist, dass uns das gebaute Umfeld inspiriert. Aber wenn alles nur nach materiellen Prinzipien gebaut ist, dann kann es nicht inspirierend sein, sondern erzeugt nur Trostlosigkeit. Wir stochern in der Materie, den Geist finden wir nicht.

Aber wer würde ein Projekt umsetzen, das so einen Spirit erzeugt?

Johannes Baar-Baarenfels: In der asiatischen und der indischen Kultur ist dieses Thema viel stärker verankert als in Europa, und es gibt in diesen Hemisphären sehr wohl Investoren, die aus diesem Verständnis heraus agieren. Das ist eine sehr interessante Entwicklung, die in der westlichen Welt erst langsam beginnt. Sie wurde im 20. Jahrhundert durch die rein rationale Denkweise des Westens verdrängt, aber ich glaube, dass wir im 21. Jahrhundert diese alten Weisheiten wiederentdecken. Dass finanzkräftige Menschen solche Projekte finanzieren, ist ein erstaunlicher Beweis. Das sind Menschen, die global denken, sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ihre Möglichkeiten dahingehend nützen, da sie ja auch die finanziellen Möglichkeiten haben.

Was ist für Sie Nachhaltigkeit?

Johannes Baar-Baarenfels: Unabhängig von der ökologischen Ausrichtung, den verwendeten Baustoffen und den Aspekten der grauen Energie sowie der Betrachtung des Lebenszyklus liegt Nachhaltigkeit darin, etwas von Bedeutung zu schaffen, das auch für weitere Generationen Wert hat. Ein gutes Beispiel dafür sind die innerstädtischen Gründerzeithäuser in Wien, die in ihrer Adaptionsfähigkeit heute noch einen großen Wert haben. Sie spiegeln eine Geisteshaltung der Großzügigkeit wider, die immer noch geschätzt wird.

Wichtig ist auch der Aspekt, dass damals Architekten und Bauherren an einer gemeinsamen Sache gearbeitet haben: nämlich Wien als bedeutende Hauptstadt eines großen Reichs zu repräsentieren. Es geht also nicht so sehr darum, ein einzelnes Gebäude in den Vordergrund zu rücken, sondern um die gesamtheitliche Wirkung im öffentlichen Raum.

Das Miami Center for Architecture & Design würdigte im November ein Hochhaus in der westafrikanischen Millionenstadt Dakar im Senegal, das Sie entworfen haben. Was ist das Besondere an dem Projekt?

Johannes Baar-Baarenfels: Die Lage des Projekts in Dakar ist außergewöhnlich. Der Bauplatz befindet sich in der Mitte einer Halbinsel. Aufgrund dieser besonderen Lage und der Tatsache, dass wir höher bauen als in der Umgebung üblich, hat man von dem Gebäude in fast alle Himmelsrichtungen einen atemberaubenden Blick über die Stadt und auf das Meer. Die unteren Etagen sollen als Büroflächen der Regierung dienen, die darüber liegenden als Wohnungen genutzt werden. Den Abschluss des Gebäudes bildet ein Penthouse mit plastisch geformtem Flugdach.

Die Struktur des Gebäudes ist ungewöhnlich.

Johannes Baar-Baarenfels: Ja, richtig! Die Struktur ist für diese Region insofern ungewöhnlich, als normalerweise einfache Geometrien mit vergleichsweise kleinen Fensteröffnungen gebaut werden. Diese Gebäude verschlingen viel Energie, weil sie keine zweischaligen Wandaufbauten haben und daher stark gekühlt werden müssen.

Entgegen den Gepflogenheiten in Senegal haben wir die statische Struktur in Form einer plastisch geformten, ungleichmäßigen Wabenstruktur nach außen verlagert. Sie ist nicht nur extrem stabil, sondern schafft auch eine hohe Beschattung, wodurch wir raumhohe Verglasungen machen können, ohne die extreme Hitze ins Innere aufzunehmen. Natürlich wird sich die äußere Struktur aufheizen, aber die Beschattungsteile werden als thermische Solarkollektoren genutzt.

Die gewonnene Wärmeenergie wird einerseits zur Klimakaltwassererzeugung über Absorberkältemaschinen und andererseits zur Warmwasseraufbereitung verwendet. Die Kühlung des Gebäudes erfolgt über eine Bauteilaktivierung innerhalb der Betondecken.

Die Energie für den Kompressor kommt über Photovoltaik-Kollektoren am Dach.

Wer finanziert das Gebäude?

Johannes Baar-Baarenfels: Es ist ein junger, in den USA äußerst erfolgreicher Sportler, der in seinem Heimatland Senegal mit dem Bauwerk ein Zeichen setzen möchte. Die Architektur, die wir hier kreiert haben, beziehungsweise das Gebäude ist in seiner Modernität und Nachhaltigkeit ein Landmark für die Stadt und das Land.

Architektur muss den örtlichen und klimatischen Bedingungen Rechnung tragen, und man muss die lokalen Gegebenheiten nützen. Ich arbeite lieber mit der Natur als gegen sie.

Über Johannes Baar-Baarenfels

Johannes Baar-Baarenfels arbeitet als Architekt in Wien. 2020 gewann er den begehrten European Property Award mit dem Projekt „Wohnhaus für einen Erdöl-Ingenieur“. Im selben Jahr sorgte auch sein Projekt „Sofia Serdika“ im Moskauer Schusev-Museum für Furore: Drei filigrane Glasgitterschalen überdachen im historischen Zentrum Sofias auf dem Nezavisimost-Platz eine 2500 Jahre alte Ausgrabungsstätte.

2013 wurde er beim World Architecture Festival in Singapur für den Umbau des Palais Rasumofsky in der Kategorie „Neu und Alt“ ausgezeichnet. Bereits 2010 war Baar-Baarenfels bei dem World Architecture Festival in Barcelona nominiert gewesen: Damals in der Kategorie „Shopping“ für den Sportalm-Flagship-Store in der Wiener Brandstätte. Er unterrichtete an Universitäten in Österreich und Indien und hielt in zahlreichen Ländern Europas und Asiens Vorträge.

30.05.2025

Die Kraft der Räume – Juni

Farbe des Monats: GRÜN – Zahl des Monats: 45721861984 – Thema des Monats : Licht & Farben – Motto des Monats: Wer bin ich?

28.05.2025

Das Wiener Zinshaus als nachhaltigste Wohnform

Im Rahmen des DREA & ÖGNI Events „Future Real Estate: Digital. Nachhaltig. Transformativ.", präsentierte Stephan Pasquali, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, seine fundierten Erkenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit des Wiener Zinshauses. In seinem Vortrag analysierte er die stadtbildprägenden Gebäude und führte den Beweis an, dass diese traditionelle Bauform „die nachhaltigste Form des Wohnens gewesen ist”.

27.05.2025

Johannes Wild über aktuelle Herausforderungen für Immobilienverwalter und notwendige Reformen

Die Altbausanierung in Österreich steht vor einem komplexen Geflecht aus gesetzlichen Anforderungen und wachsendem Handlungsdruck. Dieser Spannungsbereich bildete auch den thematischen Schwerpunkt eines Gesprächs mit Johannes Wild, Fachverbandsobmann-Stellvertreter und Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    08.02.2022
  • um:
    07:00
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Werbung

Kategorie: Inland

Artikel:890

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 21/2025

Wir Gratulieren Winegg Realitäten GmbH zu erreichten 20 Punkten!

Winegg Realitäten GmbH

Herrengasse 1-3, 1010 Wien

Seit über 25 Jahren ist die WINEGG als Investor, Projektentwickler, Bauträger und Makler tätig. Das Kerngeschäft war in den Anfangsjahren das Zinshaus, doch in den letzten Jahren wurde auch das Bauträgergeschäft im Neubau forciert. Die Immobilien der WINEGG bestechen durch eine hervorragende Mikrolage, eine hochwertige Ausführung und eine nachhaltige Konzeptionierung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

EHL Immobilien Gruppe

Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien

EHL Immobilien ist einer der führenden Immobiliendienstleister Österreichs und auf Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie Investment spezialisiert. Das Spektrum reicht von Immobilienvermittlung über Immobilienbewertung, Asset- und Portfolio Management bis zu Market Research und Investmentberatung. Die exklusive Partnerschaft mit dem globalen Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate sichert der EHL-Gruppe ein globales Netzwerk und Markt Know-how in 23Ländern.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

NOE Immobilien Development GmbH

Rennbahnstraße 2, 3100 Sankt Pölten

Die NID (NOE Immobilien Development GmbH) ist ein renommierter Immobilienentwickler mit Tätigkeitsschwerpunkt "Wohnbau" in Niederösterreich und Wien. Mit einem Projektvolumen von über 300 Mio. Euro ist die NID eines der größeren Entwicklungsunternehmen auf dem ostösterreichischen Markt. Projektentwicklungen der NID sind geprägt durch abgestimmte Architektur, nachhaltige Denkweise und Einbeziehung aller Stakeholder – mit dem Ziel, ein gutes Angebot an qualitativen, hochwertigen Wohnungen mit attraktivem Preisniveau für alle Kund:innen zu erzielen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News