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Ich bin kein Detaillist, ich bin Visionär

Nach Abschluss des Diplomstudiums Wirtschaftsingenieurwesen im Bauwesen an der TU Graz im Jahr 1969 zog es Matthias Rant bereits ins Ausland. In Köln, Frankfurt und Süddeutschland war er für Unternehmen in der Projektentwicklung tätig und wusste bald, dass er in der Immobilienwirtschaft seine Heimat gefunden hat.

„Mich hat fasziniert, was man alles entwickeln und projektieren kann.“Zurück in Österreich baute er für das Innsbrucker Architektenbüro „Achammer“ (Fred, der Vater von Christoph M. Achammer) eine Projektentwicklungsabteilung auf: „Er war ein Gentleman, bei dem ich sehr viel gelernt habe. Vor allem hat er auch das ,Ausgleichende‘ am Bau gesucht.“ Etwas, das Rant Zeit seines Lebens prägte: der Ausgleich zwischen den Beteiligten.

Aufbau des Ziviltechnikerbüros

Zurück in Wien erweiterte er seine Berufserfahrung, eröffnete ein Consulentenbüro, baute ein eigenes Ziviltechnikerbüro auf, war Vorstand der börsennotierten Immobilienfirma CPI, begann als Sachverständiger tätig zu werden und hatte auch eine eigene Bauträgerfirma mit „tollen und ausgefallenen Projekten“. Dazu gehörten unter anderem ein Fremdenverkehrsprojekt – nämlich ein Vogelpark – auf der zu Indonesien gehörenden Insel Bali, Projekte im Libanon oder ein Hotel in Palmyra. „Ich weiß nicht, wie oft wir in Palmyra durch die Wüste gefahren sind, – und dann musste ich sehen, wie alles in den letzten fünf Jahren zerstört wurde. Wenn ein Projekt durch Krieg zerstört wird, dann ist das eine unübliche Art, wie eine Projektentwicklung endet.“ Die Jahre waren für ihn arbeitsam und trotzdem auch erfolgreich.

Ein neues Kapitel im Leben

Ende Juni 2009 folgte eine der größten beruflichen Herausforderungen. Damit schlug Matthias Rant in seinem Leben ein neues Kapitel auf. Sein Ziviltechnikerbüro übernahm eine für unlösbar gehaltene Aufgabe: während des Baustopps am Terminal 3 (Skylink) des Flughafens Wien den Status quo für das gesamte Projekt mit seinen 3.800 Räumen zu dokumentieren, die Mängel aufzuarbeiten und zwischen den Firmen zu vermitteln. Zeitvorgabe: 12 Monate – dann musste weitergebaut werden.

Entwicklung einer neuen Software

Für die Dokumentation nahm der Sachverständige die Technik zu Hilfe, die Verhandlungen bestritt er mit seiner jahrelangen Erfahrung und Umsicht. „Es war ja mit der Dokumentation allein nicht gemacht. Ich musste ja auch alle beteiligten Parteien so weit bringen, über ihre Anwälte Vergleiche zu schließen, die Mängel zu beheben und Schadenersatz zu leisten.“

Mit einer von ihm und seinem Team entwickelten Software war es letztendlich möglich, dieses Unterfangen auch tatsächlich in der vorgegebenen Zeit zu einem friedlichen Ende zu bringen. „Das war und ist der Kern: Durch die Objektivierung der Sachverhalte und die Transparentmachung ist nur mehr wenig zum Streiten übrig geblieben. Wichtig ist immer, dass ich vor dem Bauende den Streit begrabe.“

Streit schlichten

Streit zu schlichten ist überhaupt eine seiner bemerkenswertesten Fähigkeiten, mit der er auch sein größtes Schlichtungsverfahren mit rund 5.000 Immobilien zu einem guten Ende gebracht hat. Dauer: sieben Monate, vierzig Millionen Urkunden – die bisher umfassendste Arbeit in diesem Sektor im deutschsprachigen Raum.

Das Geld liegt ganz woanders

Die Softwarelösung, die er im Zuge der Skylink-Aufgabe entwickelt hatte, ließ ihn nicht mehr los, denn dem Ziviltechniker wurde etwas ganz Wesentliches vor Augen geführt: „Mir wurde bewusst, welch unglaubliches Potenzial in einem koordinierten Bauablauf versteckt ist. Da liegt in meinen Augen das Geld, und es können geschenkte Gewinne gehoben werden. Keiner verliert. Keiner leidet. Da wird viel zu wenig nachgedacht.“ Matthias Rant allerdings dachte weiter nach und tüftelte mit seinem Team weiter an der Software „docu tools“.

Aus Stückwerk ein Ganzes machen

Der Grundstock für ein erfolgreiches Projekt ist, die Abwicklung und die Reibungsverluste so gering wie möglich zu halten, Streit zu vermeiden und Probleme und Differenzen schnell zu lösen. Aber nicht nur um das aktuelle Baugeschehen zu dokumentieren, sondern auch um alle nachfolgenden Eigentümer mit einem Knopfdruck auf den aktuellen Stand der Information zu bringen und die Informationen in ihren Vernetzungen sichtbar zu machen – das war sein Ziel mit der neuen Software. „In 120 dicken Ordnern findet keiner mehr etwas.“ Aus dem Stückwerk ein Ganzes zu machen, „dort liegt das Geld, und damit kann man auch das Bauen verändern und die Bewirtschaftung“.

Längst ist „docu tools“ – auch international – ein gefragtes Werkzeug geworden, mit derzeit elf verfügbaren Sprachen und großen Unternehmen, die mit den „tools“ arbeiten. „Dass ,docu tools‘ so ein toller Erfolg werden würde, habe ich nicht gedacht.“ Aber ein Selbstläufer ist die Software trotzdem nicht, denn eine so geniale Idee zieht immer Nachahmer an. „Wenn wir ein Jahr innehalten, dann kommt das Heulen der Wölfe näher. Das ist so in der Branche. Wir kommen demnächst mit einem neuen Quantensprung auf den Markt. Man muss immer dranbleiben, aber ich arbeite gerne, weil es mir Spaß macht.“

Kunst & Kultur

Daher denkt er auch nicht daran, in Pension zu gehen. Allerdings nimmt er sich etwas mehr Zeit für Kunst und Kultur. In seinem schönen Atelier geht er seiner Passion nach, dem Malen. Schon als Mittelschüler hat er dies gerne getan, aber auf Grund seiner beruflichen Tätigkeiten kam er erst mit 50 Jahren wieder dazu. In öffentlichen Gebäuden oder in Stiftungen hängen seine Bilder – die er über eine eigene Bildervermietung vermittelt – und die Erträgnisse aus seinen Bildern lässt er sozialen Zwecken zukommen.

Die Menschen hören bei Milliarden zu denken auf

Der Präsident des Hauptverbands der österreichischen Gerichtssachverständigen hat Zeit für Gedanken: „Allein, wenn ich einen Fonds mit 40, 50 oder mehr Milliarden Euro Portfolio nehme, dann ist es unerlässlich, dass ich die Immobilien von einem unabhängigen Sachverständigen bewerten lasse. Bei Gefälligkeitsgutachten, bei denen die Preise um nur 10 % abweichen, beträgt der Unterschied schon mehrere Milliarden Euro. Und das ist das Geld von Kunden, aber die Menschen hören bei Milliarden zu denken auf. Ein Richter hat eine Auswahlverantwortung, wenn er einen Sachverständigen bestellt. Genauso sollten Vorstände oder Geschäftsführer von Immobilienunternehmen eine Verantwortung bei der Bestellung von Bewertern haben. Diese Qualitätssicherung ist eine ganz wichtige Sache, denn die Fehler passieren an der Basis.“

An der Basis – beziehungsweise am Anfang – muss alles passen. Das weiß er aus Erfahrung.

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Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:

Matthias Rant

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    07.08.2017
  • um:
    14:38
  • Lesezeit:
    5 min
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