--}}
 

EUROPAWAHL 2019: OTHMAR KARAS SPITZENKANDIDAT DER ÖVP UND SEINE ANTWORTEN ZU DEN IMMOBILIENFRAGEN DES ÖHGB

Österreich wählt am 26. Mai 2019 im Rahmen einer Direktwahl die Abgeordneten zum Europäischen Parlament. Der ÖHGB hat die österreichischen Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien rund um das Thema Immobilien befragt. Die Antworten der Spitzenkandidaten finden Sie in dieser Woche auf der Immobilien-Redaktion.

Das Thema „Wohnen“ gewinnt in der politischen Debatte innerhalb von Europa zunehmend an Bedeutung. Dem „Wohnen“ kommt zwar keine eigenständige EU-Kompetenz zu, dennoch werden die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der einzelnen Mitgliedstaaten durch zahlreiche Rechtsvorschriften der EU bestimmt oder zumindest stark beeinflusst.

Zahlreiche international anerkannte Studien gelangen zu dem Schluss, dass durch Mietenregulierungen nicht mehr Wohnung auf den Markt gelangen und solche Eingriffe in den Markt mittel- bis langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen. Welchen Standpunkt vertreten Sie hinsichtlich einer Liberalisierung und Deregulierung?

Othmar Karas: Die Fragen des Wohnbaus und der Mietenregulierung fallen in den Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten, nicht der Europäischen Union. Das ist sinnvoll so und das möchte ich nicht ändern. Gleichzeitig ist unser politisches Ordnungsmodell in Europa die ökosoziale Marktwirtschaft. Diese müssen wir mit Leben erfüllen. Für mich ist der Markt deshalb nicht Selbstzweck. Er ist Mittel zum Zweck. Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria hat ergeben, dass eine Mietpreisregulierung das Problem der Wohnungsknappheit über einen Rückgang an Investitionen sowie ein kleineres Angebot unter Umständen gar verschärfen könnte. Eine stärkere Vereinheitlichung der Regeln – zum Beispiel im Bereich der Wohnbaunormen – könnte laut der Studie wiederum zu kostengünstigeren Bauen führen. Derartige Erkenntnisse müssen von der Politik natürlich berücksichtigt werden. 

Die EU-Kommission hat sich wiederholt dafür ausgesprochen, die Steuerlast vom Faktor Arbeit auf den Konsum, speziell auf das Eigentum zu verlagern, mit dem Bestreben auf diese Weise das Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Welchen Standpunkt vertreten Sie zu derartigen Empfehlungen im Allgemeinen und speziell auf Österreich bezogen?

Othmar Karas: Eine wichtige Lehre aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ist, dass wir fiskalpolitische Fehlentwicklungen frühzeitig verhindern müssen. Damit unsere gemeinsame Währung funktionieren kann, brauchen wir gesunde öffentliche Haushalte, Marktdisziplin und klare Vorgaben für die gesamtwirtschaftliche und haushaltspolitische Überwachung. Das Europäische Semester – unser politisches Koordinierungsinstrument für die europäische Wirtschaftspolitik – schafft die Möglichkeit, den Finger in die richtigen Wunden zu legen und die Herausforderungen und den Handlungsbedarf anzusprechen. Faktum ist, dass die Mitgliedstaaten von 2012-2017 im Schnitt nur 53 Prozent der Länderempfehlungen umgesetzt haben. Die Umsetzung der Reformen und mehr Investitionen könnten laut Schätzungen aber mindestens ein Prozent mehr Wachstum in der EU bedeuten. Es gibt also unausgeschöpftes Potenzial, wir haben Luft nach oben. Die länderspezifischen Empfehlungen für die Jahre 2018 und 2019 wurden Anfang Juli 2018 endgültig von allen Mitgliedstaaten im Rat beschlossen. Was die Verlagerung der Steuerlast zu weniger wachstumsschädlichen Einnahmequellen betrifft, so ist die anstehende Steuerreform abzuwarten, die mitunter zu einer Senkung des Einkommensteuertarifs führen soll.

Welche prinzipielle Bedeutung messen Sie dem Privateigentum in der Gesellschaft zu? Wie stehen Sie zu derartigen Enteignungsforderungen wie in der deutschen Bundeshauptstadt? Sollte auf europäischer Ebene etwas für einen verstärkten Schutz des Eigentums unternommen werden und die Europäische Union eine größere Rolle beim Schutz der Grundrechte spielen?

Othmar Karas: Das Recht auf Eigentum ist ein Grundrecht und auch in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union als solches anerkannt. Daran ist nicht zu rütteln. Einzig aus Gründen des öffentlichen Interesses sowie bei rechtzeitiger und angemessener Entschädigung kann es unter eingegrenzten Umständen Ausnahme von diesem Grundprinzip geben. Ich denke hier vor allem an Infrastrukturprojekte, die dies allfällig rechtfertigen könnten. Der Schutz dieses Grundrechts ist jedenfalls klar auf europäischer Ebene festgeschrieben und muss von den Mitgliedstaaten eingehalten werden.

Welche Aufgaben sollen der öffentlichen Hand im Rahmen der sozialen Wohnpolitik in Österreich zukommen?

Othmar Karas: Die Fragen des Wohnbaus und der Mietenregulierung fallen in den Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten, nicht der Europäischen Union. Das ist sinnvoll so und das möchte ich nicht ändern. Im Sinne der ökosozialen Marktwirtschaft ist es selbstverständlich richtig, dass die öffentliche Hand auch Aufgaben in der sozialen Wohnpolitik wahrnimmt. Dabei sollte jede Maßnahme so treffsicher wie möglich sein.

Erscheinen Ihnen Lenkungsmaßnahmen gerechtfertigt, die einen Wechsel der Objektförderung hin zur Subjektförderung vorsehen?

Othmar Karas: Wie gesagt, die Fragen des Wohnbaus und der Mietenförderung fallen in den Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten, nicht der Europäischen Union. Ich bin Europapolitiker und bin für eine subsidiäre Aufgabenteilung zwischen Mitgliedstaaten und Europäischer Union. Die Fördermodelle im Wohnbau sollen nicht von der EU geregelt werden.

Teilen Sie die Ansicht, dass nur jene Personen eine staatliche Unterstützung erhalten sollen, die einen gerechtfertigten Bedarf haben?

Othmar Karas: Im Sinne der ökosozialen Marktwirtschaft und der christlichen Soziallehre sollte man auf Eigenverantwortung setzten und gleichzeitig den Schwächeren helfen. Das ist kein Widerspruch, sondern gehört zusammen. Staatliche Unterstützung in der Wohnraumpolitik muss die Nachfrage nach Wohnraum sowie soziale Bedürfnisse berücksichtigen. Auch die soziale Durchmischung ist wichtig. Eine zielgerichtete Förderung, die Ausgleich schafft ist im Interesse aller.

 

20.06.2025

Eduard Zehetner: „Die Gier hört nie auf“

Über ukrainische Grundstücke bis hin zum Goldenen Quartier von Benko spreche ich mit Eduard Zehetner, der seinerzeit die Immofinanz saniert hat. Seine Conclusio nach so vielen Jahren ist klar. Außerdem zeigt sich in unserem Gespräch, dass St. Pöltner Fußballvereine der 1960er-Jahre eine gute Vorbereitung auf die Immobilienwirtschaft waren.

19.06.2025

Der Immobilienmarkt in Dubai: Ein vielversprechender Zeitpunkt für Investitionen

Dubai etabliert sich zunehmend als globaler Hotspot für Immobilieninvestitionen. Der Markt bietet aktuell vielversprechende Konditionen und zieht sowohl nationale als auch internationale Investoren an. Hier eine kurze Übersicht.

17.06.2025

Schwieriges Umfeld, große Veränderungen

Hausverwaltungen entwickeln sich von reinen Verwaltern zu umfassenden Dienstleistungsplattformen – und das in einem Markt, der ihnen viel abverlangt.

Geschrieben von:
Interview-Partner:

Othmar Karas

Abgeordneter Europäisches Parlament

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    08.05.2019
  • um:
    07:00
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Werbung

Kategorie: Inland

Artikel:900

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 24/2025

Wir Gratulieren S+B Gruppe AG zu erreichten 20 Punkten!

Platz 2

ÖRAG Immobilien Gruppe

Herrengasse 17, 1010 Wien

Seit 1871 hat sich die ÖRAG stetig weiterentwickelt. Wir sind mit unserem engagierten Mitarbeiter*innen gewachsen und können uns seither als umfassender Immobiliendienstleister stolz am Markt präsentieren. Wir sind erfolgreich in der Vermittlung, der Verwaltung, der Bewertung, im Facility Management, und im Baumanagement. Bei uns geht es um weit mehr als nur um Immobilien - im Mittelpunkt stehen die Menschen, die mit ihnen in Verbindung stehen.   Werden Sie Teil dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte!

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News