Vom Rohdiamanten zum Edelstein
Aus dem ursprünglich auf Vermietung von Büros und Wohnungen fokussierten Maklerbüro ist mittlerweile ein Immobiliendienstleistungsunternehmen geworden, das von der Immobilienvermittlung über Bewertung, Consulting, Market Research, Asset- und Centermanagement bis hin zu Hausverwaltung und Baumanagement alle relevanten Geschäftsfelder abdeckt. Und das ist ganz nach dem Geschmack des Chefs: „Immobilien kommen sozusagen als Rohdiamanten zu uns, wir bearbeiten sie nach allen Regeln der Kunst, und sie verlassen unser Haus als funkelnde Edelsteine.“
Durch Zufall in die Immobilienbranche
Begonnen hatte Ehlmaiers Immobilienkarriere bereits 1994– und sie startete in dem Unternehmen, das er seit mittlerweile 17 Jahren als Geschäftsführer leitet. „Ich suchte einen Verkaufsjob, weil ich mit Menschen sehr gut kann und mir flexible Zeiteinteilung ein wichtiges Anliegen war.“ Dass ihn diese Auswahlkriterien in die Immobilienbranche führten, war hingegen eher dem Zufall als einer konkreten Suche zu verdanken.
In seinem Vorstellungsgespräch bei Michael Mitterdorfer, Geschäftsführer der damals noch als CPB Immobilientreuhand firmierenden EHL, warb Ehlmaier mit klaren Worten für sich: „Ich bin ehrgeizig, geradlinig und kommunikativ“– Eigenschaften, die dem Unternehmen offenbar sehr zugute kamen und dazu beitrugen, dass aus ursprünglich drei Mitarbeitern bis zu Ehlmaiers Bestellung zum Geschäftsführer 1999 bereits 12 wurden und das Unternehmen heute 140 Menschen beschäftigt.
Mut zu unternehmerischem Risiko
Wohl ebenso wichtig für den Aufstieg eines der führenden Immobiliendienstleister sind aber auch Ehlmaiers Entscheidungsfreude und Mut zum unternehmerischen Risiko. Das zeigte sich vor allem 2009, als er das Unternehmen im Rahmen eines Management-Buy-out übernahm und im Zuge des Namenswechsels „über Nacht 200 EHL-Transparente und -Bautafeln angebracht wurden“.
Aber auch der Kauf der Hausverwaltung BUWOG FM im Jahr 2014, durch den die Mitarbeiterzahl auf einen Schlag um 50 auf 100 verdoppelt wurde, erforderte einige Risikobereitschaft. „Aber ich nehme Risiken nur für ein strategisches Ziel in Kauf“, betont Ehlmaier. „Als in der Krise 2008 einige Teilmärkte stark eingebrochen sind, traf das jene Unternehmen am härtesten, die nur von einer oder wenigen Sparten abhängig waren.“ Das ist bei EHL definitiv nicht mehr der Fall.
„Ich übernehme gerne Verantwortung”
Als Unternehmer fühlt sich Ehlmaier auch deshalb so wohl, weil er Aspekte, die andere belasten, geradezu als Privilegien betrachtet: „Ich übernehme gerne Verantwortung und genieße unternehmerischen Freiraum und Entscheidungsfreiheit.“ Und deswegen bescheinigen ihm zahlreiche seiner Kunden und Mitarbeiter, dass ihn auch 17 Jahre als Geschäftsführer und sieben Jahre als sein eigener Chef persönlich nicht verändert haben: „Ich habe EHL 2006 genauso geführt wie 2016.“
Neben persönlichem Einsatz seien flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, Flexibilität, Mut zum unternehmerischen Risiko und die Fähigkeit, gute Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden, entscheidend für nachhaltigen Erfolg. „Ich habe eine ausgezeichnete Führungsmannschaft und durch die Bank äußerst loyale Mitarbeiter, die ihre Verbundenheit mit dem Unternehmen nicht nur in erfolgreichen Jahren, sondern auch in schweren Zeiten unter Beweis gestellt haben. Außerdem arbeiten sie oft sogar strukturierter als ich und holen mich auch auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn ich allzu hochfliegende Pläne habe.“
Immer erreichbar
Ehlmaier selbst lebt absolute Kundenorientierung konsequent vor: „Ich glaube, ich bin schon als Dienstleister auf die Welt gekommen, und daher ist der direkte Kundenkontakt bis heute der Teil meiner Arbeit, der mir am meisten Freude macht.“ Er selbst ist für seine Mitarbeiter und Geschäftspartner immer erreichbar. Zur Freude seiner Familie werde dieses Angebot in seiner Freizeit oder im Urlaub zwar fast nie angenommen, „aber es steht“. Ob noch Zeit für die Familie bleibt bei diesem Arbeitsaufwand? Die muss bleiben und bleibt jedenfalls, sagt der vierfache Familienvater, aber „meine Arbeitszeiten verlangen von meiner Familie schon einige Toleranz“.
Kritische Anmerkungen
Zur Entwicklung der Immobilienbranche während der 25 Jahre des Bestehens von EHL hat Ehlmaier durchaus auch kritische Anmerkungen: „Natürlich ist die Branche heute viel professioneller und transparenter; es gibt auch deutlich verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Studienlehrgängen und Weiterbildungsmaßnahmen und es ist auch wichtig, dass ein Immobilienprofi mit seinen Exceltabellen alles Mögliche aus- und berechnen kann. Aber manchmal fürchte ich, dass vor lauter Professionalisierung das ein wenig zu kurz kommt, was am Ende des Tages entscheidend ist: Gespür und Fingerspitzengefühl für Immobilien. Theorie und Zahlen sind immer nur ein Fundament, aber was in einer Immobilie steckt und was man aus ihr machen kann, kann man nicht ausrechnen. Neben der Kalkulation sind immer auch Fantasie und Kreativität gefragt, und genau deswegen fasziniert mich unsere Branche heute noch viel mehr als am Tag meines Vorstellungsgesprächs.“