Wozu brauchte es Ihre Initiative zur Aktivierung der Immobilienwirtschaft, wo doch die 1. Wiener Immobilienmesse (WIM) ein Produkt der Messe Wien ist?
Schippl: Wir wollten mit der Initiative Aktive Immobilienwirtschaft, kurz IAI, einen Marktauftritt schaffen, bei dem alle aus der Branche in Wien an einem Platz zusammenkommen können. Das gab es in dieser Form bisher nicht, was doch bedenklich ist, weil man gegenüber kleineren bzw. vergleichbaren Wirtschaftsräumen wie Graz und München hier gewissermaßen im Nachteil war. Wir haben dann vor einem Jahr mit der Messe Wien Kontakt aufgenommen. Der Ruf aus der Branche hat uns signalisiert, dass eine solche Plattform willkommen ist. Infolgedessen wurde von uns ein Messekonzept erarbeitet, das sowohl auf die Endverbraucher als auch auf die Branchenvertreter abgestimmt ist. Dem Veranstalter war das natürlich ganz recht, da wir in der Branche beste Kontakte haben. Man kann von einer Win-win-Situation sprechen.
Es gab ja auch Vorläufer der nun aus der Taufe gehobenen Wohnimmobilienmesse. Welche Rolle spielte das bei der Entwicklung des jetzigen Formats?
Schippl: Also, da gibt es die ERSTE Wohnmesse im MAK (Anm. d. Red.: Museum für angewandte Kunst). Das ist jedoch mehr oder weniger eine Hausmesse der ERSTE Bank bzw. für deren Geschäftspartner, und mehr als 25 teilnehmende Aussteller sind dort auch nicht anzutreffen. Der „Immoday“, der letztes Jahr im Kursalon Hübner stattgefunden hat, war hingegen ein direkter Vorläufer der jetzigen Immobilienmesse. Dort hatten wir 15 teilnehmende Unternehmen, und wir konnten quasi erste Gehversuche machen und Know-how sammeln. Dass die „Wohnen Interieur“ gegenüber stattfand und mit einem Ticket gleichzeitig zu besuchen war, hat sich auch bewährt– immerhin handelt es sich ja um ein verwandtes Thema.
So wie sich die Situation darstellt, zielte das Messekonzept auf potenzielle Kunden privater Neubauwohnungen ab.
Schippl: Wir hatten vor allem private Bauträger, Makler, aber auch Errichter von geförderten Wohnbauten mit dabei. Insgesamt haben wir versucht, alles auf den Endverbraucher hin abzustimmen und vielerlei Wichtiges rund um den Immobilienkauf ebenfalls abzudecken, wie das Finanzierungsthema, um nur eines zu nennen. Es gab außerdem moderierte Informationsveranstaltungen bzw. Vorträge mit Sachverständigen, von Immozert beispielsweise. Wir (Anm. d. Red.: Schippl-Haus Bauträger Ges.m.b.H.) und beispielsweise auch die SEG haben dort überdies Projekte erstveröffentlicht, die noch gar nicht in der Vermarktung waren. Momentan werden am Immobilienmarkt Wien und Umgebung viele Wohnungen gesucht, und das ist natürlich aus Bauträgersicht gut. Aber was der Kunde hier vorfindet, ist eben auch der große Immobilienmarkt.
Ist die erste Ausgabe der Wiener Immobilienmesse eine gelungene Premiere gewesen?
Schippl: Dem Messeinitiator IAI gehören heute bereits 100 Unternehmen an, und 77 waren auch Aussteller. Damit sind etwa 50% der relevanten Wirtschaftstreibenden bereits dabei, und was die Besucher betrifft, haben wir an den beiden Messetagen laut Auskunft der Messe Wien also zusammen 4.000 Besucher gehabt, was uns mehr als zufriedenstellt. Die Aussteller sind auch von den Kunden begeistert, was die Frequenz, aber auch was die Qualität betrifft. Immerhin haben die Besucher ja Eintritt bezahlt, was bei anderen derartigen Veranstaltungen unüblich ist. Bei den teilnehmenden Unternehmen war überall, wo man auch nur angestupst hat, eine erfreuliche Rückmeldung zu bekommen.
Wohin kann sich die Messe entwickeln, wenn man nach der ersten Ausgabe ein Resümee zieht?
Schippl: Ich habe mit Eugen Otto, dem Geschäftsführer eines der großen Wiener Maklerbüros, auf der Messe gesprochen. Herr Otto war nur auf Besuch da, war aber zuvor selber Aussteller auf der Gewerbeimmobilienmesse in Cannes gewesen. Ihm zufolge sei es bei der MIPIM in Frankreich bei Weitem nicht so euphorisch zugegangen, und er hat angesichts dessen seine Messe-Teilnehme für nächstes Jahr in Wien zugesagt. Wenn hier alle auf einem Platz zusammenkommen, kann man auch international aufzeigen: Hier brummt der Markt, es gibt tolle Objekte, und Investoren können hier ihr Geld gut anlegen. Was die IAI betrifft, so wird man der Initiative baldigst auch ein passendes rechtliches Gesicht verleihen.
Abschließend gefragt: Wie schätzen Sie die Bedeutung des Immobilienthemas im gesamtwirtschaftlichen Kontext heutzutage ein?
Schippl: Mir kommt vor, man liest sehr gerne die Immobilienseite der Zeitung, weil man mögliche Wohnungswechsel vor Augen hat, womit man dann seine Wohnsituation verbessern könnte. Auch am Gasthaustisch spricht jeder Zweite über Immobilien. Es ist nun einmal so, dass Grund und Boden als wertsichernd gelten und es auch sind.