Mario Schwaiger, der Retail- Experte bei EHL
Seit 13 Jahren gehört Mario Schwaiger, in unterschiedlichsten Positionen, zum Team von EHL. Die Bereichsleitung für Einzelhandelsimmobilien verantwortet er seit ca. 4 ½ Jahren. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Vermittlung von Einzelhandelsflächen, Standortberatung für Einzelhändler, Center- Management –alles rund um das Thema Retail.
Überblick über den Retail- Marktbericht
Die spannenden Entwicklungen des letzten Jahres zeigen sowohl positive als auch negative Aspekte auf. Als negativ sind Konsumflaute, Konsumentenzurückhaltung, aber auch steigende Mieten, Kreditzinsen und Inflation zu sehen. Dem wirkt, als positiver Lichtblick, entgegen, dass, bedingt durch Insolvenzen verschiedenster Unternehmen, Mietflächen auf den Markt kommen, die seit Jahren kaum verfügbar waren.
Durch genau Beobachtung lassen sich Trends für die Zukunft ableiten, wie z.B. welche Konzepte kommen auf den Markt und welche werden aller Wahrscheinlichkeit nach verschwinden.
Wie wird sich der Online- Handel in Zukunft auswirken?
Mario Schwaiger sieht die derzeitige Entwicklung am österreichischen Einzelhandelsmarkt als „natürliche Bereinigung“. „Die verfügbaren Flächen bleiben denen, die wirtschaftlich gut agieren“, meint er. Man erkennt, dass eine Verknüpfung von Online- und stationärem Handel immens wichtig ist, um eine Marke aufzubauen und Kunden an die Marke zu binden. Daraus ergibt sich Raum für interessante Synergien. Eine Kombination aus beiden Konzepten wird sich einpendeln. „Gerade die jüngere Generation möchte sich in der Stadt treffen und Entertainment“, erklärt er und ist somit positiv gestimmt, was den stationären Handel betrifft.
Ist der Wiener Markt flexibel genug für „survive till 25“?
Laut Mario Schwaiger sind jene Unternehmen, die sich in den letzten Jahren intensiv und genau optimiert haben, für die Zukunft gut aufgestellt. Für viele Flächen, die derzeit auf den Markt kommen, gibt es bereits Nachinteressenten, es werden also kaum welche leer bleiben, ist er überzeugt. Das Jahr sieht er als „Jahr der Umorientierung bzw. Neupositionierung“. Klar ist – es braucht aktives Management, damit keine Flächen leer stehen und es zu „Geisterstädten“ kommt.
Rettet das Luxussegment die Statistik?
In seinen Augen tragen auch andere Konzepte dazu bei, dass „die Statistik so ganz grob passt“. Was zu sehen ist – „die Mitte bricht weg“. Ein Bereich, der sich, neben dem Luxusbereich, in Österreich aktuell ausgezeichnet entwickelt, ist der Bereich der Discounter. Aufgrund der attraktiven Preisgestaltung, kaufen immer mehr Menschen beim Discounter. Das führt dazu, dass hier beständig Standorte gesucht werden.
Drohen, aufgrund der schlechten Vermietungslage, auch bei SIGNA’s LAMARR Einschnitte?
Für die Mariahilfer Straße hofft Mario Schwaiger sehr, dass das LAMARR „kommen wird“. Das Thompson Hotel der HYATT Gruppe ist fixiert worden und das Kaufhaus wurde als gesamtheitliches Objekt an die KaDeWe Gruppe vermietet. Es gibt also bereits zwei Mieter, bei denen Planung und Finanzierung sichergestellt sind. Da auch der Rohbau zu 99% fertig ist, empfände er es als schade, wenn noch etwas schiefgehen würde. Auf den „frischen Wind auf der Mariahilfer Straße freut er sich bereits.
Braucht es politische Unterstützung, um den Trend - Retail in Tourismusflächen umzuwandeln, zu fördern?
Mario Schwaiger empfindet es nicht so sehr als eine politische Thematik, sondern sieht darin ein Projektentwicklungsthema. Seiner Erfahrung nach werden sie, als Vermittler, oft zu spät ins Boot geholt, nämlich erst dann, wenn die Einzelhandelsfläche bereits fertig ist. Das macht eine Nachvermietung, sofern diese notwendig wird, oftmals schwierig. In der Realität bedeutet das, es sollten bei Projekten bereits im Vorfeld „Backupvarianten“ konzipiert werden, damit ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung steht, sollte das geplante Konzept scheitern.
Neue Nutzungskonzepte wie das Polestar – Trend oder Ausreißer?
Die „Transformation der Innenstadt“ ist beständiges Thema und für Mario Schwaiger „im Kommen“. Dass der klassische Schuh- und Bekleidungshandel an Wert verliert, ist klar zu sehen. Ursachen dafür sind zum einen der Onlinehandel, zum anderen aber auch die nicht kalkulierbare Wetterlage, die eine Planung teilweise unmöglich macht. Gut überlegte Gastronomiekonzepte sind im Vormarsch, da sie dem Stadtbesucher im Wunsch nach sozialen Kontakten entgegenkommen.
Was wird beim IMMOLIVE noch zum Retailmarkt besprochen werden?
Auf die, am 14.11., im IMMOLIVE stattfindenden Gespräche freut sich Mario Schwaiger sehr. Den Austausch mit KollegInnen sieht er als Bereicherung. Eines der Themen, die, so denkt er, besprochen werden, wird, denkt er, „die Umsiedelung von Bestandsgeschäften“ sein. Gerade in der Innenstadt gibt es eine beständige Bewegung und einen Wechsel der Standorte. Die Innenstadtlage ist nach wie vor sehr begehrt –Nachfrage ist in jedem Fall da.
Die Serviceleistungen und Zukunftsvisionen von Mario und EHL
Seine Hauptfunktion sieht Mario Schwaiger immer mehr in der Beratungsleistung. Sowohl Mieter als auch Vermieter profitieren von einer professionellen Begleitung bei der Umsetzung ihrer Vorstellungen. Beratung in Hinblick auf aktuell funktionierende Konzepte, Mietniveaus und Laufzeiten ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Dem Einzelhändler wurde durch COVID großer Schaden zugefügt.
„Nichtsdestotrotz – stationärer Handel ist nicht umzubringen und es gibt immer wieder spannende Konzepte und spannende Ideen“, Abschlussworte, die positiv in die Zukunft blicken lassen.