Seine Aktivitäten als Immobilienanwalt begannen, als der Factory-Outlet-Betreiber McArthur Glen in Österreich im Jahr 1995 aktiv wurde. Einer der amerikanischen Partner des Unternehmens rief ihn direkt vom Flughafen aus an mit den Worten: „We would need a good attorney and heard, you are a very good one!“ Ob er– Oberlechner– Zeit habe für ein Meeting, und im Nachsatz: „And please, could your secretary organize two large bowls of ice cream for me and my business partner? We need a cool head to negotiate.“
„Two large bowls of ice cream“
Eine halbe Stunde später traf man sich in den Räumlichkeiten der Kanzlei, besprach das Projekt und begann mit der Arbeit an Verträgen für ein Joint Venture mit einem österreichischen Geschäftspartner. Das war nicht nur der Start für eine mehrmonatige Arbeit an komplexen Verträgen und eine langjährige Klientenbeziehung, die immer noch hält, sondern auch der Weg für Peter Oberlechner in die Welt der Immobilien, denn seine Spezialgebiete waren ursprünglich Gesellschaftsrecht, Mergers Acquisitions und Kartellrecht gewesen.
Umfassendes und praktisches Immobilien-Know-how
Die gesamte Rechtspalette im Zusammenhang mit Immobilien– von Joint Ventures über Entwicklung, Genehmigungsverfahren etc.– aber auch noch ganz andere Bereiche beinhaltete seine Tätigkeit für McArthur Glen: „Das Unternehmen war vollkommen neu in Österreich, und ich war von Anfang an mit unternehmerischen Entscheidungen konfrontiert beziehungsweise auch aktiv in diese involviert. Dadurch habe ich mir in dieser Zeit schnell und intensiv ein sehr umfassendes und praktisches Immobilien-Know-how erarbeitet.“ Seine ursprünglichen Spezialgebiete konnte Oberlechner für diese Arbeit gut brauchen und ist überzeugt, „dass große Immobilientransaktionen zugleich immer eine besondere Spielart von MA-Transaktionen darstellen. Dieses Wissen hat sich für mich hervorragend bewährt.“
Verständnis für Immobilien
Der Rechtsanwalt entwickelte so für sich ein tiefes Verständnis für Immobilien, das er so beschreibt: „Etwas von Immobilien zu verstehen heißt auch immer, ein Fundamentalverständnis von Immobilien als Wertschöpfungsfaktor zu haben. Jede Immobilie ist nämlich kein totes Objekt, sondern ein lebendes Unternehmen.“ Eine gesamthafte Schau auf die Immobilie ist für ihn daher auch wesentlich wichtiger als nur die isolierte Betrachtung einzelner rechtlicher Aspekte.
Interessiert an gemeinsamen Lösungen
Den Blick auf das Ganze hat er aber auch, wenn es um Geschäftsverhandlungen geht, denn oft „scheitern diese nur an Kleinigkeiten, die man als Außenstehender natürlich leichter erkennt“. Ihm ist es wichtiger, gemeinsam eine Lösung zu finden, bevor man gerichtliche Auseinandersetzungen führt: „Jeder Prozess ist letztlich unwirtschaftlich, und jeder nicht geführte Prozess ein Gewinn für beide Parteien. Wer in dem Bereich, in dem ich tätig bin, erfolgreich arbeiten will, der muss die Fähigkeit haben, Konsens zu finden und Brücken zu bauen.“ Um einen Deal zu zerstören, so der erfahrene Anwalt, brauche man letztlich ja keinerlei Talent. Viel spannender sei es, Dinge doch möglich zu machen. Voraussetzungen, um kreative Ansätze für sinnvolle Lösungen zu finden, sind aber neben Routine, Erfahrung und handwerklichem Wissen sein ihm eigener „Fundamentalzugang“.
Beruf und klare Erfolge
Er ist mittlerweile Spezialist darin, schwierige Situationen auf smarte Weise zu lösen, und Geschäfte zu ermöglichen– gerade dort, wo manchmal eigentlich schon keine Chance mehr auf einen gemeinsamen Nenner bestand. Natürlich sei nicht immer alles „rosig“ und die Aufgaben wären oft schwierig und mühsam, und man „ist auch nicht immer erfolgreich. Aber wenn ich sehe, was alles im Großen und Ganzen klappt und funktioniert, dann freue ich mich, dass ich einen Beruf habe, in dem ich eine Rolle ausübe, die es mir ermöglicht, klare Erfolge zu erzielen.“ Das sei einer der wesentlichsten Gründe, warum ihm sein Beruf weiterhin „große Freude macht“. Und ein weiterer wichtiger Aspekt neben der Internationalität seiner Arbeit und seiner Projekte: „Es ist jeder Tag anders als der vorangegangene– die Herausforderungen sind immer aufs Neue interessant und abwechslungsreich.“
18 Stunden, 20 Beteiligte, 3 Kontinente
Dass er die Nerven behält und tatsächlich seine „Deals“ durchbringt, zeigt eine Episode aus seinem Arbeitsleben besonders gut: Als ein internationaler Flughafen privatisiert wurde, vertrat er das letztlich erfolgreiche deutsche Unternehmen, das wenige Tage vor der Angebotsabgabe zwar den Konzessionsvertrag endlich „auf der Reihe“, aber noch immer keine fertigen Finanzierungsdokumente hatte: „In einer 18-stündigen Nonstop-Telefonkonferenz mit rund 20 Beteiligten auf drei verschiedenen Erdteilen konnte auch das Credit Facility Agreement schließlich finalisiert werden.“ Es waren einige hundert Seiten. Über diese Aktion meint heute der Anwalt in seiner ruhigen Art: „Das war wirklich bemerkenswert.“ Und im Nachsatz: „Ich hoffe, dass sich so ein Ritt über den Bodensee nicht so schnell wiederholt.“
Nachdenklich über den Herdentrieb
Abwägend ist er auch, was die Vergangenheit betrifft. So war der Immobilienhype in CEE/SEE in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends bis zum Abbruch 2007/2008 für ihn nicht nachvollziehbar– aber die „pauschale Verteufelung der Region danach auch nicht“. Was sich allerdings gegenüber damals nicht geändert hat, ist der „ungebrochene Herdentrieb der Immobilienwirtschaft. Es tendieren alle dazu, zeitgleich den gleichen ,Assets‘ nachzujagen, was dazu führt, dass diese überbewertet werden. Der Zug der Lemminge macht sich nicht immer gut bezahlt.“ Es fehle an Nachhaltigkeit, und diese Runs beeinflussten auch die Volkswirtschaft nachteilig.
„Diese wiederkehrende Regelmäßigkeit ist eine verblüffende Sache, die nachdenklich macht über die Intelligenz der Menschen und nur schwer verständlich ist“– meint jemand, für den juristisches Verständnis nicht auf Konflikt, sondern viel mehr auf Ausgleich beruht.