Mit dem Anstieg der Grundstückspreise haben Projektentwickler schon länger zu kämpfen. Hinzu kamen zuletzt explodierende Baupreise, steigende Zinsen und auf Käuferseite auch noch Kreditrestriktionen. Bei AVORIS, einem Projektentwickler im innerstädtischen Alt- wie Neubausegment, denkt man langfristig, und dessen finanzieller Leiter Gregor Pfeiffer relativiert die Dinge: „Die Immobilienpreise sind trotz allem 2015 bis 2022 deutlich stärker als die Inflation gestiegen.“ Daher gebe es keinen Grund zu jammern, nur müsse man sich seiner Managementaufgabe bewusst sein. Beim Ankauf, bei der Kalkulation und in der Produktgestaltung sei es nun wichtiger denn je, professionell zu agieren.
Für institutionelle Anleger ist die Kreditvergabe naturgemäß nicht das Thema
Der Immobilienentwickler sei aktuell Richtung institutionelle Anleger umgeschwenkt, wo die Kreditvergabe naturgemäß nicht das Thema ist. Eine solide unternehmerische Grundlage sei da ein Vorteil, und man verweist auf zukunftsträchtige Produkte mit nachhaltiger Ausrichtung, in die viel Planungs-Know-how eingeflossen ist. Derzeit in Bau befindet sich zum Beispiel der „G‘mischte Block“, welcher einem neuen planerischen Denken mit durchmischter Wohnnutzung entspricht. „Das Projekt wurde bereits an einen an strengen Nachhaltigkeitskriterien ausgerichteten Fonds verkauft“, sagt Gregor Pfeiffer. Vertrauen ins Unternehmen sei dafür die Basis, und Pfeiffer sieht sich hier proaktiv: „Unsere seit Anbeginn gelebte Transparenz im Austausch mit Banken und Investoren hilft uns da.“
Nicht alle internationalen Immobilien Märkte sind gleichermaßen von der Krise betroffen
Beim Vorsorgewohnungsanbieter PREMIUM Immobilien wiederum macht sich anscheinend der Eintritt in fremde Märkte bezahlt. „Wir sind international tätig, und nicht alle Märkte sind gleichermaßen von der Krise betroffen“, sagt Martin Pober, der im Unternehmen die Entwicklung leitet, und konkret verweist er auf Vorteile in den USA. Hierzulande bekomme man aber so viele fertig entwickelte Projekte angeboten wie noch nie, und das würde Chancen bieten. Developer, die sich in der aktuellen Situation mit dem Risiko nicht weiter übernehmen wollen oder finanziell limitiert sind, würden „den Exit“ suchen. Pober sieht in der Treue zu Geschäftspartnern aktuell einen Vorteil: „Wir arbeiten mit Baufirmen teilweise schon seit dreißig Jahren zusammen und vergeben die Aufträge auch nur direkt.“ Weniger erfahrene Projektentwickler, die in den Boomzeiten begonnen haben, sind mit der komplexen Situation momentan möglicherweise überfordert. Auf diesen Umstand verweist Bauträgersprecher Klaus Wolfinger, der seine Branche nun in einer Phase der Neubewertung sieht: „Etablierte Unternehmen wissen, worauf es ankommt, und agieren im Einkauf auch vernünftig.“
3SI Immogroup stellt laufend neue Projekte vor
Ein etabliertes Unternehmen ist auf jeden Fall die 3SI Immogroup, die laufend neue Projekte vorstellt. „Trotz der von vielen als vermeintlich unsicher wahrgenommenen wirtschaftlichen Lage kaufen und bauen wir weiterhin so intensiv, wie das in den letzten Jahren der Fall war“, sagt Geschäftsführer Michael Schmidt anlässlich eines Liegenschaftserwerbs am Kagraner Platz in Wien-Donaustadt. Dort soll in den kommenden zwei Jahren Altbaubürobestand mit Neubauwohnen sinnvoll kombiniert werden.
Vorverwertung und Recherche: nicht die Zeit für Experimente
Bei NOE Immobilien Development (NID) mit Schwerpunkt in Niederösterreich werden alleine schon wegen des Vermögensaufbaus weiter Grundstücke angekauft. „Der Wohnbedarf ist weiter da, und wir trachten danach, mit gebotener Sorgfalt möglichst universelle Produkte anzubieten“, sagt NID-Geschäftsführer Michael Neubauer. Die Vorverwertung und die Recherche zum Standort würden aktuell bedeutender, denn für gewagte Experimente sei jetzt nicht die Zeit. In der aktuell fertiggestellten Anlage in Korneuburg werden beispielsweise unterschiedliche Wohnungstypen für Singles, Paare und Familien sowie für Generationenwohnen angeboten.
Konservative Zielgruppe
Die Bankenfinanzierung sei außerdem bei NID gar nicht so ausschlaggebend. „Wir haben Kunden mit hohem Eigenkapitalanteil“, sagt Neubauer, und diese würden eher in der Familie wegen eines Zuschusses anfragen, bevor sie zur Bank gingen. Bei den Wohnprojekten werde eine Mindestgröße von 50 bis 100 Einheiten angestrebt, denn ab dieser Dimension könne man auch entsprechend günstige Angebote von den errichtenden Generalunternehmern bekommen.