Warum ein LinkedIn Newsletter zum Thema Pflegekrise?
Auslöser für seine vertiefte Beschäftigung mit dem Arbeitswelt-Thema „Pflege“ war ein Statement des SPÖ Parteivorsitzenden Andreas Babler, der eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnentgelt versprach. Dieses Versprechen fand Andreas Gnesda sehr mutig und es animierte ihn zu einer ausführlichen Recherche.
Zum LinkedIn Newsletter von Andreas Gnesda
Treten soziale Themen aktuell in den Hintergrund?
Das Thema „Pflege“ benötigt weitaus mehr Platz in der Öffentlichkeit als den Raum, der dafür derzeit eingeräumt wird und es wird in den kommenden Jahren an Präsenz zulegen. Auswirkungen sind bereits jetzt zu spüren, wenn man immer wieder vor Situationen steht, in denen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bestimmte Dienste aufgrund mangelnden Personals nicht mehr verrichten können.
Würde ein Think Tank Veränderungen im Pflegebereich vorantreiben?
Geht es nach Andreas Gnesda, so benötigt es kein Äquivalent zu den Think Tanks anderer Themenbereiche, sondern die Rückkehr zu „Ehrlichkeit und Redlichkeit“. Seiner Meinung nach geben die vorherrschenden Zahlen Aufschluss genug und sind als alarmierend zu bezeichnen. Verwendet werden sie politisch jedoch nur, um sich entweder zu profilieren oder Gegner zu desavouieren. „Ehrlich die Zahlen auf den Tisch, inklusive ehrlicher Interpretation im Sinne der Menschen, die davon betroffen sind“, wäre seiner Meinung nach, der einzig richtige Umgang mit der Thematik „Pflege“ und im Anschluss, „das Verantwortungsbewusstsein dementsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“
Auf dem Weg in eine 2-Klassengesellschaft bei Seniorenpflege und -versorgung?
„Aufgabe der Politik ist, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen“, erklärt Andres Gnesda: “Was in vielen Bereichen durch starke Regulierung versucht wird.“ Der dadurch erhoffte soziale Ausgleich bleibt aber oftmals aus. So gibt es in der Medizin mittlerweile seiner Meinung nach „polemisch ausgedrückt eine 3-Klassengesellschaft – die Gruppe der Grundsatzversicherten, die Gruppe der Zusatzversicherten und die Gruppe, die auch noch den passenden Arzt kennt“. Prinzipiell sollte aber „jeder Mensch in Österreich die gleichen Möglichkeiten haben“.
Robotik als zukunftsorientierte Lösung gegen den Pflegekräftemangel?
Die demografische Entwicklung in Österreich lässt erkennen, dass sich die Zahl der über 85jährigen bis zum Jahr 2030 um 45% erhöhen wird. Trotz steigender Gesundheit ist davon auszugehen, dass aufgrund der Quantität ein gesteigerter Pflegebedarf von Nöten sein wird. Für Andreas Gnesda ergibt sich daraus die Notwendigkeit bereits jetzt präventiv Maßnahmen zu setzen. Der Einsatz von KI wird bis dahin seiner Meinung nach eine weitaus größere Rolle spielen, als es derzeit vorstellbar ist. Das befindet er für gut, denn aus heutiger Sicht wird der zukünftige Bedarf an Arbeitskräften im Pflegebereich nicht abdeckbar sein.
Vorausschauende Quartiers- und Projektentwicklung für „zukünftige Senioren“?
Verbesserte Gesundheitssysteme, Pharmaindustrie und ein verändertes Bewusstsein tragen dazu bei, dass wir alle nicht nur älter als früher werden, sondern auch im Alter noch äußerst agil und flexibel sind. Das ist, so Andres Gnesda: "Ganz klar zu sehen. Die Nachfrage nach Communitys steigt.“ Hier ist vorausschauendes Planen unerlässlich, denn „Immobilienentwicklung braucht Zeit“ – Markt und Nachfrage wären da und für ihn gilt: „Wir sind alle gefordert, etwas zu tun“.
Umdenken bei Projektentwicklern für neue Erdgeschoß-Nutzungskonzepte?
Gerade im Bereich der Nutzung von Erdgeschoßflächen wird in den kommenden Jahren die Herausforderung an Projektentwickler noch viel größer werden, neue Nutzungskonzepte zu entwickeln und auf den demographischen Wandel einzugehen.
Die stetig voranschreitende Digitalisierung im Retailbereich braucht jedoch zukünftig neue Betreiberkonzepte bezüglich gewinnbringender Nutzung von Flächen im Erdgeschoß als Gemeinschaftsflächen.
Ein Umdenken bei den Projektentwicklern und Betreibern ist zwar teilweise in deren Köpfen bereits angekommen, hinkt aber immer noch der rasanten Entwicklung der letzten Jahre hinterher.
Welche Veränderungen im Wohnverhalten wird die höhere Flexibilität zukünftiger Senioren nach sich ziehen?
Die Pandemie hat gezeigt das sich das Verhalten jüngerer Generationen in Bezug auf Urbanisierung sehr schnell ändern kann. Dezentraleres und flexibleres Arbeiten haben dafür gesorgt, dass Wohnen in der Peripherie attraktiver wurde. Parallel dazu sorgen eine gute öffentliche Infrastruktur sowie die gute Erreichbarkeit von Gesundheitseinrichtungen im Urbanen Bereich für eine Umkehr des Verhaltens der Senioren. Diese zieht es, durch den Wunsch nach sozialer Verbindung, der Verfügbarkeit medizinischer Einrichtungen und guter Pflege, vermehrt in die Stadt.
chatGPT Frage1: Hauptursache und Auswirkungen des Pflegekräftemangel?
„Das Problem des Mangels ist in Wirklichkeit der steigende Bedarf“, erklärt Andreas Gnesda. Eine stetig älter werdende Gesellschaft benötigt à la longue zusätzliches Personal in der Pflege. Zahlen besagen, dass der Bedarf bis zum Jahr 2030 auf 34 000 zusätzlich benötigter Personen steigt. Pensionierungswelle und Teilzeitquote erhöhen um ein Weiteres und zeigen: Der Bedarf ist enorm! Stellt man dem gegenüber, dass pro Jahr nur 7000 Ausbildungsplätze für Pflegepersonal zur Verfügung stehen, wird schnell klar, so kann es nicht funktionieren.
chatGPT Frage 2: Wie würde ein Bundeskanzler Andreas Gnesda dieses Problem lösen?
Andreas Gnesda ist überzeugt davon, dass prinzipiell bei jedem Bundeskanzler die Ambition vorhanden ist, „die Problematik lösen zu wollen." Was Lösungsansätze erschwert, ist seiner Meinung nach das System, gegen dass man sich durchzusetzen muss. „Politik heißt eigentlich – Kompromisse schließen“, meint er. Das Setzen populärer Maßnahmen zwecks Wiederwahl, stehen aber oft im Vordergrund. Für ihn vollkommen klar – eine Veränderung des Pensionssystems. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl an Menschen, die länger in Pension, als im aktiven Arbeitsprozess sind. „Es ist gut, dass wir alle so lange gesund sind und so alt werden, nur kann sich das volkswirtschaftlich nicht ausgehen“. Einer seiner Vorschläge wäre, sich an anderen Staaten ein Beispiel zu nehmen. So führt er an, dass die Erwerbstätigenquote der 55-64jährigen in Österreich bei 55% liegt, während sie in den skandinavischen Ländern bei 75% zu finden ist. „Andere Staaten zeigen vor, dass es geht“, betont er und hält ein Umdenken für dringend notwendig.
chatGPT Frage 3: Mit welchen konkreten Maßnahmen kann man die Pflegebranche in Österreich stärken?
Dazu möchte Andreas Gnesda nur vorsichtig anmerken: „Wir sind in Österreich überreguliert.“ Auch im Pflegebereich muss ein Großteil der Arbeit mittlerweile dazu verwendet werden, „zu dokumentieren“. In seinen Augen führt das am Ziel vorbei, denn niemand entscheidet sich für den Beruf der Pflegekraft, „um Formulare auszufüllen“. Er habe „tiefste Hochachtung und Demut vor Menschen, die in der Pflege tätig sind“ und glaubt, dass ein vermehrter Einsatz von KI zur Automatisierung in der Administration, erleichternd sein könnte.