Wie schätzen Sie die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt derzeit ein?
Georg Spiegelfeld: Ich glaube, wir fahren mit 250 an die Wand und wir stehen kurz davor, aufzuprallen. Wir stehen fast unmittelbar vor der Mauer und brauchen ganz dringend Lösungen. Wir müssen in vielen Bereichen umdenken, die Gesetze an die Zeit anpassen und halt alles mit Hausverstand umsetzen. Schauen Sie sich Kitzbühel an – das ist ein typisches Beispiel.
Inwiefern?
GS: In Kitzbühel haben wir das Hauptwohnsitzthema und das ist derzeit ein großes Problem. Damals, als Österreich der EU beigetreten ist, gab es die Furcht vor dem Ausverkauf der Heimat und ein entsprechendes Gesetz, und so können Immobilien nur als Hauptwohnsitz gekauft werden. Dieses Gesetz ist in den vergangenen Jahrzehnten praktisch nie exekutiert worden, und alle "Einheimischen" haben von den Investitionen der " Zuagrasten" sehr, sehr gut gelebt. Jetzt plötzlich gibt es die Aktion scharf - eine Minipartei nützt Neid und Zwietracht um unter dem Motto "leistbares Wohnen" auf Stimmenfang zu gehen. Die Arbeitslosenzahlen steigen, Firmen werden stillgelegt oder ziehen weg und eine höchst erfolgreiche, wohlhabende und weltberühmte Region verliert an internationaler Strahlkraft.
In ganz Europa sucht man nach Arbeitsplätzen und hier vernichtet man bewusst Arbeitsplätze nur aus Sturheit, Arroganz und ohne Hausverstand.
Die Eigentümerinnen und Eigentümer haben viel Geld in ihre Häuser gesteckt – mit Grundstücks- und Baukosten bis zu 20.000 Euro. Wer jetzt verkaufen will, der kann nur an jemanden verkaufen, der hier einen Hauptwohnsitz hat oder ihn begründen will. Wer aus der Umgebung kann sich für 20.000 Euro pro Quadratmeter ein Haus kaufen? Die Häuser sind damit nicht mehr veräußerbar und jetzt kommt eine Lawine ins Rollen und der Kitzbüheler Immobilienmarkt kracht total.
Diese Entwicklung haben sie schon im Herbst letzten Jahres kommen sehen, und bei einer Pressekonferenz darüber gesprochen.
GS: Ja, das hat sich abgezeichnet und jetzt ist man mitten drin - keine neuen Bauaufträge, die " Zuagrasten" sind höchst verunsichert und viele wollen verkaufen und wegziehen, viele Geschäfte sperren zu und es trifft Alle - vom Friseur, Tischler und bis zum Gastronomen.
Die ganze Situation bringt den Einheimischen nur Nachteile und keine einzige neue leistbare Wohnung.
Welche Lösung gäbe es für Sie?
GS: Es gäbe eine WinWin Lösung. Als sogenannter „Zuagroaster“ hast du keinen Hauptwohnsitz, aber du willst natürlich in dieser wunderschönen Gegend wohnen. Sinnvoll wäre eine Abgab an die Gemeinde, die jährlich bezahlt wird und damit käme Geld in die Gemeindekassen und man könnte soziale Wohnbauten für die Bewohner errichten. Aber das machen sie nicht, weil sie stur sind. Die ganze Aktion hilft niemandem. Ganz im Gegenteil: Sie schadet sie schadet der gesamten Region, der Wirtschaft, den Einheimischen, den Gemeinden die leistbaren Wohnraum schaffen könnte.
Gibt es Initiativen von Seiten der Gemeinde?
GS: Ja. Gott sei Dank, haben sich die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zusammengetan und versuchen beherzt dieses Problem zu lösen. Da es ein Landesgesetz ist, ist jetzt die Landesregierung aufgerufen etwas zu tun, aber die stemmt sich offensichtlich dagegen.
Es scheint, als wäre es den Vertretern der Landesregierung offensichtlich nicht bewusst, dass sie für ganz Tirol zuständig sind und nicht nur für deren Heimatregionen.
Anstatt sich um die betroffenen Bürger und die Regionen zu kümmern, schauen sie zu wie Arbeitsplätze vernichtet werden und eine ganze Region, die Jahrzehnte lang durch Sommer- und Winterattraktivitäten weltweit für das Tiroler Image unendlich viel beigetragen hat, mutwillig den "Bach hinunter geht".
Es gibt viele Themen, die überdacht gehören …
GS: Es gibt viele Möglichkeiten, um die Spannung in jeglicher Form aus dem Markt zu nehmen. Es ist zum Beispiel nicht verständlich, wenn ich eine Wohnung kaufe und diese vermiete, kann ich die Zinsen abschreiben, wenn ich darin wohne, geht das nicht. Außerdem muss man das Mietrecht neu gestalten, aber das ist eh ein alter Hut. Leistbares Wohnen ist auch so ein Schlagwort: der Staat kassiert über unsere Steuern Geld für die Wohnbauförderung, aber es wird zum Stopfen von diversen Budgets verwendet statt es zweckentsprechend in leistbares Wohnen zu investieren.
Außerdem bin ich der Meinung, man sollte jeden führenden Politiker und entscheidungsbefugten Personen in diversen marktbeeinflussenden Organisationen vorschreiben, mindestens zwei Jahre in einem KMU gearbeitet zu haben um die Probleme der Firmen, die schließlich die österreichische Wirtschaft zum Großteil tragen zu verstehen und zu kennen um dann auch entsprechende Entscheidungen treffen zu können.
Es fehlt uns in Österreich nicht nur im Immobilienbereich an der Flexibilität auch in Unternehmen könnte man vieles anders machen mit Mitarbeiterbeteiligungen oder auch dass man Startups vieles erleichtern, die heute vor lauter Regularien sich nicht weiter entwickeln können und entweder in die USA ziehen oder Ihre Ideen nach China verkaufen. Es ist alles viel zu starr - es muss für "die Jungen" interessante berufliche Möglichkeiten geben damit das Arbeiten und Geldverdienen Spaß macht und für "uns Alte" muss es ebenso interessante Möglichkeiten geben, die uns, wenn wir wollen, das Weiterarbeiten solange wir wollen und können, attraktiv machen.
Eine Idee an die Regierung - vielleicht sollte man sich doch einmal über eine Flattax Gedanken machen. In einigen Ländern in denen das praktiziert wird, funktioniert es gut, den Ländern geht es gut und den Menschen ebenso.
Leider hält man an alten Systemen fest - es gibt keinen Hausverstand, mit dem man Dinge einfach löst.