Die Debatte über den Klimawandel bzw. den Schutz des Klimas wurde zuletzt buchstäblich befeuert: nicht nur durch die Waldbrände in Griechenland und Nordmazedonien, sondern auch durch den Bericht des Weltklimarats IPCC (die Immobilien-Redaktion berichtete, https://immobilien-redaktion.com/inland/auch-die-immo-branche-kann-das-klima-mit-retten/) und die innenpolitische Auseinandersetzung um die Bodenversiegelung. Seit Mitte der Woche ist die Diskussion um einen Aspekt reicher: Wollen wir die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen, müssten wir allein in Österreich den Energieverbrauch im Gebäudesektor um ein Viertel reduzieren, hieß es seitens des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO in einem Bericht auf Ö1.
Freilich: Die Immobilienwirtschaft kann reagieren und hat schon reagiert. Das Stichwort „Nachhaltigkeit“ ist kein Modewort mehr, sondern integraler Bestandteil beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden.
Das breite Spektrum der Nachhaltigkeit im Gebäudesektor
Die Immobilienbranche (inklusive der Bauwirtschaft) ist für ein Drittel aller CO2-Emissionen verantwortlich – und hat die Zeichen der Zeit erkannt. Ein Beispiel: Der Abriss von Gewerbeimmobilien nach durchschnittlich zweieinhalb Jahrzehnten wird als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Die nachhaltigsten Gebäude sind jene, die nicht neu gebaut werden müssen. Dafür sind energetische Sanierungen notwendig: Mit Erdwärme, Photovoltaik und Fassadenbegrünungen lässt sich der Energieverbrauch drastisch senken. Dazu kommt die Digitalisierung: Die Haustechnik wird smarter und hilft dabei, den Verbrauch zu verringern. Die Mobilitätswende hat die Branche auch schon auf dem Radar: Car-Sharing-Ports, E-Ladestellen und Abstellplätze für E-Bikes gehören in Neubauten quasi zur Grundausstattung.
Diese Aspekte der Nachhaltigkeit werden mit zwei renommierten Awards prämiert.
Der INA-Award für innovative und nachhaltige Architektur
„Herausragende Projekte und zukunftsweisende Ideen der Jugend für die Architektur“ will der Preis auszeichnen, der von den Institutionen ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) und OIAV (Österreichischer Ingenieur- und Architektenverband) ausgelobt wird.
In Österreich gebe es „enorm kreative Köpfe, die mehr Resonanz in der Öffentlichkeit verdienen“, sagt Wilhelm Reismann, Präsident des OIAV: „Diese Bühne wollen wir mit INA schaffen.“ Besonderes Augenmerk wird auf die Einbindung der Jugend gelegt. „Junge Menschen aus Uni, FH und den HTL werden bei diesem Preis mitwirken und ihre Stimme haben“, erklärt Reismann und verweist auf die Jugendinitiativen des OIAV.
„Nachhaltigkeit in der Projektentwicklung gehört zur Sicherung der Zukunft unseres Planeten. Dazu sind innovative Ideen der Schlüssel“, ergänzt Andreas Köttl, ÖGNI-Präsident, in einer Pressemitteilung.
Der Green-and-Blue-Building Award
Zum zehnten Mal werden die GBB-Awards verliehen. Sie prämieren jene Immobilienprojekte, die für Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Ressourcenschonung und soziale Gerechtigkeit stehen. Die Branche müsse auf EU-Verordnungen und österreichische Gesetze reagieren, aber genauso auf die Bedürfnisse von Nutzern und Investoren eingehen, beschreiben die Veranstalter Ghezzo GmbH und TPA die Herausforderungen.
Die Jury bewertet Projekte nach „Innovationskraft, Wirkung und Engagement“. Prämiert werden Projekte, Dienstleistungen und Produkte, welche die gesamtheitliche Nachhaltigkeit einer Immobilie möglich machen. „Neben ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekten bewerten wir die Prozessqualität und die technische Qualität über den gesamten Lebenszyklus hinweg“, sagt Karin Fuhrmann von TPA Österreich und Vorsitzende der Jury.
FAKTEN zu den beiden AWARDS:
Green and Blue Building (GBB) Award
Immobilienprojekte, die den Fokus auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit setzen, sowie Dienstleistungen und Produkte, die dazu beitragen, Gesundheit und Umwelt zu schonen, können auf kostenlos eingereicht werden. Unterlagen dazu gibt es zum download auf www.gbb-award.at. Die Einreichungsfrist läuft bis 22. Oktober.
Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Ressourcenschonung, soziale Gerechtigkeit: die Bau- und Immobilienbranche setzt hier immer mehr Schwerpunkte, teils weil viele EU- Verordnungen und die nationale Gesetzgebung das vorgeben, teils weil Nutzer und Investoren das einfordern und teil, weil die Branche, die für fast ein Drittel aller Treibhausemissionen verantwortlich ist, die eigene Verantwortung erkennt. Die daraus resultierenden Projekte und Produkte zeichnet der GBB Award aus. www.gbb- award.at.
Die Jury
Eine versierte Jury aus Forschung und Praxis unter Leitung von Karin Fuhrmann, TPA Österreich, bewertet die Einreichungen nach Innovationskraft, Wirkung und Engagement. „Mit dem GBB Award prämieren wir Projekte, Dienstleistungen und Produkte, welche die holistische Nachhaltigkeit einer Immobilie möglich machen und vorzeigen, wie es geht. Neben ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekten bewerten wir Prozessqualität, technische Qualität über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Damit leisten wir einen wichtigen und notwendigen Beitrag, nicht nur für die Bau- und Immobilienbranche, sondern für zukünftige Generationen. Ich freue mich, ab nun Botschafterin des GBB Awards sowie dessen Jury- Vorsitzende zu sein. Gemeinsam bewegen wir etwas!“ so Karin Fuhrmann.
In der Jury sind weiters: Anna-Vera Deinhammer – Circular City Wien, Caroline Mocker – Vorstandsvorsitzende der VIG Asset Management, Thomas Beyerle – Professor für Immobilienwirtschaft der HBC, Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche), Immobilienexperte Marc Guido Höhne, sowie der Studiengangsleiter des Studienganges „Green Building“ des FH-Campus Wien, Christian Polzer.
Vergeben werden die GBB Awards im Rahmen der 12. GBB – Green & Blue Building Conference am 9. November 2021 im Hotel Imperial Riding School.
INA-Innovation und Nachhaltigkeit in der Architektur
Verliehen wird der Award in vier Kategorien:
BauRaum WohnenBauRaum ArbeitenHier geht es im weitesten Sinn um innovative und nachhaltige Projekte, die diese beiden zentralen Funktionen der Architektur für unser Leben erfüllen. Es geht um realisierte Vorhaben sowohl im Neubau als auch in der Sanierung.
FreiRaum, öffentlicher Raum
Im Vordergrund stehen realisierte Projekte im Rahmen der innovativen und nachhaltigen Erfüllung des öffentlichen Raumes – indoor und outdoor, kleinräumig und großräumig – mit Architektur.
IdeenRaum, Zukunft in Vision und Konzept
Der Platz für jugendliche Frische, Elan und unkonventionelle Ideen. Es wird großer Freiraum geboten: Innovative Ideen, Visionen und Konzepte, denen die Jury eine erfolgreiche Umsetzung im Sinne der nachhaltigen Entwicklung der Architektur zutraut.Die eingereichten Projekte werden in zwei Stufen bewertet. Eine Erstauswahl erfolgt durch Online-Voting der Mitglieder von ÖGNI und OIAV, die Fachjury entscheidet über die Siegerprojekte.
Fachjury und Expertenbeirat setzen sich aus anerkannten Expert:innen für Nachhaltigkeit, Innovation und Architektur zusammen:
Fachjury (stimmberechtigt)
- – Dominique Gauzin-Müller (Architektin und Lehre, Strasbourg)
- – Elisabeth Oberzaucher (Verhaltensbiologin, Uni Wien, Urban Human)
- – Peter Maydl (Universitätsprofessor TU Graz, Bauingenieur, Graz)
- – Georg W. Reinberg (Architekt in Wien, Lehre in Österreich und international)
- – Juri Troy (Architekt und Lehre in Wien, Vorarlberg und Stuttgart)
- – Vera Deinhammer (Stadtbaudirektion Wien, Circular City)
- – Doris Österreicher (Architektin, Universität für Bodenkultur, Wien)
Expertenbeirat (beratend) Vorsitz: Wojciech Czaja
- – ÖGNI, Präsident Andreas Köttl
- – ÖGNI, Geschäftsführung Peter Engert
- – OIAV Fachgruppe Architektur und Planung Martin Aichholzer, Katharina Tielsch
- – OIAV, Präsident Wilhelm Reismann
Die Einreichfrist beginnt am 15.6. und endet am 17.9.2021. Der Preis wird im Rahmen einer Festveranstaltung am 25.11.2021 in den Räumlichkeiten des OIAV verliehen.