Prof. Dr. Felix Schindler, Head of Research & Strategy, HIH Invest
„Die Leitzinssenkung der EZB um 25 Basispunkte entspricht den Markterwartungen und ist gerade im aktuellen, von Unsicherheit geprägten Marktumfeld wenig überraschend. Erstens lässt der Preisdruck im Euroraum in den letzten Monaten weiterhin nach und wir nähern uns dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent weiter an. Zweitens lassen die internationalen Zolldiskussionen eine geringere konjunkturelle Dynamik erwarten und drittens dürften insbesondere die US-Zölle auf chinesische, aber auch auf europäische Güter für ein verstärktes Angebot dieser Waren auf den europäischen Absatzmärkten und damit für weniger Inflationsdruck sorgen. Mittelfristig sind allerdings weiterhin die hohen Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Dienstleistungen im Blick zu behalten. Gleiches gilt für die Frage der mittel- bis längerfristigen Auswirkungen der Zollpolitik und einer zunehmenden De-Globalisierung, auch wenn diese derzeit kaum abschließend zu beantworten ist.
An den Kapital- und Finanzierungsmärkten ist der EZB-Entscheid eingepreist. Für die Immobilienmärkte gilt es in der aktuellen Situation und hinsichtlich der Turbulenzen an den Kapitalmärkten, die langfristige Perspektive sowie nachhaltige Werttreiber und Trends im Blick zu behalten. Gerade konjunkturresiliente Sektoren und Märkte mit einem strukturellen Nachfrageüberhang dürften für Stabilität und nachhaltige Cash-Flows sorgen."
Francesco Fedele, CEO, BF.direkt AG
„Die Inflationsgefahr ist nicht ganz vorbei, aber im Moment wohl eines der kleineren Probleme des europäischen Währungsraums. Insofern ist es richtig, dass sich die EZB nunmehr für eine erneute Zinssenkung ausgesprochen hat. Für die Projektentwickler bedeutet dies eine willkommene Entlastung.“
Prof. Dr. Steffen Sebastian, Lehrstuhl für Immobilienfinanzierung, IREBS Institut für Immobilienwirtschaft, Universität Regensburg
„In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen ist die heutige Entscheidung der EZB zu begrüßen. Die Auswirkungen des von der US-amerikanischen Regierung angezettelten Handelskriegs sind aber derzeit noch nicht abzuschätzen. Es ist durchaus möglich, dass dies wieder in eine Stagflation, also eine Kombination von Rezession und höherer Inflation, mündet. Sobald die Lage klarer ist, könnte sich auch der geldpolitische Kurs der EZB wieder ändern.“
Michael Morgenroth, CEO, CAERUS Debt Investments
„Für mich kommt die heutige Zinssenkung der EZB ein Stück weit überraschend. Ich hatte erwartet, dass die aktuellen Wirtschafts- und Inflationsdaten diesen Schritt noch nicht erforderlich machen. Denn seit einigen Monaten nähert sich die Inflationsrate dem von der EZB angestrebten Wert von zwei Prozent an.
Auch der für Hypothekendarlehen wichtigere Zinssatz von Bundesanleihen hat sich wieder normalisiert. Der Markt hat den Zinsanstieg deutscher Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit Anfang März infolge der Ankündigung des Schuldenpakets auf zeitweise 2,93 Prozent als Ausreißer gewertet: Der Wert ging jüngst deutlich zurück, nicht zuletzt auch auf Grund der Auswirkungen der Politik von US-Präsident Donald Trump, die zu deutlichen Kapitalzuflüssen in den Euroraum geführt hat. Vor diesem Hintergrund ist in naher Zukunft dann eine eher neutrale beziehungsweise abwartende Haltung der EZB nicht unwahrscheinlich.“