Digitalisierung als Schlüssel für komplexe Infrastruktur
Der Flughafen Wien steht vor der besonderen Herausforderung, 150 Gebäude, 30.000 Arbeitsplätze, 200.000 m² Grünflächen und jährlich 350 Bauprojekte digital zu organisieren. Die VIE Build GmbH, als 2022 gegründete Tochtergesellschaft des Flughafens, treibt diese Transformation voran und koordiniert aktuell 12 Bauprojekte in drei Ländern mit einheitlichen Standards.
„Digitalisierung ist längst Bestandteil unseres Arbeitslebens", betonte Robert Charuza, Construction-Manager für den Cluster Europe Central bei IKEA, der als Gast die Bedeutung des aktiven Netzwerkens für den digitalen Wandel hervorhob. „Die Möglichkeiten können wir nur dann voll ausschöpfen, wenn wir sie gestalten – und gestalten geht nur aktiv."
Die Branche im Dialog
Das Event bot nicht nur theoretische Einblicke, sondern auch praxisnahen Austausch. Sophie Zugmann von KS Ingenieure, verantwortlich für Planung und Projektmanagement, erklärte: „BIM ist ein ganz großer Punkt für die Weiterentwicklung der Branche. Im dreidimensionalen Modell stehen sämtliche Informationen nicht nur während des Baus, sondern auch im Nachhinein während der Nutzung und Wartung des gesamten Gebäudes zur Verfügung."
Für Agron Deralla, Head of Digitalization and BIM bei AllesWirdGut Architektur, hat die Baubranche zwar spät, aber konsequent die Digitalisierung angenommen: „Heute, 2025, haben wir einen relativ großen Fortschritt gemacht, weil wir über Daten sprechen und mit Daten Projekte austauschen können und den Erfolg auch erreichen können."
Nachhaltigkeit durch Digitalisierung
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion bildete der Zusammenhang zwischen digitalem Planen und nachhaltiger Ressourcennutzung. Werner Weingraber von Madaster Austria, sieht in Building Information Modeling einen idealen Weg zur Zukunftssicherung: „Die Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen, die durch globale Regelungen, aber auch Wiener Regelungen wie die Säkularität de facto vorgegeben sind, führen zu einer in der Tat getriebenen Zukunft der Immobilien. Building Information Modeling ist ein idealer Weg, Immobilien so zukunftsfit zu machen für die Umwelt und zukünftige Marktstandards."
Praktische Anwendungen im Fokus
Andrea Müller, BIM-Managerin bei BauConsult, war besonders an den praktischen Anwendungsmöglichkeiten interessiert: „Ich bin heute hier, weil ich mich für neue CTI-Lösungen interessiere. Ich war auch sehr neugierig auf den Vortrag von Tina Krischmann und Jan Morten Loës zu dem Flughafen Wien."
Die Präsentation von Krischmann und Loës zeigte, wie die VIE Build GmbH durch openBIM die Herausforderung veralteter Datenformate meistert. Neue Gebäude werden direkt als digitale Modelle geplant, während bestehende Gebäude mit Laserscans erfasst und in IFC-Modelle umgewandelt werden. Diese Integration in das SAP-System ermöglicht eine durchgängige digitale Nutzung aller Informationen über die zentrale Asset Information Middleware (AIM).
Innovation durch Forschung
Der Forschungsleiter Jan Morten Loës stellte innovative Ansätze wie SCAN2BIM, CAD2BIM und BIM2GIS vor, die Lücken in der Datendurchgängigkeit bei Planung, Errichtung und Betrieb schließen. Besonders die automatische Umwandlung von DWG-Daten in strukturierte IFC-Modelle sowie die Nutzung geografischer Daten für Sicherheitszonen demonstrierten das Potenzial dieser Technologien.
Die von Matthias Köck, Senior Account Executive DACH von smino, initiierte Veranstaltungsreihe hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen. Der Abend machte deutlich: Der digitale Wandel in der Baubranche gelingt nur mit praxisnahen Standards, gezielter Forschung und einer offenen Kommunikation zwischen allen Beteiligten.