Kaufkraft steigt – Einzelhandel verliert
Im Jahr 2024 steht dem durchschnittlichen Österreicher mit rund € 28.400 mehr Geld zur Verfügung als je zuvor – ein nominelles Plus von 5 % gegenüber dem Vorjahr. Auch real, also inflationsbereinigt, wächst die Kaufkraft wieder. Doch mit dem finanziellen Zuwachs geht ein Wandel im Konsumverhalten einher: Die Ausgaben verlagern sich zunehmend weg vom klassischen Einzelhandel. Der Anteil der Ausgaben für den sonstigen Einzelhandel (ohne Lebensmittel) – etwa für Bekleidung, Möbel oder Schuhe – ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken: von 16,0 % im Jahr 2014 auf nur noch 12,6 % im Jahr 2024. Die Entwicklung zeigt deutlich: Trotz steigender Kaufkraft verlieren Konsumgüter weiter an Bedeutung.
Sparen statt Spenden: Sparverhalten auf Rekordniveau
Ein wachsender Teil der verfügbaren Mittel fließt heute in die private Vorsorge. Der Anteil der Rücklagen an den Konsumausgaben hat sich seit 2014 nahezu verdoppelt und erreicht mit knapp 12 % erstmals wieder das hohe Sparniveau aus Corona-Zeiten. Im Schnitt spart jede Person knapp € 3.300 pro Jahr, davon fließen € 2.370 in private Spareinlagen. Auch Lebensversicherungen verzeichnen ein Wachstum in ähnlichem Ausmaß. Gleichzeitig gehen die Ausgaben für Spenden und soziale Beiträge um 3 % zurück.
Gastronomieausgaben steigen weiter – jeder dritte Euro für Essen fließt ins Lokal
Der Appetit auf Gastronomie wächst weiter: Fast € 2.000 pro Jahr geben Österreicher aktuell für Essen außer Haus aus – ein deutlicher Sprung gegenüber rund € 1.600 vor zwei Jahren. Mittlerweile entfallen bereits 38 % der gesamten Ernährungsausgaben auf den Außer-Haus-Konsum.
Besonders dynamisch entwickelt sich der freizeitbezogene Gastronomiebereich: Die Ausgaben pro Kopf liegen hier bei € 1.620, ein Plus von über € 100 gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es erst € 970.
Auch Lieferservices und Cateringdienste gewinnen weiter an Bedeutung: Die durchschnittlichen Ausgaben dafür sind zuletzt um 6 % gestiegen und liegen nun bei knapp € 100 pro Person.
Mehr Geld für Gesundheitspflege, weniger für Alkohol
Der Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein spiegelt sich auch in der Konsumstruktur wider: Alkoholische Getränke verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 1 %, während die Ausgaben für alkoholfreie Alternativen um 5 % steigen.
Der Wunsch nach Wohlbefinden und Selbstfürsorge zieht sich inzwischen durch viele Lebensbereiche. So sind die Ausgaben für Körperpflege (+ 5 %), Damenfriseur (+ 6 %) sowie – in geringerem Ausmaß – für kosmetische Behandlungen gestiegen. Auch im Bereich Gesundheitspflege zeigt sich ein deutlicher Zuwachs: Die Kosten für Zahnarztbesuche steigen um 11 %, private Krankenversicherungen um 8 %, und Gesundheitsprodukte wie Nahrungsergänzungsmittel verzeichnen ein Plus von 10 %.
Der Bildungs- und Erholungssektor erlebt ebenfalls einen klaren Aufschwung: Von den insgesamt rund € 3.200 pro Person fließen € 1.244 in Freizeit und Sport, € 1.026 in Urlaubsreisen und etwa € 330 in Kultur und Unterhaltung –beispielsweise Kino, Theater oder Museen. Neben einem leichten Anstieg der Glücksspielausgaben (+ 4 %) wächst auch das Interesse an klassischen Medien wieder: Der Bücherkauf erreicht im Durchschnitt € 61 pro Kopf und Jahr.
Rückgang bei Wohnungseinrichtung
Die Ausgaben für Einrichtung und Hausrat sind 2024 erstmals rückläufig: Im Schnitt geben die Österreicher € 1.762 für diesen Bereich aus, der Wohnungseinrichtung, Reinigung, Elektrogeräte sowie Geschirr und sonstigen Hausrat umfasst. Dabei sind die Ausgaben für die Wohnungseinrichtung per se um 7 % zurückgegangen. Auch der Trend zum Selbermachen verliert leicht an Dynamik: Der Bereich Do-it-Yourself verzeichnet ein Minus von 3 %.
Zuwächse gibt es hingegen in der alltäglichen Haushaltsführung: Die Ausgaben für Reinigungsdienste sowie die dazugehörigen Waren und Dienstleistungen steigen um 7 %.
Fazit
Die aktuellen Konsumdaten zeigen klar: Das Konsumverhalten der Österreicher wird bewusster und zielgerichteter. Statt impulsivem Shopping stehen heute Sicherheit, Lebensqualität und Genuss im Vordergrund – in Form von Sparen, Gesundheit und Gastronomie. Für den stationären Einzelhandel ist das ein deutliches Signal: Kaufkraft allein reicht nicht mehr – die Prioritäten der Konsumenten haben sich dauerhaft verschoben.