--}}
 

Was ist ein Mietvertrag (noch) wert?

Maklerinnen und Makler beklagen ein immer stärker werdendes Phänomen: Die Mietverträge, auch wenn sie bereits abgeschlossen sind, werden von den Mieterinnen und Mietern nicht eingehalten. Das Mietverhältnis wird einfach nicht angetreten. Mittlerweile haben nicht einmal die Verträge einen Wert – von Handschlagqualität einmal ganz abgesehen.

© seventyfourimages

Auf dem Vermietungsmarkt macht sich derzeit eine sehr unangenehme Entwicklung breit. Mietverträge werden von den Mieterinnen und Mietern nicht mehr eingehalten, von verbindlichen Mietanboten ganz zu schweigen. „In den letzten Monaten haben sich die Beschwerden unserer Mitgliedsunternehmen gehäuft, dass sich die Klienten nicht mehr an abgeschlossene Mietverträge halten“, so Arno Wimmer, Bundesberufsgruppensprecher der Immobilienmakler in der WKO. Sie werden zwar unterzeichnet, aber die Miete wird nicht angetreten. „Das ist nicht auf Wien beschränkt, wo wir diese Unsitte in zunehmendem Maße schon seit Längerem beobachten können, sondern dieses Verhalten zieht sich mittlerweile über das gesamte Bundesgebiet.“ In einem solchen Fall bestehen nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten. Der Vermieter hätte die Möglichkeit, auf Zuhaltung des Vertrages zu klagen, oder er könnte einen allfälligen Schadenersatz geltend machen.

Verschärfung nach Bestellerprinzip 

„Eigentlich hat sich diese Entwicklung durch das Bestellerprinzip verschärft“, so Arno Wimmer. „Bis zur Einführung des Bestellerprinzips bestand bei einem verbindlichen Mietanbot, das vom Vermieter angenommen wurde, die Möglichkeit, die Mieterprovision beim Mieter geltend zu machen. Mit Einführung des Bestellerprinzips kann beim Mieter, sofern mit diesem kein rechtswirksamer Suchauftrag abgeschlossen wurde, keine Provision mehr geltend gemacht werden. Der Makler hat auch keine Möglichkeit, gegenüber dem Mieter einen Anspruch auf Zahlung einer sonstigen Leistung geltend zu machen“, erklärt Wimmer.

Nicht nur ein gesellschaftliches Phänomen 

Die Entwicklung hat sicher auch mit den aktuellen Marktverhältnissen zu tun und ist nicht nur als gesellschaftliches Phänomen zu sehen, sich an gewisse Vereinbarungen nicht halten zu wollen. Mit der Änderung der Marktverhältnisse seit Beginn des dritten Quartals 2022 hat die Nachfrage nach Wohnungsmieten markant zugenommen. Wohnungssuchende, die eigentlich Eigentum erwerben wollen, aber nunmehr aufgrund der gestiegenen Zinsen und wegen der Einführung der KIM-Verordnung per 1. August 2022 keine Immobilienfinanzierung mehr erhalten, treten jetzt zusätzlich als Mieter in Erscheinung.

Der Mietenmarkt ist derzeit überlaufen, die Konkurrenz ist groß, und um auf Nummer sicher zu gehen, „sichern“ sich die Interessenten mit der Unterschrift auf dem Mietanbot bzw. Mietvertrag ab. Findet man ein besseres Angebot, so wird dieses vorgezogen, und vom gegenständlichen Vertrag wird zurückgetreten.

Die Situation ist einerseits für die Maklerunternehmen sehr unangenehm, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur leere Kilometer machen, sondern auch anderen potenziellen Interessenten abgesagt wurde. Für die Vermieter beginnt damit die Wohnungssuche wieder von vorne.

Gibt es Möglichkeiten?

Wie kann man diesem Phänomen als Maklerbüro entgegentreten? Arno Wimmer: „Der Immobilienmakler kann gegenüber dem Mieter keinen Anspruch geltend machen. Es bleibt nur die Möglichkeit, dass der Vermieter die entsprechenden Rechtsschritte unternimmt. Bei einer Klage auf Zuhaltung des Vertrags würde sich dies zeitlich hinziehen, und bei Geltendmachung eines Schadenersatzes ist der Schaden konkret nachzuweisen.“

Daher ist es verständlich, dass Vermieter nur selten den Rechtsweg beschreiten. Dies führt allerdings auch dazu, dass bei derartigen Mietern ein solches Verhalten noch bestärkt wird, weil keine Rechtsfolgen zu erwarten sind. „Sofern allerdings Vermieter verstärkt Rechtsschritte unternehmen würden und die Rechtsfolgen den Mietern mehr zur Kenntnis gebracht würden, wäre zu erwarten, dass dieses Phänomen rasch geringer wird“, meint Arno Wimmer: „Es wäre daher zweckmäßig, wenn sowohl in Printmedien als auch auf den Immobilienportalen auf die Rechtsfolgen bei derartigen Handlungen deutlich hingewiesen würde.“

07.07.2025

Deutschland zeigt, wie es nicht geht: Mietpreisbremse verlängert

Der Bundestag hat die Verlängerung der Mietpreisbremse bis Ende 2029 beschlossen – und damit heftige Kritik aus der Immobilienwirtschaft auf sich gezogen.

04.07.2025

»Die Schwerkraft gilt auch für die Immobranche«

Im Interview erzählt Thomas G. Winkler, was seine beste Entscheidung als CEO der UBM Development war und davon, was er heute anders machen würde. Er erklärt, warum am Baustoff Holz kein Weg vorbeiführt und verrät, welche Vision ihn antreibt und welche Branche ihn reizen würde, wenn ihn sein Karriereweg nicht zur UBM geführt hätte.

03.07.2025

Ausbildungslücken in der Architekturbranche – Marc Höhne über Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Fokus

Die gegenwärtigen Herausforderungen in der Architekturausbildung offenbaren signifikante Defizite in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung – zwei Schlüsselkompetenzen, die für die zukunftsorientierte Entwicklung der Branche unerlässlich sind. Marc Guido Höhne, seit 2022 Geschäftsführer innerhalb der internationalen DELTA Gruppe und verantwortlich für den Bereich „Integrale Beratung", identifiziert in einem exklusiven Interview wesentliche Handlungsfelder, die dringend einer Reform bedürfen.

Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    23.02.2024
  • um:
    07:00
  • Lesezeit:
    3 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    5
  • Inhaltsbewertung:
    3.40 / 5
  • Lesevergnügen:
    3.00 / 5
  • Jetzt bewerten

Werbung

Kategorie: Inland

Artikel:908

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 27/2025

Wir Gratulieren Raiffeisen Immobilien Österreich zu erreichten 20 Punkten!

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Platz 3

EHL Immobilien Gruppe

Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien

EHL Immobilien ist einer der führenden Immobiliendienstleister Österreichs und auf Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie Investment spezialisiert. Das Spektrum reicht von Immobilienvermittlung über Immobilienbewertung, Asset- und Portfolio Management bis zu Market Research und Investmentberatung. Die exklusive Partnerschaft mit dem globalen Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate sichert der EHL-Gruppe ein globales Netzwerk und Markt Know-how in 23Ländern.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News