--}}
 

Stadtentwicklung – vom amerikanischen Albtraum zum Wiener Wohntraum

Stadtentwicklung wird mittlerweile anders gedacht. Der Mehrwert einer Stadt entsteht nämlich zwischen den Immobilien.

Was waren wir nicht alle tief beeindruckt, wenn wir die Serien und Filme aus den USA der 60er-Jahre sahen. Schöne, saubere Vorstädte, in denen die Menschen in riesigen Häusern wohnten. Jeder ein eigenes Zimmer, Vorgärten, viel Platz und letztendlich ein Wohnparadies. Aber abseits des Paradieses sah die Realität ganz anders aus. Was die Serien nämlich nicht zeigten, war die Tatsache, dass hier ein städtebaulicher Super-GAU produziert wurde.

Der städtische Super-GAU

Man lebte in den Vorstädten, zum Einkaufen musste man mit dem Auto fahren und zur Arbeit auch – die Ausbildungsstätten waren ebenfalls nicht zentral. Dafür gab es genügend Pkws, die den nächsten GAU verursachten – das Verkehrschaos. Es lag keine Lösung näher, als die Bereiche miteinander zu verbinden. Arbeiten, Wohnen, Freizeit, Ausbildung, Leben. Aber es dauerte noch eine Weile, bis diese Idee akzeptiert wurden

Wobei – einige hatten es ja schon verstanden. Victor Gruen, ein österreichischer Stadtplaner und Architekt, zum Beispiel. Er emigrierte 1938 in die USA und wurde dort der „Vater des Shopping-Centers“, wobei nichts seiner Vision ferner sein konnte als dieser Titel. Gruens Ansinnen war ein ganz anderes: Er wollte neue Stadtzentren in den Vororten schaffen, da er bemerkte, dass in den USA einiges schieflief. Vielleicht konnte er das auch deshalb erkennen, weil er selbst aus Wien kam und wusste, wie Grätzel und Stadt AUCH funktionieren können.

“Mutter aller Einkaufszentren”

In den Gründerzeithäusern gab es schließlich eine Vermischung von Arbeiten, Wohnen, Handwerk und Verkauf. Dazu kamen noch die zahlreichen Märkte, die über die Stadt verteilt waren. Diese zentral gelegenen lebendigen Orte nahmen auch die Funktion von sozialen Treffpunkten ein. Genau diese fehlten aber vor allem in den USA, und so entwickelte Victor Gruen in den nordamerikanischen Vorstädten künstliche Zentren nach dem Vorbild einer europäischen Innenstadt. Er konzipierte in einem ersten Schritt ein offenes Stadtzentrum (1952 in Northland bei Seattle), ehe er 1956 die „Mutter aller Einkaufszentren“, das Southdale Center bei Minneapolis, eröffnete, das allerdings nicht nur zum Einkaufen sondern aus seiner Perspektive hauptsächlich als soziales Zentrum für die Vorstädte von Minneapolis dienen sollte.

In Kalamazoo, einer US-amerikanischen Durchschnittskleinstadt, wurden zwei Straßenblocks der Hauptstraße Burdick Street für den Autoverkehr gesperrt, um Platz für eine Mall im Stadtzentrum zu schaffen. In Wikipedia heißt es dazu: „Damit gelang Gruen ein Bruch mit der sukzessiven Unterwerfung des amerikanischen Stadtraums unter die Anforderungen des motorisierten Individualverkehrs.“ Angesichts zügiger Suburbanisierung und Motorisierung der US-amerikanischen Gesellschaft prognostizierte er den großen Verkehrskollaps in den Stadtzentren, wenn die baulichen Strukturen nicht umfassend an dieser Entwicklung ausgerichtet würden. Er hatte recht.

Eine andere Funktionsweise

In Österreich konnte man sich Anfang der 90er-Jahre viel von diesem amerikanischen Albtraum abschauen, und es war dadurch klar, dass Städte und Stadtzentren einfach anders aussehen müssen, um in Zukunft zu funktionieren. Denn Städte funktionieren immer nur so gut, wie die Menschen auch gerne darin leben wollen. Vor allem müssen sie krisenresistent sein. Wie anfällig Städte eigentlich für unerwartete Probleme sind, zeigt Covid-19. Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, ist das Gebot der Stunde – die Pandemie hat kräftig dazu beigetragen. Städte müssen resilienter werden, um in Zukunft noch lebenswert zu sein. Resilienz ist die Fähigkeit von Städten, künftige Herausforderungen – auf ökonomischer, ökologischer, sozialer und institutioneller Ebene – zu absorbieren, sich adäquat darauf vorzubereiten und entsprechend darauf zu reagieren.

Funktionieren kann das, indem wir wieder zurückgehen. Zurück in eine dörfliche Struktur. Neue Wege werden gesucht, neue Formen der Stadt – der Stadtentwicklung. Auch neue Wege, wie man das Zusammenleben gestalten kann. Bewusst soziale Strukturen in den Stadtteilen zu schaffen, ist vielleicht noch eine ferne Vision, aber für Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe, durchaus vorstellbar: „Günstige Studentenwohnungen, und die Studenten leisten dafür gewisse soziale Dienste.“

Urlaubsfeeling in der Stadt

„Urlaubsfeeling, ein funktionierender Kreislauf mit einer großen Unabhängigkeit und Leistbarkeit“, beschreibt Wolfdieter Jarisch die grundsätzlichen Ideen für neue Stadtzentren. Walter Hammertinger, geschäftsführender Gesellschafter von Value One: „Räume, in denen sich Kindern wohlfühlen, haben eine bestimmte Atmosphäre, und das passt dann für alle anderen Bewohner auch.“ So soll Stadt werden – lebenswert. „Wenn man durch eine Stadt geht und sich wohlfühlt, und wenn wir diese Stimmung erzeugen können, dann hat man in diesen Stadtteilen etwas geschafft, das einen Mehrwert liefert.“

„Grün und nicht das Gefühl haben, in einer großen Stadt zu wohnen – Sicherheit und eine gewisse Infrastruktur“, so umreißt Ernst Kovacs, Geschäftsführer von KE Wohnbau, seine Ideen und Wünsche. Kurze Wege und durchmischte Gebäude gehören ebenfalls dazu. Noch etwas wird die Stadt der Zukunft auszeichnen, ist Alexander Rössler, Head of Development Office der IMMOFINANZ, überzeugt: „Cradle to Cradle. Damit ist aber mehr als Nachhaltigkeit gemeint.“ Es geht ums Nutzen und Weitergeben in einer Gemeinschaft. Stadt nicht als gebaute Struktur, sondern als ein gemeinschaftliches Miteinander.

Stadt findet zwischen den Gebäuden statt.

22.04.2025

Markus Colle: Gebäudetechnik im Wandel: Partnerschaftliche Modelle als Schlüssel zum Erfolg

In einem aufschlussreichen Gespräch mit Markus Colle, Geschäftsführer der Styr Gebäudetechnik und der Styr Group, wurden die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der technischen Gebäudeausrüstung beleuchtet. Als etablierter Totalanbieter für Gebäudetechnik mit einem beeindruckenden Wachstumskurs gibt Colle wertvolle Einblicke in die Branchendynamik und die Bedeutung partnerschaftlicher Zusammenarbeit.

21.04.2025

Partnerschaftliches Bau-Projektmanagement: Aktuelle Entwicklungen und rechtliche Rahmenbedingungen

Im Rahmen des Branchentalks des Bau- und Immobilienreports wurden die bedeutenden Entwicklungen im Bereich des partnerschaftlichen Bau-Projektmanagements erörtert. Dr. Stephan Heid von Heid und Partner Rechtsanwälte, einer auf öffentliches Wirtschaftsrecht spezialisierten Kanzlei, lieferte dabei wertvolle Einblicke in die rechtlichen Rahmenbedingungen und aktuellen Trends.

19.04.2025

ImmoScout24, VÖPE, Drees & Sommer – Neues aus den Unternehmen

Neue Firmen, Jubiläen, Expansionen, Neugründungen, Aufstiege – viel los war zuletzt in in den heimischen Immobilienunternehmen.

Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    06.10.2021
  • um:
    07:00
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Trends

Artikel:510

Auch wenn Immobilien nicht beweglich sind, so sind es doch ihr Umfeld und ihr Innenleben. Viele Trends und Entwicklungen in unserer Welt betreffen entweder direkt oder indirekt die Immobilie. 
Einer der Megatrends des 21. Jahrhundert ist jedenfalls die Digitalisierung. Sie wird massive Veränderungen in unserer Gesellschaft bringen. Natürlich macht sie auch vor Immobilien nicht halt. Der digitalisierte Wandel verändert die Immobilienwelt in einem ungeahnten Ausmaß. Deshalb haben wir dieser digitalen Revolution neben den „Trends“ einen ganz wesentlichen Stellenwert eingeräumt.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 16/2025

Wir Gratulieren INFINA Credit Broker GmbH zu erreichten 20 Punkten!

INFINA Credit Broker GmbH

Brixner Straße 2, 6020 Innsbruck

Infina ist ein österreichweit tätiges, unabhängiges Beratungsunternehmen und der Wohnbau-Finanz-Experte für Immobilienfinanzierungen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Platz 3

Bondi Consult GmbH

Rotenturmstraße 13, 1010 Wien

Bondi Consult bietet Fachwissen in allen Bereichen rund um Immobilien. Als ambitionierte Gewerbeimmobilienentwickler und Consultingexperte liegt uns die Integration von Arbeiten, Lifestyle und Leben an neuentwickelten, urbanen Hotspots am Herzen. Komplexe Projekte und die Realisierung von Gewerbequartieren am Puls der Zeit sind nur mit Hilfe von erfahrenen Experten möglich.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News