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Schönbrunn, Belvedere & Co – Kulturgüter, das Erbe einer Nation

400 Einzelobjekte aus allen Epochen der letzten 800 Jahre und über 60 Liegenschaften verwaltet die Burghauptmannschaft Österreich unter der Leitung von Hofrat Reinhold Sahl. In den vergangenen acht Jahren als Burghauptmann pflegte er ein gemeinsames Erbe, das es seit dem Mittelalter in Österreich gibt. Die größte berufliche Herausforderung war für ihn aber ein Neubau.

Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?

Sahl: Der größte Wert ist, dass ich an österreichischem Kulturgut arbeite. Also an vielen Kulturgütern. Es ist das Gefühl, dass ich für etwas verantwortlich bin, was für Österreich extrem wichtig ist. Es ist dieses Besondere an der Geschichte, am Fundament und an den Wurzeln der Gesellschaft zu arbeiten und diese auch zu erhalten. Das ermöglicht auch einen Lerneffekt für die Zukunft, denn wer aus der Geschichte nicht lernt, der tut sich in der Zukunft schwer. Es ist faszinierend, was Österreich als Nation schon alles erlebt und durchgemacht hat.

Eine Immobilie hat eine gesellschaftliche Funktion, und sie ist enorm vielschichtig. Sie ist eine Zeugin der Vergangenheit und dient als Wegweiser in die Zukunft.

Meinen Sie damit historische Immobilien oder alle Arten von Immobilien?

Sahl: Sowohl als auch. Architektur, egal ob einst oder heute, ist ein Zeugnis gesellschaftlicher Erwartungen. Sie ist ein Phänomen, indem sie auch den gesellschaftlichen Kontext ihrer Zeit widerspiegelt. Man braucht sich ja nur die Hofburg anzusehen. Sie wurde gebaut, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen und etwas zu präsentieren. Es ist die Symbolik der eingebauten Architektur, der Zeichen, der Fresken, der Darstellungen. Sie ist ein gesellschaftliches Statement.

Wenn man die Masse an Wohnbauten ansieht, stellt sich manchmal die Frage, ob wir noch gute Architektur haben?

Sahl: Man darf die Masse nicht überbewerten. Es gibt unterschiedliche Strukturen, und, wie gesagt, Architektur hat ja eine gesellschaftliche Bedeutung. Eine Wohnung ist nicht nur ein Kastl, um darin zu schlafen und nicht nass zu werden. Das Haus hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie sich Menschen begegnen, wie sie sich treffen, wie sie Freundschaften schließen. Architektur kann die gemeinschaftliche Entwicklung fördern oder behindern.

Wenn man Konglomerate betrachtet, wo tausende Menschen auf kleiner Fläche wohnen, dann brauche ich nicht darüber nachzudenken, warum Konflikte ausbrechen. Qualitätsvolle Gemeinschaftsflächen sind notwendig für eine gesellschaftliche Entwicklung, denn die Menschen müssen sich begegnen können.

Welchen Stellenwert hat das „Bewahren kultureller Bauten“ für eine Nation?

Sahl: Es ist unerlässlich. Um im Baulichen zu bleiben: Kulturelle Bauten sind wie das Fundament eines Hauses. Sie können ein Haus neu bauen, wegreißen oder erweitern, doch die Fundamente sind immer stabil. Das trifft auch auf die kulturellen Bauten zu und damit auf die Entwicklung einer Gesellschaft. Wir wissen, wo wir herkommen und dass das Erhalten einer Kultur und das Lernen aus dieser für die weitere Entwicklung ein zentraler Faktor ist – und natürlich auch die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte.

Wir suchen als Gesellschaft eine Bestimmung, und wir brauchen die Quelle dazu. „Wo komme ich her, wo gehe ich hin?“ ist doch eine grundsätzliche Frage. Es ist eine immerwährende Suche des Menschen und der Gesellschaft.

Wo liegen prinzipiell die Herausforderungen bei der Erhaltung historischer Bauten und Liegenschaften?

Sahl: Leider geht es stark um die mangelnden finanziellen Ressourcen. Gerade dadurch sind wir aber auch gezwungen, extrem präzise zu arbeiten, um die notwendigen Maßnahmen für die Erhaltung der Gebäude zu setzen. Wir haben in Gebäuden mit unterschiedlichen Baujahren ab 1400 unterschiedliche Nutzungen, und das ist ebenfalls eine wirkliche Herausforderung.

Daher ist unsere Tätigkeit sehr objektspezifisch. Das Know-how und die persönliche Erfahrung der Mitarbeiter in der Burghauptmannschaft hinsichtlich Erhalt und Struktur solcher Objekte sind Leistungsfaktoren. Das Einzige, was bei uns Standard ist, ist, dass wir keinen haben, da eben alle Bauten individuell zu betrachten sind.

Was war in den vergangenen acht Jahren für Sie die größte Herausforderung?

Sahl: Ein Neubau. Nämlich die Integration des Parlaments innerhalb der Hofburg während der Zeit des Umbaus. Wir hatten keine Freiräume, und es war sehr diffizil und spannend, diese Aufgabe zu lösen. Es war technisch und organisatorisch etwas Besonderes, und von allen Varianten haben wir die beste und günstigste Lösung gefunden. Wir freuen uns sehr, dass wir das Gesetzgebungsorgan des Bundes bei uns beheimaten dürfen.

Gibt es ein „Baujahr“ oder eine Epoche, die sie stilistisch besonders fasziniert?

Sahl: Bestimmte Epochen gibt es nicht, aber die Hofburg zum Beispiel fasziniert mich, da sie als zusammenhängender Komplex alle Baustile vereint. Wir sitzen hier im ältesten Teil aus dem 13. Jahrhundert. Die Burg war ursprünglich Teil der Stadtbefestigung und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert. Der Vorteil war, dass die alten Objekte nicht weggerissen wurden, sondern der nächste Bauabschnitt in seinem damaligen Baustil angeschlossen wurde. Die Hofburg ist der größte zivile Baukomplex der Welt. Wir haben hier 2.600 Räume.

Der Vatikan ist zwar größer, aber der ist kirchlich.

Laut Statistik haben wir rund fünf Millionen Touristen, die einen der Räume direkt besuchen, und noch einmal weit über 20 Millionen, die nur durchgehen und Objekte anschauen, ohne ein Ticket zu lösen.

Das gebaute kulturelle Erbe Österreichs hat einen enormen Stellenwert für den Tourismus.

Sahl: Der Kulturtourismus in Österreich ist zu 80 Prozent von der Historie geprägt. Die Menschen kommen, um sich die alten Bauwerke anzusehen, und diese sind in der Tat ein hoher volkswirtschaftlicher Faktor. Und wir haben wirklich viele davon quer durch Österreich: zum Beispiel die Hofburg und das Schloss Ambras in Innsbruck, die Schlösser Belvedere und Schönbrunn sowie Schloss Hof.

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  • Erschienen am:
    17.05.2018
  • um:
    07:00
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