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Quo vadis, Facility-Management?

Die Zukunft des Facility-Managements gestaltet sich ganz anders, als viele glauben, meint Alexander Redlein im Interview. Wie sehr sich die Branche verändern wird, das hängt aber sehr wohl auch von ihren Protagonisten ab.

Sie waren beim IFMA Fusion, einem großen internationalen FM-Kongress in den USA, und haben auch– so wie jedes Jahr– Vorträge gehalten. Was waren die wichtigsten Themen beim Kongress?

Redlein: Die klassischen FM-Themen wie Wartung oder Instandhaltung haben niemanden interessiert, und bei den Vorträgen war gähnende Leere. Die Themen für die Zukunft sind „Arbeitsplatz“ und „Talent-Recruiting“– also wie ich als Firma motivierte und talentierte Mitarbeiter bekomme und vor allem auch im Unternehmen halte.

Die wirklich guten Leute aus der Generation Y wollen nur anheuern, wenn ihnen Flexibilität geboten wird: zu arbeiten, wo sie wollen und wann sie wollen. Das ist derzeit in den USA und Asien ein wichtiges Thema, und die Büroinfrastruktur wird sich anpassen müssen.

Inwiefern?

Redlein: Wenn Sie mehr flexible Arbeitszeiten ermöglichen müssen und auch verschiedene Team-Konstellationen haben, dann müssen Sie die entsprechende Arbeitsinfrastruktur innerhalb des Unternehmens schaffen. Ich rede hier nicht von Klimatisierung, Lampen im Gebäude oder Filtertausch.

Das zieht sehr weite Kreise und betrifft auch die Arbeit des Personalchefs. Die Arbeitsverträge müssen anders gestaltet sein, und zwar dahingehend, dass ich nicht anwesend sein muss, sondern dass die Arbeit erledigt wird. Das ist das Wichtige. Das Management des Unternehmens muss ebenfalls involviert werden, damit es versteht, dass sich die Arbeitszeiten ändern. Letztendlich führe ich nicht über Arbeitszeiten, sondern über Ziele.

Das ist eine neue Arbeitsphilosophie.

Redlein: Das ist die Herausforderung für die Babyboomer. Wir sind mit der Gewohnheit aufgewachsen, in der Früh einzustempeln und am Abend auszustempeln. Jetzt ist die Frage: Habe ich meinen Mitarbeitern eine entsprechend gute und interessante Aufgabe gegeben– egal, wo sie diese erledigen. Das ist die Kernherausforderung. Ich kann mittlerweile von überall arbeiten, wie es auch die Generation Y tut, und damit kommt die IT ins Spiel: Das Wichtigste ist, dass ich immer und überall Zugriff auf meine Daten und Programme habe: ob im Unternehmen, zu Hause, beim Kunden oder auf Urlaub.

In den vier Tagen in den USA war ich für jedermann erreichbar. Es ist niemandem aufgefallen, dass ich nicht da war– außer mir, wenn um zwei in der Früh das Telefon klingelte, weil ich ja in einer anderen Zeitzone war. Manche Unternehmen unterstützen die technologischen Möglichkeiten nicht optimal, und das wird für die Unternehmen in der Zukunft ein Problem werden.

Wie, glauben Sie, könnte sich diese Entwicklung auf die Büroflächen auswirken?

Redlein: Provokant gefragt: Brauche ich die? Die Wissensnomaden sind Spezialisten, und es werden immer mehr– dieser Trend ist weltweit zu beobachten. Eine funktionierende Technik wird immer wichtiger, und die muss als Basis funktionieren. Jetzt ist es aber auch egal, wo ich arbeite, und daher ist die wesentliche Frage: Wie schaffe ich es, einen Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden? Wenn du wirklich gut bist, kannst du überall arbeiten. Es wird aber nicht alle Büroflächen gleich treffen. Entscheidend wird sein, was man tut und welchen Arbeitsplatz man dafür benötigt– egal, in welcher Form. One size does not fit for all. Activity Based Working heißt eben: Je nachdem, welche Arbeit du machst, suchst du dir deinen Arbeitsplatz im Unternehmen aus.

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Redlein: Das Unternehmen Asics. Das Büro schaut wie ein Spiel- und Sportplatz aus. Neben den eigentlichen „Büroflächen“ gibt es eine Sporthalle. Dort können die Mitarbeiter trainieren, dorthin werden auch die Asics-Werbestars eingeladen oder Schulklassen, die dann am gleichen Platz turnen können, wo schon die Stars und Galionsfiguren des Unternehmens gespielt haben. In dieser Halle können auch die neuesten Produkte ausprobiert werden. Es ist eine Durchmischung des Arbeitsplatzes, und die Unternehmen nutzen ihre Basis, wenn man so sagen kann, um alle Beteiligten an die Marke zu binden.

Und natürlich die Mitarbeiter. Gamification ist das Schlagwort.

Können Sie das erläutern?

Redlein: Bei Gamification wird der Arbeitsplatz wie ein Spielplatz gestaltet, das Arbeiten soll spielend erfolgen. Einer der großen internationalen Trends, die es derzeit gibt. Beim „Spielen“ fühlt man sich wohler, ist kreativer und arbeitet letztendlich auch viel besser. Viele arbeiten auch freiwillig an einem Sonntag, weil sie eine tolle Idee haben.

Welche Rolle spielt hier FM?

Redlein: Es wird leider viel zu viel Technik verwendet und auf die Mitarbeiter kaum Rücksicht genommen, auch wenn es anders verkauft wird. Der Arbeitsplatz geht in Richtung Wohlfühlen und nicht in Richtung Haustechnik. Die ist nur dazu da zu unterstützen, und um es auf den Punkt zu bringen: Ich brauche keinen Kühlschrank, der nachbestellt und mir de facto erklärt, was ich essen soll.

Wir werden von der Technik überrollt?

Redlein: Lassen Sie es mich so sagen: Es geht nicht nur darum, dass die Energieeffizienz hoch ist, denn 80% der gesamten Kosten im Unternehmen sind Personalkosten. Wenn ich es nicht schaffe, dass die Mitarbeiter gesund bleiben, dann habe ich nur Kosten ohne eine Gegenleistung. Von Mitarbeitern, die von einer Klimaanlage pausenlos krank sind, hat ein Unternehmen nichts. Wichtig ist, dass sie gesund sind und sich wohlfühlen. Die Frage der Zukunft wird lauten: Was macht den Mitarbeiter glücklich und produktiv? Damit schließt sich der Kreis.

Inwiefern?

Redlein: Für die Firmen ist es wichtig, talentierte Mitarbeiter zu bekommen, sie im Unternehmen zu halten und dafür zu sorgen, dass sie gesund und motiviert bleiben. Man muss sie bei den Innovationen unterstützen und ihnen auch Entscheidungsmöglichkeiten geben. Der Mitarbeiter muss sich entfalten können– das wird das Rennen entscheiden.

FM hat direkten Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter. Wenn ein Mitarbeiter krank ist, dann kann er nicht arbeiten und verursacht nur Kosten. FM beeinflusst das direkt. Es geht aber darüber hinaus: FM kann Mitarbeiter durch eine geeignete Arbeitsumgebung motivieren, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und direkt zum Unternehmenserfolg beizutragen.

Muss dann auch das Facility-Management eine neue Rolle übernehmen?

Redlein: Es gibt drei Bereiche, die für die weitere Entwicklung notwendig sind: die Personalabteilung, die Technik und das Facility-Management. Und einer dieser drei wird der Leader sein und die unterschiedlichen Stränge koordinieren, damit es zu einem integrativen Angebot kommt. Das ist aktuell ein Thema, über das international diskutiert wird: Werden die drei Bereiche gleichrangig sein oder übernimmt einer die Führungsrolle? Wird das vielleicht in jedem Büro anders sein? Wird das vom Unternehmen abhängen?

Hat das „alte“ FM ausgedient?

Redlein: Wenn ich unter FM nur verstehe, dass ich reinige und schaue, dass das Gebäude nicht abbrennt, dann wird FM ein Subdienstleister werden. Außer man ist im FM bereit, die Basis der Produktivität zu schaffen und das ins Verständnis von FM aufzunehmen.

Es ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung, und es werden diejenigen positiv aussteigen, die lernen, dieses neue Leistungsspektrum abzudecken.

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Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:

Professor bei

Technische Universität Wien

Professor bei

TU Wien, IFM E330/5
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    06.07.2015
  • um:
    16:52
  • Lesezeit:
    5 min
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Kategorie: Trends

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