--}}
 

Baubranche – fit für die Zukunft?

Bauen muss neu definiert werden, neue substanzielle Lösungen sind gefragt. In der Baubranche wird man umdenken müssen– einige Vordenker wie Christoph M. Achammer tun dies bereits und blicken mit der Immobilien-Redaktion in die Zukunft. Wenn die „industriellen Strukturen“ einmal greifen, wird es sehr rasch Veränderungen geben.

Worin sehen Sie derzeit die großen Herausforderungen in der Baubranche?

Achammer: Die Planungs-, Bau- und Immobilienindustrie steht in den nächsten Jahren vor der substanziellen Herausforderung, jene Reorganisationsprozesse, die der Rest der Industrie bereits hinter sich hat, endlich umzusetzen. Noch immer produzieren die vorhandenen Misstrauensstrukturen „Bauherr gegen Planer gegen Ausführung gegen Betrieb“ über 30% Verschwendungspotential in jedem einzelnen Teilprozess.

Was ist die Folge daraus?

Achammer: Dies führt dazu, dass die Baukosten kontinuierlich steigen, die Gesamtkosten–speziell am Wohnungsmarkt– für die zukünftigen Nutzer nicht mehr leistbar sind und gleichzeitig die Gewinnmarchen aller Beteiligten auf einem ökonomisch nicht nachhaltigen, niedrigen Niveau bleiben– wenn sie überhaupt positiv sind.

Inwiefern betreffen Ihre Aussagen auch den Bestand?

Achammer: Neben diesen notwendigen Prozessveränderungen wird sich im Hochbau der Schwerpunkt in den nächsten Jahrzehnten auf den kreativen Umgang mit der bereits gebauten Substanz verlagern. In allen wesentlichen Planungszweigen beobachten wir den Trend, Bestandsstrukturen zu adaptieren oder alternativenNutzungen zuzuführen. Dies bringt ganz neue Herausforderungen für die Planungs- und Bauindustrie. Beginnend von der präzisen Bestandserfassung hinsichtlich Nutzung und technischenZustands über die Entwicklung neuer Planungsmethoden zur Ergänzung der bestehenden Modelle bis hin zu alternativen Baumethoden und Materialien, die der Aufgabenstellung von lebenszyklusorientierten Gebäuden gerecht werden.

Dabei muss die unterschiedliche Lebensdauer verschiedener Gebäudeteile schon in der Planung berücksichtigt werden. Tragstrukturen können 100 Jahre überdauern, Fassade und Dach erfordern nach 30 Jahren einen Austausch und Haustechniksysteme müssen zum Teil nach 15 Jahren erneuert werden. Darüber hinaus erfordern kürzere Nutzungszyklen viel höhere Flexibilität im Innenausbau, der teilweise in 5- bis 10-Jahreszyklen komplett verändert wird.

Was sind für Sie die Grundvoraussetzungen für ein nachhaltiges (energieeffizientes) Bürohaus?

Achammer: Vorerst muss klargestellt werden, dass Energieeffizienz nur einen ganz kleinen Teil des Anspruchs an die Nachhaltigkeit eines Gebäudes erfüllt. Sowohl hinsichtlich der ökonomischen wie auch der ökologischen Beurteilung spielt der Energieverbrauch eine Rolle, die sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich bewegt.

Darüber hinaus muss der Benchmark auch in diesem Bereich nicht der Energieverbrauch, sondern die CO2-Belastung unter Berücksichtigung der Herstellungs-, Wiederaufbereitungs- und und Entsorgungsprozesse der verwendeten Materialien sein. In diesem Zusammenhang sind die nationalen und europaweiten Energiesparauflagen ein Beispiel sehr eingeschränkter, wenn nicht gar kontraproduktiver Politik.

Was müsste Ihrer Meinung nach geschehen?

Achammer: Um die Vitruvschen Tugenden (Marcus Vitruvius Pollio war ein römischer Architekt, Anm. d. Red.) für ein gutes nachhaltiges Haus zu erfüllen– utilitas, fimitas etvenustas– (Nützlichkeit, Stabilität und Schönheit, Anm. d. Red.) müssen auch im Bürohausbau Gebäude integral entwickelt werden. Das heißt, ausgehend von der Bestellqualität der zukünftigen Nutzer müssen Architekten und Ingenieure intelligente und ästhetisch anspruchsvolle Lösungen entwickeln, die mit einem Minimum an Ressourcenverbrauch bei der Errichtung und einfacher Bedienung hohen Nutzerkomfort garantieren.

Auch wenn die Energiekosten möglicherweise noch für längere Zeit Marginalien darstellen, sollte ein Bürogebäude in unseren Breiten nicht notwendigerweise nur mit einer hochkomplexen Haustechnikanlage benutzbar sein.

Lebenszyklus von Gebäuden– Ihre Gedanken dazu?

Achammer: Die meisten Definitionen für die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden versuchen dies letztlich mit einer lebenszyklusorientierten Kostenbetrachtung quantifizierbar zu machen. Diese reine Kostenbetrachtung greift aber bei der Lebenszyklusbeurteilung von Gebäuden zu kurz, da eine seriöse Nachhaltigkeitsdefinition jede Menge an nicht-monetarisierbaren Kriterien umfasst.

In welchem Bereich sehen Sie die Zukunft des Bauens?

Achammer: Obwohl die Bauindustrie wesentlichen Anteil an jeder Volkswirtschaft hat, ist sie zumindest in Hochbau weitgehend forschungsfrei. Abgesehen von der Forschung zu neuen Baumaterialien und der Erforschung der Baugeschichte liegen erstaunlicherweise wenige Ergebnisse hinsichtlich der Inhalte und Konsequenzen der Planungs- und Bauprozesse wissenschaftlich dokumentiert vor. Damit fehlt ein wichtigerHebel, um Planungsprozesse substanziell verändern zu können. Die nunmehr populären Gebäudezertifikate haben hier zwar auf der Marketingebene eine erfreuliche Bewegung ins Spiel gebracht und die Immobilienindustrie auf dieses Thema zumindest aufmerksam gemacht, aber inhaltlich noch nicht zu wirklichen substanziellen Veränderungen beigetragen.

Wie könnte eine substanzielle Veränderung aussehen?

Achammer: Um wirkliche Veränderungen herbeizuführen, sind meines Erachtens drei durchaus optimistische Ausblicke möglich.

Wir müssen versuchen, unsere Diskussionen präziser zu führen und wissenschaftlich zu untermauern. Wir können künftig so komplexe Systeme wie Häuser nicht nur in Geld, CO2-Werten oder gar Energieverbräuchen klassifizieren. Ein Bruchteil der heute eingesetzten Mittel zur scheinbaren Reduzierung des Energieverbrauchs würde–umgeleitet in Forschung und Entwicklung–zu vielfach höheren Multiplikatoreffekten führen.

Wir müssen unsere Prozesse ändern. Nachhaltige und lebenszyklusorientierte Gebäude sind ohne integrale Planung nicht möglich. Was uns die gesamte restliche Industrie seit Jahrzehnten vormacht, muss auch in der Bauindustrie ankommen. Beginnend bei der Berufserwartung über die Ausbildung bis hin zur gelebten Praxis und den daraus resultierenden neuen Strukturen werden sich sehr schnell Veränderungen ergeben.

Die Möglichkeit, virtuell Gebäude zu modellieren, bevor der erste Stein gesetzt wird, sind unter dem Überbegriff BIM–Building Information Modeling–nunmehr reale Möglichkeit. Damit werden wir in die Lage versetzt, Gebäude vor ihrer Errichtung nach verschiedensten Kriterien zu simulieren, und können damit in ganz neue Qualitätswelten vorstoßen. Die ewige Ausrede, dass Bauen nicht industriell sein kann, weil Gebäude immer Prototypen sind, wird mit dem Anspruch von Industrie 4.0–industriell arbeiten mit Losgröße 1–endgültig zu Ende sein.

04.07.2025

»Die Schwerkraft gilt auch für die Immobranche«

Im Interview erzählt Thomas G. Winkler, was seine beste Entscheidung als CEO der UBM Development war und davon, was er heute anders machen würde. Er erklärt, warum am Baustoff Holz kein Weg vorbeiführt und verrät, welche Vision ihn antreibt und welche Branche ihn reizen würde, wenn ihn sein Karriereweg nicht zur UBM geführt hätte.

03.07.2025

Ausbildungslücken in der Architekturbranche – Marc Höhne über Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Fokus

Die gegenwärtigen Herausforderungen in der Architekturausbildung offenbaren signifikante Defizite in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung – zwei Schlüsselkompetenzen, die für die zukunftsorientierte Entwicklung der Branche unerlässlich sind. Marc Guido Höhne, seit 2022 Geschäftsführer innerhalb der internationalen DELTA Gruppe und verantwortlich für den Bereich „Integrale Beratung", identifiziert in einem exklusiven Interview wesentliche Handlungsfelder, die dringend einer Reform bedürfen.

02.07.2025

Weiter gedacht … Franz Kafka, die Projektentwicklung und 2027

Da es hin und wieder Anfragen in der Redaktion gibt, warum wir auf der Immobilien-Redaktion zum Beispiel auch Spatenstiche von Wohnobjekten veröffentlichen, später über die Dachgleiche berichten und dann noch, wenn sie fertiggestellt sind, hier der Grund:

Geschrieben von:

Chefredakteur bei

Immobilien Redaktion
Interview-Partner:

Christoph M. Achammer

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    10.11.2016
  • um:
    12:23
  • Lesezeit:
    4 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Trends

Artikel:516

Auch wenn Immobilien nicht beweglich sind, so sind es doch ihr Umfeld und ihr Innenleben. Viele Trends und Entwicklungen in unserer Welt betreffen entweder direkt oder indirekt die Immobilie. 
Einer der Megatrends des 21. Jahrhundert ist jedenfalls die Digitalisierung. Sie wird massive Veränderungen in unserer Gesellschaft bringen. Natürlich macht sie auch vor Immobilien nicht halt. Der digitalisierte Wandel verändert die Immobilienwelt in einem ungeahnten Ausmaß. Deshalb haben wir dieser digitalen Revolution neben den „Trends“ einen ganz wesentlichen Stellenwert eingeräumt.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 26/2025

Wir Gratulieren Enteco Concept GmbH zu erreichten 24 Punkten!

Enteco Concept GmbH

Burggasse 104, 1070 Wien

Enteco ist eine Immobilien-Marketingagentur aus Wien mit Schwerpunkt Digital Marketing. Wir beschäftigen uns mit der Digitalisierung der Immobilienbranche.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

ARE Austrian Real Estate GmbH

Trabrennstraße 2B, 1020 Wien

Mit einem Portfolio von 582 Bestandsliegenschaften und rund 35 Projekten in Entwicklung zählt die ARE Austrian Real Estate zu den größten österreichischen Immobilienunternehmen. Eine ihrer Kernkompetenzen ist die Entwicklung zukunftsweisender Stadtteile und Quartiere mit durchdachter Infrastruktur. Bei der Bewirtschaftung ihres breitgefächertes Portfolio an erstklassigen Büro-Objekten setzt die ARE auf kontinuierliche Bestandsoptimierung und individuelle Nutzungskonzepte mit bestmöglichem Service für ihre Kund*innen. Höchste Nachhaltigkeitsstandards und das Bekenntnis zum Klimaschutz stehen dabei stets im Zentrum des Wirtschaftens.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

aspern Die Seestadt Wiens

Seestadtstraße 27, 1220 Wien

aspern Die Seestadt Wiens ist eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. Bis in die 2030er Jahre entsteht im Nordosten Wiens – im dynamischen 22. Wiener Gemeindebezirk – eine Stadt mit Herz und Hirn, in der das ganze Leben Platz hat. In mehreren Etappen werden hochwertiger Wohnraum für mehr als 25.000 Menschen und über 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen. Auf dem Fundament von innovativen Konzepten wächst ein nachhaltiger Stadtteil, der hohe Lebensqualität mit dynamischer Wirtschaftskraft verbindet.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News