Die neuen Arbeitsplätze brauchen Flexibilität und Vernetzung

Die flexiblen Arbeitsplätze kommen auf breiter Basis in der Berufswelt an. Aber Funktionalität ist nicht alles – es geht vermehrt um das Netzwerk.

Der amerikanische Architekt und Designer George Nelson blickte in seinem Aufsatz „The Future of the Office?“ im Jahr 1983 bereits weit in die Zukunft: „Vielleicht ist für einige Menschen nicht das Büro der beste Ort, um eine Rede oder einen wichtigen Bericht zu verfassen, sondern vielmehr eine Art Arbeitsnische in einer Bibliothek mit Telefonverbot. Für andere ist es vielleicht ein freier Tisch in der firmeneigenen Cafeteria oder Snackbar.“ Dank Smartphones, mobilen Computern und der Cloud benötigen wir heute keinen festen Arbeitsplatz mehr, um viele unserer täglichen Aufgaben zu erledigen. „Die neuen Technologien verändern aber nicht nur die Art, wie wir arbeiten, sondern auch das Umfeld, in dem wir arbeiten“, meint Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer von SIGNA. Die Digitalisierung ermöglicht das dezentrale und damit ortsunabhängige, flexible Arbeiten im Home-Office, im Café oder im Coworking-Space. De facto überall.

Youngsters treiben die Entwicklung an

Viele Generationen sind im Arbeitsprozess vertreten, die unterschiedliche Meinungen zur „Büroarbeit“ haben. Die einen tun sich schwerer, in einem flexiblen Umfeld zu agieren, und die anderen leichter, aber der Weg zum digitalen Arbeitsplatz ist definitiv vorgezeichnet. „Auch wenn es derzeit eher die Youngsters sind, deren Einstellung die flexiblen Arbeitsplätze vorantreibt“, wie Alexander Redlein, Professor an der TU Wien, meint, so gibt es doch auch immer mehr ältere Arbeitnehmer, die sich von den Vorteilen der Unabhängigkeit von Zeit und Ort überzeugen lassen. Das reicht so weit, so Redlein, dass „viele überlegen, anders in die Pension zu gleiten und nicht mit einem Schlussstrich“. Die Flexibilität ist in der Gesellschaft angekommen und wird sich in den kommenden Jahren immer weiter ausbreiten, wobei auch die technische Leistungsfähigkeit ihren Teil dazu beitragen wird. „Die Technologie überholt uns im Arbeitsumfeld“, meint Redlein: „Artificial Intelligence ist schon überall drin.“ Die Technologien werden einfacher und ermöglichen immer mehr Nutzungen, „daher passt sich auch der Mensch schneller an“.

Arbeiten, wo es Spaß macht

Die klassischen, linear angelegten Büros mit langen Gängen, von denen aus man in einzelne Büros geht, entsprechen nicht der flexiblen und agilen Denkweise moderner Unternehmen, sondern behindern diese. Bei den Arbeitsplätzen lösen sich Grenzen auf, und es entsteht eine Atmosphäre, „die wir als ,work-as-pleasure-environment‘ bezeichnen – wo man also leicht und gerne arbeitet, so wie man gerade möchte“, sagt Thorsten Heiling, Geschäftsführer Vitra Österreich. Arbeiten, wo jeder will, Hauptsache, die Umgebung stimmt, und die Freude an der Tätigkeit ist vorherrschend. „Flexibilität beginnt nicht bei der Gestaltung der Arbeitsplätze, sondern schon viel früher – in der Haltung der Unternehmen und ihrer Denkweise“, so Heiling. Und diese manifestiert sich auch in und durch den Menschen.

Klassisches Beschäftigungsverhältnis ist out

Ein weiterer Trend unterstützt diese Entwicklung, wie Redlein feststellt. „Die Leute werden immer selbstständiger. Ich habe auf der TU viele Studenten, die wollen gar kein klassisches Beschäftigungsverhältnis mehr haben.“ Sie werden für bestimmte Aufgaben und Arbeiten von den Firmen eingestellt und in Teams eingesetzt. Daher sei es auch sinnvoll, wie Heiling meint, „bei der Gestaltung von Büros und der Wahl des Interiors immer von Teams auszugehen und nicht von einzelnen Arbeitsplätzen“.

Team-Spirit auch ohne Team

Bei Coworking steht der Teamgedanke ebenfalls im Vordergrund. Wenngleich sich in den Räumlichkeiten auch Personen treffen, die unabhängig voneinander agieren, ist der Spirit in der Community doch entscheidend „Die Rolle des stationären Büros muss also neu gedacht werden. Zukünftig muss das Office noch stärker zum sozialen Sammelpunkt werden, an dem sich Mitarbeiter gerne aufhalten und sich begegnen, um sich auszutauschen zu können“, so Stadlhuber. Und vernetzen. Denn der persönliche Kontakt zwischen Team- oder eben Community-Mitgliedern ist immer noch wesentlicher als alle „Likes“ auf einem virtuellen Datenplatz. Daher ist der Arbeitsplatz nicht nur in seiner Funktionalität entscheidend, sondern auch durch die Möglichkeit, Gleichgesinnte in einem attraktiven Umfeld zu treffen.

Netzwerken im Team oder als Einzelner

Wer dies in einem – wenn auch nur befristeten – Team innerhalb einer Firma tut, der hat seine Netzwerke bereits in der Arbeitsstruktur vorgegeben. Für die zahlreichen „Ich-AGs“ sind Work-Spaces ideal. In den USA gibt es bereits Work-Hubs mit eigenen Schwerpunkten, wo sich Mieterinnen und Mieter zusammenfinden „und voneinander profitieren. Das macht einen Work-Space auch aus“, so Redlein. Um die Ecke gibt es dann den nächsten Work-Space mit einem anderen „Thema“. Auch in Österreich ist in den größeren Städten eine derartige Vernetzung innerhalb der Work-Spaces zu erwarten beziehungsweise zu beobachten. Der beste Arbeitsplatz ist eben nicht der mit der stylischen Einrichtung, sondern derjenige, der den sich Einmietenden auch ein effektives Netzwerk bringt. Heiling: „Agiles Arbeiten basiert immer auf dem Netzwerkprinzip, das von der physischen Umgebung unterstützt wird.“

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  • Erschienen am:
    26.09.2019
  • um:
    07:24
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Geschrieben von:

Walter Senk

Walter Senk ist Chefredakteur der Immobilien-Redaktion, die er 2010 gründete. Er ist seit über 25 Jahren Journalist mit dem Fachgebiet „Immobilien“. Er konzipiert und betreut Newsletter und Magazine für Medien und Unternehmen, moderiert Veranstaltungen und leitet Podiumsdiskussionen. Sein Motto: Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative.

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