Von Traum und Realität

Schlösser haben immer schon die Fantasie angeregt, und in Österreich gibt es viele davon– auch die „kleinere“ Ausgabe, wie zum Beispiel Herrenhäuser.

Große, gediegene Räume, lange Gänge, einladende Flächen, riesiger Park– so sieht ein echter Kindheitstraum aus, der mit einem „Schloss“ verbunden ist. Und man kann sich diesen auch tatsächlich in Österreich erfüllen: Schlösser gibt es in den heimischen Gefilden ausreichend und wem das zu groß oder zu teuer ist, der findet auch ein entsprechendes Angebot an Herrenhäusern, von denen einige einem Schloss in der Größe und Fläche um nichts nachstehen. Träume hat jeder, und daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich die Nachfrage nach diesen Immobilien „quer durch die Bevölkerung zieht“, so Eggert Koch, Geschäftsführer Dr. Koch Traumrealitäten, wobei dies natürlich auch eine finanzielle Frage ist. Aber der Traum hat auch einen realen wirtschaftlichen Hintergrund, denn so Koch: „In meinen Augen ist ein altes Objekt, das gut hergerichtet ist, werthaltiger als eine neu gebaute Luxusvilla.“ Es sind nun einmal unwiederbringliche Objekte, die über ganz Österreich verteilt sind und von einer Zeit erzählen, die teilweise bis ins 14. oder 15. Jahrhundert zurückreicht.

Keine echten Renditeobjekte

Als Renditeobjekte werden diese Immobilien aber nicht gesehen. „Ein Schloss oder Herrenhaus ist allenfalls eine Anlage, in die ich sehr wohl investiere, aber sicher nicht zu Renditezwecken“, erklärt Fridolin Angerer von Spiegelfeld International: „Schlösser, so wie es sie bei uns gibt, sind nicht der Umsatzbringer schlechthin.“ Mit dem Kauf alleine ist es noch nicht getan, schließlich sind die monatlichen Aufwendungen entsprechend hoch. Da rentiert es sich fast nicht, das Objekt nur zu bewohnen, ab einer gewissen Größe werden zahlreiche Objekte auch als Firmensitz genutzt oder eine zusätzliche Nutzung in Erwägung gezogen. „Wirklich schwierig wird es bei den richtig großen Objekten mit drei-, vier- oder fünftausend Quadratmetern Nutzfläche“, weiß Angerer: „Da gehört noch ein Nutzungskonzept dahinter, sonst kauft das keiner.“ Wobei hier auch die Lage wiederum ein Problem sein kann, denn Schlösser oder Herrenhäuser in der Einschicht sind als Firmensitz schwierig, weil sie zu abgelegen sind. Auch wenn sie nicht die Renditen bringen, eine Wertsteigerung spielt für die Käufer dennoch eine Rolle. „Hochwertige Immobilien werden als Investition auf eine lange Zeit gesehen“, so Edith Strohmaier, Geschäftsführerin der Edith Strohmaier Immobilien in Graz: „Alles, was rar ist und begehrt, wird weiterhin beliebt sein.“

Was auch bei Schlössern zählt, ist die Lage

In einem unterscheiden sich Schlösser und Herrenhäuser allerdings nicht von der Eigentumswohnung, meint Alexander Kurz, Geschäftsführer der Immobilienkanzlei Alexander Kurz: „Bei diesen Objekten ist es genauso wie bei allen anderen: Die Lage sollte gut sein.“ In der Nähe einer schönen Stadt wie Wien, Graz oder Salzburg sind diese Wohnsitze natürlich besonders begehrt, „vor allem weil ich sie auch als Hauptwohnsitz nutzen kann“, so Kurz. Wie gesagt: nur in der Nähe, nicht mittendrin. Denn eine Immobilie dieser Art kauft man auch aus einem anderen Grund, erklärt Angerer: „Wer ein Herrenhaus oder ein Schloss kauft, will auch Privatsphäre erwerben. Wenn dieses Objekt mitten in der Stadt steht, dann ist das etwas anderes als mit einer entsprechenden Gartenanlage rundherum. Niemand will, dass die Autos bei seiner Haustüre vorbeifahren.“ Höchstens das eigene und das ist vermutlich groß genug.

Nationale und internationale Käufer

Auch bei der internationalen Klientel sind diese Wohnsitze beliebt, denn diese kommt ja nicht mit dem Auto, sondern mit dem Flugzeug. „Ob der Flughafen dann Wien oder Salzburg heißt, ist egal“, so Koch. Alexander Kurz ergänzt: „Da muss aber dann auch wirklich alles passen, denn diese Kunden können natürlich auch in einem anderen Land kaufen.“ Wobei die österreichischen Immobilien sehr geschätzt werden, was mit den üblichen Attributen zu tun hat, für die Österreich bekannt ist: Natur, Sicherheit, Stabilität, …

Die Wirtschaftslage spielt in diesem Segment eine untergeordnete Rolle. Der Markt ist ziemlich stabil, vor allem weil die Käufer bestimmte Vorstellungen von einem idealen Schloss oder Herrenhaus haben. Dazu Angerer: „Bei Schlössern macht niemand einen Kompromiss. Wenn jemand ein Barockschloss will und ich biete ihm eines aus der Renaissance an, dann fährt er wieder.“

Liegenschaft Co.

Neben den eigentlichen Gebäuden spielt aber noch ein anderer Aspekt eine wichtige Rolle. Es ist nämlich auch oftmals der Grund und Boden, der mit diesen Objekten in Verbindung steht– vielleicht nicht der ausschlaggebende Kauffaktor, aber doch ein positiver Nebeneffekt, dass er miterworben wird. Man erfreut sich an der umgebenden Natur, erkennt aber auch einen Nutzen darin. Überhaupt „sehe ich, dass die Leute in Grund und Boden gehen, damit meine ich land- und forstwirtschaftliche Flächen. Es gibt durch die Krise eine stärkere Nachfrage nach Acker, Land und Wald“, so Angerer. Für diese Liegenschaften sind die Anfragen auffällig gestiegen. Jedes Objekt hat sein Für und Wider und manchmal muss die Traumvorstellung vor den realen Einflüssen passen. Allerdings „entschieden wird– wenn die Basisvoraussetzungen passen– nach dem Gefühl“, bestätigen alle Makler quer durch Österreich und damit ist letztendlich die Traumvorstellung doch größer als der finanzielle oder der wirtschaftliche Aspekt. Oder wie es Koch auf den Punkt bringt: „Kaufentscheidend ist dann die Liebe auf den ersten Blick.“

Artikel aus dem GEWINN Oktober 2011

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  • Erschienen am:
    10.10.2011
  • um:
    10:24
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Geschrieben von:

Walter Senk

Walter Senk ist Chefredakteur der Immobilien-Redaktion, die er 2010 gründete. Er ist seit über 25 Jahren Journalist mit dem Fachgebiet „Immobilien“. Er konzipiert und betreut Newsletter und Magazine für Medien und Unternehmen, moderiert Veranstaltungen und leitet Podiumsdiskussionen. Sein Motto: Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative.

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